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Satans Ritter

Satans Ritter

Titel: Satans Ritter
Autoren: Vampira VA
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Schlafes hatte der Symbiont ein Catsuit geformt, das allein den Kopf, die Hände und Füße aussparte. Der zarte Stoff des Mimikrykleides war kaum fühlbar. Sein Federgewicht ließ Lilith darüber hinwegsehen, daß auch dies nur eine weitere Monstrosität war, die ihr Leben begleitete: ein mimikryfähiges Stückchen von der Haut der Ur-Lilith, das sich in extremen Gefahrensituationen in einen Panzer von undurchdringlicher Härte verwandeln konnte.
    Früher, das hatte sie aus der EWIGEN CHRONIK erfahren, war der Symbiont sogar eine fürchterlicher Waffe gewesen - eine Waffe gegen Vampire. Wie hätte er wohl Anum in Liliths unmittelbarer Nähe akzeptiert und toleriert, wenn er immer noch diese Waffe gewesen wäre?
    Sie lächelte versonnen.
    Dann erstarrte sie.
    Anums Augen waren geschlossen, und dennoch fühlte sie Blicke auf sich, fühlte sie sich . beobachtet!
    Ohne ihre Haltung zu verändern, erhöhte sie ihre Wachsamkeit, lauschte nicht mehr in sich, sondern in ihre Umgebung.
    Nicht weit von diesem unterirdischen Flecken lag die versunkenen Kirche, die längst von der Oberwelt vergessen war - und in der Landru gestorben war. Wo ihm Lilith einen armlangen Eichenpflock in die Brust gestoßen hatte.
    Der Keil hatte Landrus Schicksal besiegelt. Aber Landru war im Tode nicht zu Asche zerfallen wie die Kinder des Kelchs. Hier war deutlich geworden, wie drastisch er sich wirklich von ihnen unterschieden hatte. Er war von Geburt an von schwarzem Geblüt gewesen, hatte nicht erst aus einem Menschenkind bei der Kelchtaufe geformt werden müssen.
    Anum schien Landru aufgrund der Art, wie er gestorben war, noch zusätzlich zu verachten. Er war hingegangen und hatte den Leichnam seines Bruders mit Hütermagie in Brand gesetzt und so doch noch eingeäschert. Offenbar wollte er jedes Risiko ausschließen.
    »Es ist gut, daß er so gestorben ist«, hatte er nur gemeint. »Der Tod, den ich ihn hätte erleiden lassen, wäre weniger schnell vonstatten gegangen.«
    »Das klingt, als hättest du ihn abgrundtief gehaßt«, hatte Lilith gesagt.
    »Nein«, hatte er erwidert. »Es war kein Haß. Es war . Enttäuschung. Wenn du unseren Traum kennen würdest - wenn du bereits alles über die Hohe Zeit und ihre Struktur wüßtest, würdest du mich verstehen. Aber du wirst es erleben. Worte sind schal, mit ihnen kann ich dir nicht beschreiben, was dich - uns - erwartet. Zwanzig sollten über diese Welt herrschen, nun sind es zwei. Aber zwei, die stark und entschlossen sind wie zwanzig .«
    »Du und ich?«
    »Ich und du«, hatte Anum bestätigt.
    Anum . In seiner Anwesenheit sah Lilith sich fast außerstande, klare Gedanken zu fassen.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, war noch nicht gewichen.
    War Landru wirklich vernichtet?
    In diesem Augenblick zweifelte Lilith daran. In diesem Augenblick hätte sie geschworen, ihm gleich Auge in Auge gegenüberzustehen und begreifen zu müssen, daß er sie getäuscht hatte - wieder einmal.
    Wie Phönix aus der Asche wird er mir gegenübertreten ...
    Langsam erhob sie sich und gab sich Mühe, den Anschein zu erwecken, dies ohne besonderen Anlaß zu tun. Sie machte ein paar Schritte, als müßte sie sich die Beine vertreten. Unter ihren nackten Fußsohlen knirschten Sand und kleine Steine.
    Absichtlich entfernte sie sich von der Stelle, aus der sie sich beobachtete fühlte - und wechselte übergangslos in die Metamorphose.
    Ein menschliches Auge mußte beim Versuch scheitern, der blitzschnellen Drehung und dem anschließenden, rasenden Flug der großen Fledermaus zu folgen.
    Liliths veränderte Gestalt jagte wie ein Projektil durch den halb verschütteten Durchgang, der zum Kirchenschiff führte. Zu dem Ort, an dem Landru sein langes, reiches Leben ausgehaucht hatte.
    Dann befand sie sich in dem kurzen, stollenartigen Gang und prallte mit einer Person zusammen, die - daran gab es in derselben Sekunde schon keinerlei Zweifel mehr - nicht Landru war.
    Eine Person, die Lilith kannte!
    Sie schaffte es ihm letzten Moment, das animalische, auf erbarmungslosen Kampf ausgerichtete Programm in sich zu stoppen.
    Das kleine Mädchen mit dem schwarzlockigen Haar und den reinsten, den unschuldsvollsten Augen, in die Lilith je geblickt hatte, schrie erstickt auf, als es von der Wucht des Zusammenstoßes umgerissen wurde.
    Auch Lilith ging zu Boden und begrub dabei das jüdische Mädchen unter sich, das seine Eltern an die Vampire von Jerusalem verloren hatte. 5
    Aus den Augenwinkeln heraus sah sie noch die zweite Gestalt
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