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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Autoren: Nicole Laue
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Rundherum herrschte eine tödliche Stille. Vor mir lag, wie aus dem Nichts einfach aufgetaucht, eine Art unterirdischer See. Ich befand mich in einer dunklen Höhle, die mich mit ihren kalten Wänden erbarmungslos einschloss. Die Wasseroberfläche vor mir war mit einem schwarzen und trüben Film überzogen und der Geruch von totem Fisch brannte sich in meine Schleimhäute. Fäulnisgase, die mir auf penetrante Weise meine Atemwege verschlossen, ätzten sich tiefer in mein Gehirn.

Wo bin ich hier?
    Ich fuhr mit der Hand durch mein Gesicht und mit den Fingern meinen Hals entlang. Es fühlte sich nass an. Ich blickte auf meine Hand. Sie waren voller Blut. Hektisch tastete ich meine Hals ab. Mit der Fingerkuppe konnte ich zwei Löcher fühlen. Mein Verstand war matt und getrübt, doch ich wusste sofort was geschehen war. Ich begann zu zittern.

Man hat mich gebissen!
    Es musste Lionel gewesen sein. Niemand anderes kam dafür in Frage. Was war nur passiert? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Eben lief der Wächter der Stadt noch vor mir her und ich versuchte ihm krampfhaft zu folgen und im nächsten Moment war er verschwunden. Ich blutete und die Wunde schien sich nicht schließen zu wollen. Was war nur geschehen? Der Geruch nach verfaulten Innereien und Kadaver war immer noch so aufdringlich, dass ich würgte.

Das ist ja nicht auszuhalten!
    Ich beugte mich nach vorne und aus meinem Mund lief eine klebrige gelbe Suppe, die mit einem Klatschen auf den steinigen Boden aufkam. Danach folgte ein Schwall frisches Blut. Wieso hatte der Altvampir mich gebissen und was machte ich in dieser Höhle? Und wo verdammt noch mal war der Ausgang? Ich sah mich schwächelnd um. Alles drehte sich und ich musste zu meinem Bedauern feststellen, dass mich meine Kräfte verlassen hatten. Es gab nun keinen Eingang mehr und keinen Ausgang. Ich war eingeschlossen von felsigen Wänden, die bedrohlich näher zukommen schienen. Überall glitzerten Stalaktiten von der Decke und aus dem Boden schossen verschieden große Stalakmiten, die wie kleine Glühwürmchen in verschiedenen Farben leuchten und somit der trüben Dunkelheit ein wenig schwaches Licht brachten. Ich versuchte zu atmen, rang nach Luft, der Sauerstoffgehalt schien immer knapper zu werden und der Geruch schien sich für die Ewigkeit unerträglich tief in meine Nebenhöhlen einzubrennen. An den felsigen Wänden spiegelte sich plötzlich tausendfach Lionels Gesicht. Er lachte laut auf. Wie hatte er mich bloß hier hin gelockt? Hektisch sah ich mich um. Wo war der Gang geblieben, auf dem ich eben noch hier hin gelangte? Ich musste irgendwie hier raus! Meine Lunge schnürte sich zu. Die Wunde an meinem Hals begann zu brennen und ich presste meine Finger auf die heiße Haut. Blut strömte aus der Halsarterie und spritzte mit Druck auf mein Shirt. Die Blutung war nicht zu stoppen und mir wurde schwarz vor Augen. Dann tat sich unter mir der Boden auf und ich fiel durch ein Loch direkt in einen dunklen Tunnel hinein, immer tiefer und immer schneller. Mit Todesangst im Genick versuchte ich den Fall zu stoppen, breitete die Arme aus und hoffte irgendwo Halt zu finden, doch ich riss mir nur die Fingerbeeren an etwas hartem, scharfkantigem auf und stürzte weiter in die schwarze Tiefe.
    Dann wurde es hell und heiß. Unter mir schlugen Flammen in die Höhe und ich fiel mitten in das glühende Spektakel hinein. Ich schrie auf. Meine Kleidung fing sofort Feuer und ich brannte lichterloh. Durch die Flammen erschien erneut Lionels Gesicht und mit einem breiten Grinsen sah er mich herausfordernd an.
    „Mach es gut, Amulett. Wir sehen uns in der Hölle.“
    Mit pochendem Herzen und einem nass geschwitzten Nachthemd saß ich kerzengrade im Bett.
    Meine Glieder zitterten und ich schnappte nach Luft. Durch das Fenster fiel fahles Mondlicht. Ich versuchte tief ein und aus zu atmeten, meine Lungen blähten sich auf und ich begann zu schreien „Born into the light“ um die Spuren der Nacht aus meiner Seele zu wischen. Einen Augenblick später stand ich unter der Dusche und ließ das heiße Wasser über mich laufen. Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur dort gestanden habe, doch als ich das Bad verließ, war der kleine Raum durch den heißen und feuchten Dampf so vernebelt, dass man die Luft hätte schneiden können.
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