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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer
Autoren: Ake Edwardson
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Janne.
    Zwischen den Bäumen tauchten Autoscheinwerfer auf.
    „Dann ist es also Zeit.“ Micke lächelte.
    Aber es war nicht die Feuerwehr. Vom Büro der Alten hatte ich
telefoniert. Das Polizeiauto fuhr als erstes Fahrzeug einer langen Reihe
durchs Tor und ich ging auf den Hof und winkte ihnen.
     
    17
     
    Jetzt ist es weit nach Mitternacht. Morgen, könnte man sagen. Es gibt
nicht mehr viel zu erzählen. Die Mohikaner hatten Christian entdeckt, als sie
ihr Kanu aus dem Versteck holen wollten, um einige der kleineren Kinder ans
andere Ufer zu bringen. Christian war im Mondschein mitten auf dem See
geschwommen, und dann war er untergegangen wie ein Stein. Die Mohikaner hatten
ein Tau um seinen Oberkörper gewickelt und ihn zurückbugsiert.
    Er wurde im selben Polizeiauto weggebracht wie die Alte. Die Köchin
brauchte einen Krankenwagen, sie hatte eine Rauchvergiftung.
    Die Alte hatte mich durch die Autoscheibe angesehen. Sie hatte gesagt,
kein Erwachsener würde mir glauben, aber das stimmte nicht.
    Der Mond verbreitet weiter sein blaues Licht über das Schloss. Hier
sitze ich jetzt. Wir werden es wieder aufbauen, Stein für Stein, Turm um Turm.
Nicht sofort, aber eines Tages werden wir es tun, das haben wir einander
geschworen.
    Vom Camp her riecht es nach Rauch. Ich bin nicht sicher, ob man es
überhaupt erklären kann. Dinge geschehen, manchmal, weil sie müssen, manchmal,
obwohl sie es nicht müssten. Manche Dinge sind schrecklich. Und die schrecklichsten
Dinge sind am schwersten zu erklären.
     
    Ich höre die Geräusche der Nacht. Jetzt bin ich allein. Ich habe immer
noch mein Katana und mein Wakizashi bei mir. Der Vogel schreit über dem See. Er
kann auch nicht schlafen, irrt über den Himmel und schreit. Bald werden die
Haubentaucher wach, die Dohlen, Möwen und Schwäne.
    Morgen oder besser gesagt heute treffe ich Kerstin. Vielleicht werden
wir einfach nur reden. Ich glaube nicht, dass sie Kenjutsu trainieren will,
jedenfalls nicht im Augenblick. Wir werden gut frühstücken, jetzt, wo es die
Küche vom Camp nicht mehr gibt. Vielleicht gegrillte Barsche. Die schmecken
fast genauso gut wie die Schokolade. Die ist nun endlich, wo sie hingehört. Im
Magen. In meinem Magen und in dem von Klops, Kerstin, Janne und all den
anderen. Die Schokolade reichte für viele. Wie viele Stückchen ich auch
verteilte, es waren immer noch welche in der Tüte.
    Janne ist im Augenblick nicht hier. Er ist mit den Mohikanern in die
Stadt gefahren. Der Bogenschütze will seine Eltern fragen, ob Janne nicht bei
ihnen wohnen darf, damit er nicht Bauernknecht werden muss. Meine Mutter kommt
wohl auch bald. Sie ist nicht mehr unterwegs. Sie haben sie irgendwo in
Norrland aufgegriffen. Wenn ich Kraft dafür habe, muss ich sie fragen, was sie
dort gesucht hat. Im Augenblick habe ich für gar nichts Kraft. Aber ich lass
später mal von mir hören, vielleicht aus Japan.
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