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Satans Ritter

Satans Ritter

Titel: Satans Ritter
Autoren: Vampira VA
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sich von der anderen Seite der Stahltür her humpelnd nähert - leise, zarte Laute, hinuntergedämpft bis auf einen Hauch von einem Geräusch . Du würdest es wohl nicht einmal hören können.
    Dann klimpern die Schlüssel an dem Bund, das er immer mit sich führt, bis er den passenden gefunden hat und ihn mit zittrigen, gichtgeplagten Fingern in das Schloß schiebt.
    Anschließend drückt er mit einiger Anstrengung die schwere Türe auf, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob die schabenden und knarrenden Geräusche, die dabei entstehen, von den Scharnieren stammen oder von seinen alten Knochen und Gelenken.
    Dann schlurft er näher an das Gitter heran, wobei er sich aber niemals näher heranwagt als bis auf zwei Meter .
    Ich konnte von der ersten Begegnung an seine Angst riechen. Ein abstoßender, penetranter Gestank ist die Angst - fast noch stechender und unangenehmer als der Duft, den Schimmel und Katzenurin verbreiten.
    Ja, vom ersten Augenblick an wußte ich, daß er eine Scheißangst vor mir empfindet. Daß er sich Mühe geben muß, jedesmal aufs Neue, daß er die Kontrolle über seinen lädierten Schließmuskel und seine kranke Blase behält ... Daß er nicht der Angst erlaubt, sich auf seinem fleckigen, faltigen Gesicht auszubreiten ... oder in seiner Hose ...
    Doch er kann die Furcht vor mir versteckt halten, wo er will - ich rieche sie dennoch und weiß, wie es in ihm aussieht .
    Tapferer alter Mann . Ein bißchen bewunderte ich ihn ja anfangs auch. Es nötigte mir Respekt ab, wie er mich überrascht hat, als ich hier unten in diesem Gewölbe aus meinem tiefen Tagesschlaf erwachte. Wie er schaffte, mich hierher zu bringen, während ich paralysiert war von der Kraft des Sonnenlichts .
    Raffinierter alter Mann. So gebrechlich und doch so mutig ... So dachte ich zunächst.
    Mittlerweile weiß ich, daß ihm nur die Angst diese tollkühne Tat diktiert hat . die Angst um sein erbärmliches altes Leben, an dem er sich mit seinen gichtigen Fingern festkrallt. Die Angst vor dem großen Mysterium Tod, diesem unbekannten Land, in das die Sterblichen so ungern reisen .
    Daß ihm der Tod freilich bereits den Arm reicht, um ihn zu stüt-zen auf dem Weg hinüber zur anderen Seite - auch das kann ich an ihm riechen. Zusammen mit dem Gestank der Angst und den zahlreichen Aromen, welche die Luft in diesem Keller mit sich trägt, ergibt das ein Sammelsurium von Düften - wie von einer Jauchegrube im Hochsommer .
    Ich sagte wohl bereits: Das Schlimmste ist der Geruch .
    »Ich weiß, was du bist.«
    Das waren die ersten Worte, die er an mich richtete. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, auch wenn es bereits eine ganze Weile her sein muß. Ich erinnere mich an sein Gesicht dabei - wie er gelächelt hat. Kein freundliches Lächeln. Bei diesen Worten schien er sogar für einen Moment seine Scheiß-Angst zu vergessen. Stattdessen: Überheblichkeit. Häme. Das Bewußtsein, Herr der Lage zu sein.
    Armer kleiner Mensch .
    »Ich weiß, was du bist.« - Als hätten diese Worte eine Macht, eine Magie, die mich dazu verdammte, mich auf dem feuchten Kellerboden vor ihm zu winden und ihn um die Gnade anzuwinseln, mich wieder aus diesem Gefängnis zu entlassen.
    Doch ich blickte ihn nur an in diesem Moment und verriet ihm nicht, welche Gedanken mir durch den Kopf gingen. Erst wollte ich hören, was er überhaupt von mir wollte, was diese »Entführung« -oder wie immer man das, was er mit mir angestellt hatte, auch nennen mochte - bewirken sollte .
    »Ich weiß, was du bist«, wiederholte er und setzte hinterher: »Und ich will, daß du mich zu einem von deinesgleichen machst - dann lasse ich dich gehen. Vorher nicht.«
    Sprach's und wartete auf meine Antwort. Oh, armer kleiner Mensch!
    Eine ganze Zeit geschah gar nichts. Dann jedoch konnte ich mein Gelächter nicht länger zurückhalten, und mir schien es, als würde unter dem brüllenden Lachen das marode Mauerwerk erzittern.
    Der Wechsel in seinem Gesichtsausdruck erheiterte mich nur noch mehr - wie dieses überhebliche, siegessichere Lächeln aus seinem Antlitz gewischt wurde und etwas Neuem, Unsicheren und auch ein klein wenig Geschockten Platz machte. Auf jeden Fall sah er ziemlich dämlich aus .
    Wütend wandte er sich ab, humpelte ungelenk, aber hastig zur Stahltür zurück und knallte nach sich die Tür lautstark ins Schloß. Hinter meinem Gelächter konnte ich noch hören, wie er erstaunlich schnell vom Kellergewölbe fortlief - ein Feldherr, der der Stätte seiner
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