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Satans Ritter

Satans Ritter

Titel: Satans Ritter
Autoren: Vampira VA
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hatte Tattu gelegt, und nur ein einziges war durch Benjis Einsatz dem Vernichtungsfeldzug der Fremden entgangen .
    Erneut schweifte der Blick des Jungen zu der leeren Hülle, in der Tattus Sproß zur Welt gekommen und die nach dem Schlüpfen verdorrt und abgestorben war, als wäre eine Nabelschnur durchtrennt worden. Nackt und verletzlich hatte sich die Kreatur auf dem Boden der im Wald versteckten Hütte gewälzt und war nur zögerlich zur Ruhe gekommen. Perfekt ausmodellierte, rubinrote Augen hatten die beiden Inuit, den Alten und den Jungen, gemustert. Geschlechtsorgane waren auch jetzt noch nicht erkennbar.
    So gesehen hätte es sowohl Mann als auch Frau sein können - oder nichts von beidem. Doch seine Züge waren männlich hart, fast grausam, obwohl sie anfänglich noch keinen sehr ausgereiften, keinen sehr »fertigen« Eindruck gemacht hatten.
    Binnen weniger Stunden nach Verlassen des Kokons hatte sich dies geändert, hatte sich der bleiche Körper weiterentwickelt. Er war gewachsen. Man hatte ihm förmlich dabei zusehen können, wie er größer und vollkommener wurde.
    Doch nun .
    ... schien Stillstand eingetreten zu sein. Schien die Glut im Blick des Geschöpfs noch fiebriger, noch verlangender zu glosen als zuvor!
    Manilaaq hat recht, dachte Benji. Es ist von derselben Art wie Tattu. Nein - es ist Tattu ...
    Die Fremden mochten glauben, daß sie den Weltenschöpfer umgebracht hatten. Aber der Weltenschöpfer war unsterblich. Er hatte Vor-sorge getroffen für den Fall, daß ihm sein Körper geraubt würde ...
    Seit Benji den Kokon geborgen und zur Hütte gebracht hatten, kümmerten er und Manilaaq sich um die Brut. Und nun war sie aus dem Kokon hervorgekrochen und war hungrig.
    Nach einem kurzen Wortwechsel verließ Benji die Hütte. Als er ins Freie trat, war ihm, als lockere sich der eiserne Ring, der sich zuvor um seinen Brustkorb gepreßt hatte. Echte Erleichterung verspürte er indes nicht.
    Die Hütte war schneegekrönt wie die mächtigen Bäume und der Boden ringsum. Eine Straße gab es in weitem Umkreis nicht, nicht einmal einen Pfad, der unter der weißen Kruste erkennbar gewesen wäre. Ein eisiger Nordwind fauchte. Ein paar Meilen entfernt, dort, wo der Wald aufhörte, lag Nuiqtak, das Dorf der Toten.
    Ja, nicht nur Tattu, auch der größte Teil seiner Brut und die Ältesten des Dorfes waren getötet worden.
    Hingerichtet, dachte Benji Hosteen.
    Zwei Fremde waren gekommen, Mann und Frau. Sie hatten die Hütten durchkämmt und ein blutiges Massaker angerichtet.
    Jeder von Tattu erwählte Eingeborene, der das Mal getragen hatte, war von der schwarzhaarigen jungen Frau umgebracht worden, während sich der ältere und noch um ein Vielfaches erbarmungsloser wirkende Mann um die Kokons gekümmert hatte.
    Eine Weile hatte Benji das Morden aus sicherer Deckung heraus beobachtet, ehe er sich zurückgezogen und einen der wertvollen Kokons in den Wald hinaus getragen hatte. Ohne ein einziges Mal innezuhalten, ohne sich ein einziges Mal nach Verfolgern umzusehen, war er zu seiner Hütte marschiert, wo er Tattus Kind (oder Wiedergeburt) sorgsam verstaut hatte. Danach war er ein weites Wegstück zurückgegangen und hatte seine Spur im Schnee mit einem Zweig verwischt.
    Manilaaq hatte ihn trotzdem gefunden. Aber gegen Manilaaq war nichts einzuwenden.
    Die Mörder, so hatte der Schamane ihm berichtet, waren nach getanem Werk wieder verschwunden. Es schien sich um mächtige Widersacher Tattus vielleicht schon seit Urzeiten zu handeln. Vergleichbar übernatürliche Wesen wie er, die des Fliegens und anderer Wunderdinge fähig, jedoch der anderen Seite zugehörig waren!
    Mörder ... Ein wenig wunderte sich Benji selbst darüber, daß er die Fremden als Mörder betrachtete, es Tattu aber verzieh, was dieser seit seiner Ankunft getan hatte, um bei Kräften zu bleiben. Sein Elixier war Menschenblut gewesen. Und er hatte es sich ausgiebig von den Bewohnern des Dorfes genommen, bevor er damit begann, sich aus sich selbst zu reproduzieren.
    Benji schloß kurz die Augen und ließ die Kälte gegen die dünnen Häute seiner Lider fauchen.
    Für einen kurzen Moment glaubte er Manilaaq zu hören, der ihm von drinnen etwas nachrief. Dann verwischte dieser Eindruck.
    Benji öffnete die Augen wieder und stapfte durch die fahle Morgendämmerung weg von der Hütte, in Richtung Nuiqtaks.
    Die meisten Bewohner des Dorfes lebten noch. Einen davon mußte er bewegen, ihm zu folgen. Einen Schwachen, Wehrlosen.
    Geschlecht und Alter waren
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