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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Autoren: Nicole Laue
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an.
    „Wer bist du?“ hauchte ich ihm leise entgegen.
    „Bist du der Schatten aus dem Baum?“
    Ich blickte an mir hinunter, ich trug keine Schuhe. Barfuß und nur spärlich bekleidet mit einem dünnen, kurzen und nicht gerade blickdichten Nachthemd, stand ich mitten auf der Wiese im Hinterhof.

Wie kam ich eigentlich hier hin? Und vor allem, was mache ich hier?
    Die fremde Gestalt schritt langsam auf mich zu. Die Konturen formten sich zu einem attraktiven und sanftmütigen Gesicht. Trotz der Dunkelheit konnte ich im Schein des Mondlichts erkennen, dass seine Augen bläulich schimmerten. Sein braunes, leicht gewelltes Haar umrahmte sein markantes und blasses Gesicht. Er blieb in annehmbarem Abstand vor mir stehen und sagte: „Nein, das bin ich nicht. Aber ich bin deswegen hier.“
    Unbehagen kroch an mir hoch und ich spürte, wie ein Zittern folgte und sich eine Gänsehaut, wie eine Schlange um mich bog.
    „Was soll das alles? Wer bist du? Und was willst du von mir?“
    Der Fremde sah mich geduldig an und sagte dann leise: „ Ich bin Christopher, dein Vater.“
    Mir verschlug es die Sprache. Ich stand fast nackt, mitten in der Nacht, im Hinterhof unseres Mietshauses vor einem fremden Mann, der behauptete mein Vater zu sein. Die anfängliche Angst verflog sofort und kaltschnäuzig erwiderte ich: „Mein Vater ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.“
    Das genutzte, persönliche „du“ verschwand aus meinem Wortschatz und das distanzschaffende `Sie` nahm seinen Platz ein.
    „Und wagen Sie es sich nie wieder, mich zu beobachten. Sollte ich Sie noch einmal in der Nähe unseres Hauses sehen, rufe ich die Polizei.“
    Der Fremde blickte zu Boden, dann wieder zu mir und erwiderte: „Ich begegne dir in deinem eigenen Traum. Wenn ich wieder fort bin, wirst du sofort erwachen. Aber jetzt musst du mir einfach nur zuhören. Sarah, glaube mir, ich bin dein Vater.“
    Er sah erneut auf, unsere Blicke trafen sich.
    „Woher kennen Sie meinen Namen", japste ich und versuchte Luft zu holen. „Und wer verdammt noch mal sind Sie?“
    „Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen. Die nächsten Tage wird dir ein Mann begegnen, sein Name ist Lionel. Du darfst ihm auf keinen Fall vertrauen. Und Sarah…ruf Christine an, sie wird dir alles Weitere erklären.“
    „Christine? Meine Mutter?“ schrie ich erschrocken und sah ihn mit großen, fragenden Augen ungläubig an. Meine Stimme versagte für den Moment und wie in Trance fügte ich kaum hörbar hinzu: „Woher kennen Sie den Namen meiner Mutter?“
    „Es ist Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Du bist nicht mehr länger sicher. Viele Dinge werden sich in deinem Leben von nun an ändern. Ich kann dir das nicht alles erklären. Ich dürfte gar nicht hier sein und muss dich nun auch wieder allein lassen.“
    „Warte", rief ich ihm nach.
    „Ich habe ein paar Fragen.“
    Er schenkte mir ein liebevolles, fast schon fürsorgliches Lächeln, das mich auf seltsame Weise verwirrte, denn in seinen Gesichtszügen konnte ich keinerlei böse Absichten entdecken.
    „Hüte dich vor Lionel!“
    Seine Stimme wurde leiser und seine Gestalt verwandelte sich in eine durchsichtige, unbeschreibliche Figur, die sich langsam einfach in Nichts auflöste.
    „Warte doch mal!“
    Allem Anschein nach konnte er mich jedoch nicht mehr hören, er war genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war. Im gleichen Moment öffnete ich die Augen und starrte in Martins Gesicht.

Was war das denn jetzt?
    Zeitgleich fiel mir eines von Marys Büchern ein, der Titel war mir in guter Erinnerung geblieben:
    Träume - der Schlüssel zum eigenen Ich.

Tja, damit wäre dann ja wohl alles gesagt.
    Ich war ein verzogenes Einzelkind, das ohne Vater aufwachsen musste. Kein Wunder, dass sich das eines Tages bemerkbar machen würde. Ich presste meinen Kopf ins Kissen und fiel trotz des seltsamen Traumes, in einen tiefen und ruhigen Schlaf.
    „Guten Morgen", brummte es neben mir.
    „Mmmmm“ grummelte ich zurück, blinzelte verschlafen und zwang mich, die Augen zu öffnen. Keine zehn Zentimeter vor meinem Gesicht entfernt, leckte sich Martin über seine Lippen. Blitzschnell flutschte das schlabbrige Teil zurück in seine Mundhöhle und zwei feuchte Lippen näherten sich bedrohlich meinem Mund. Ich riss den Kopf zurück, sprang aus dem Bett, rannte ins Bad, rief noch schnell durch den Türrahmen „Ich muss mal dringend", und schlug die Badezimmertüre zu.

Puh, gerade noch geschafft, Schwein gehabt. Ohne
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