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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer
Autoren: Ake Edwardson
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schwarz, dort
war gar kein Licht mehr. Auch der Mond war hinter all dem Schwarzen
verschwunden. Wir konnten einander kaum noch sehen.
    Dann blitzte es für eine Sekunde wieder auf.
    „Es brennt!“
    Ich erkannte Jannes Stimme in der Dunkelheit. Er ging ein Stück
entfernt rechts von mir. „Es brennt unterm Schlafsaal!“
    „Das ist die Küche!“, rief Micke.
    Wieder sah ich das Aufflammen, aber diesmal verschwand es nicht. Es
wuchs. Zuerst flackerte es im Fenster ganz links. Dann im Fenster daneben. Dann
im dritten. Wir schlichen nicht mehr. Wir stürmten auf das Haus zu, so schnell
wir konnten. Es brannte in einem der Bäume vor der Küche. Der Stamm war schief
und die Flammen leckten an ihm herab und hinein durchs offene Küchenfenster.
    Kerstin lief vor mir. Sie war schneller als ich. Oben wurde ein
Fenster aufgerissen.
    „Hilfe! Hilfe!“
    Das Gesicht war gefleckt im Feuerschein. Ich erkannte einen der
kleineren Jungen, hatte aber seinen Namen vergessen.
    „Hilfe! Wir können nicht raus!“
    Ich versuchte den Abstand zwischen dem Fenster und der Erde
abzuschätzen. „Sie haben sie eingeschlossen!“
    Es war viel zu hoch. Wer von dort oben sprang, konnte sich alle
Knochen brechen, oder das Genick. Unter den Fenstern war kein weiches Gras,
nur einige Bänke. Wir würden es nicht schaffen, sie beiseite zu ziehen.
    „Brennt es im Saal 1 ?“, rief ich.
    „Nein“, antwortete jemand von oben.
    „Der Blitz ist eingeschlagen!“, rief ich.
    Im Fenster vor mir zuckten Flammen auf. Ich nahm Rauchgeruch wahr.
    Kerstin war auf dem Weg zum Speisesaal.
    „Kerstin!“
    Sie drehte sich nicht um, als ich rief. Ich lief
hinter ihr her. Gleichzeitig sah ich die Indianer über den Hof stürmen. „Es
brennt!“, rief der Bogenschütze. „Ich weiß! Wir müssen alle rausholen!“
    „Wo sind sie    „Da oben.“ Ich zeigte im Laufen nach oben. Ich hatte fast die
Außentreppe erreicht. „Versucht das Feuer zu löschen!“
    In der nächsten Sekunde war ich auf der Treppe und stürzte ins Haus.
Die Indianer waren dicht hinter mir. Ich sah Kerstin die Treppe zum Schlafsaal
hinaufrennen und hinter einer Ecke verschwinden.
    „Da drinnen!“ Ich zeigte zur Küche. Durch die
Türöffnung quoll Rauch, aber nicht viel. „Vielleicht hat sich das Feuer doch
noch nicht richtig ausgebreitet.“
    „Vielleicht können wir es löschen“, sagte der mit den Federn. „Dort
drinnen gibt's doch Wasser.“
    Ich hörte Kerstin etwas von oben rufen.
    Die Indianer liefen zur Küche. Kerstins Gesicht tauchte wieder auf.
    „Sie haben sie in einem Saal eingeschlossen!“
    „Wir versuchen hier unten zu löschen!“
    „Wo ist der Schlüssel?“, rief sie. Ja, wo? Dort, wo
die Alte ist, dachte ich. Hinter mir hörte ich Stimmen. Teile der Truppe
stürmten herein.
    „Wir müssen das Feuer löschen!“, schrie Lennart, der neben mir stehen
geblieben war. „Wir müssen alle rausholen!“
    „Helft den Mohikanern in der Küche“, rief ich. „Ann, Weine und Mats,
ihr helft oben Kerstin.“
    Die drei stürmten die Treppe hinauf. Die anderen liefen in die Küche.
    Ich dachte an das Büro der Alten. Dort waren die Schlüssel. Dorthin
mussten sie auch Klops gebracht haben. Ich lief durch die Halle. Die Tür zum
Büro war geschlossen und ich blieb davor stehen und versuchte ruhiger zu atmen.
Drinnen war es still. Hier roch es nicht nach Rauch und hier war auch kein Lärm
mehr zu hören.
    Ich legte die Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Die Tür
war nicht verschlossen und ich schob sie auf.
    Dort drinnen rührte sich nichts. Alle Lampen schienen zu brennen,
überall war es hell. Das Fenster stand offen. Dort draußen war der See, er
blinkte und glitzerte. Ich sah den Schreibtisch der Alten. Darauf lag nichts
weiter als die Tüte mit meinen Schokoladenbonbons.
    „Ich wusste, dass du kommen würdest.“
    Ich zuckte zusammen, als ich ihre Stimme hörte.
    Ich drehte mich um und da stand sie direkt hinter mir. Sie musste
hinter der Tür gewartet und sich dort versteckt haben. Jetzt versperrte sie den
Ausgang. Sie streckte die Arme aus, als wären sie Schwerter. Aber das einzige
Schwert hier drinnen war das, was ich am Gürtel trug. Ich tastete nach dem
Griff. Er war kalt. Die Kälte beruhigte mich ein wenig. „Es brennt in der
Küche“, sagte ich.
    „Ich hab nichts bemerkt“, sagte die Alte, ohne sich zu rühren. Sie
schaute mich an, aber es war, als wären ihre Augen blind. Sie sah aus, als
schlafwandle sie. Ihre Stimme schien aus
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