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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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habe im Krieg gegen den Shogun gekämpft«, antwortete Jack. Soweit er sich erinnerte, hatte Ronin bei der Ankunft der Polizisten geschlafen. Dann hatte er hoffentlich nicht gehört, dass auf Jacks Kopf eine Belohnung ausgesetzt war. Seine Chancen standen schlecht, wenn Ronin plötzlich beschloss, ihn auszuliefern und die Belohnung zu kassieren.
    »Auch viele Samurai haben gegen den Shogun gekämpft, aber er lässt sie deswegen nicht suchen. Warum bist du etwas Besonderes?«
    Jack überlegte kurz, auf welcher Seite Ronin wohl gestanden hatte, traute sich aber nicht, zu fragen. »Weil ich Ausländer bin …«
    »Das sehe ich.« Ronin bedachte Jack mit einem prüfenden Blick, der allerdings nicht abwertend war. »Aber auch das erklärt nicht, warum der Shogun ausgerechnet dich sucht.«
    Dafür konnte es viele Gründe geben. Jack vermutete, dass es letztlich mit dem Portolan zu tun hatte. Shogun Kamakura gehörte zu den wenigen Menschen in Japan, die von der Existenz und Bedeutung des Logbuchs wussten. Drachenauge, der den Portolan im Auftrag des portugiesischen Priesters Pater Bobadillo gestohlen hatte, hatte vor seinem Tod noch versucht, ihn für Kamakura zurückzuholen, allerdings ohne Erfolg. Offenbar hatte der Shogun, der inzwischen an die Macht gelangt war, den Portolan nicht vergessen. Doch Jack wusste, dass es leichtsinnig gewesen wäre, Ronin zu vertrauen, auch wenn er ihm das Leben gerettet hatte. Er beschloss deshalb, den Portolan nicht zu erwähnen.
    »Ich bin auch ein Samurai«, erklärte er stattdessen.
    »Ein Gaijin, der Samurai ist?« Ronin lachte ungläubig. »Wer um alles in der Welt hat dich zum Samurai ausgebildet?«
    »Mein Vormund Masamoto Takeshi.«
    Ronin hörte auf zu lachen.
    »Er ist der Leiter der Niten Ichi Ryu …«
    »Ich weiß, wer er ist«, fiel Ronin Jack ins Wort und legte die linke Hand an den Griff seines Langschwerts. Jack erstarrte. Was hatte Ronin vor? »Masamoto-samas Ruf eilt ihm voraus. Jetzt überrascht mich nicht mehr, dass der Shogun hinter dir her ist. Du bist nicht nur der Ziehsohn seines Feindes, sondern verkörperst gleichzeitig alles, was er an den ausländischen Eindringlingen hasst. Hat Masamoto-sama dir etwa auch die Technik der beiden Himmel beigebracht?«
    Jack nickte argwöhnisch.
    Ronin begann breit zu grinsen. »Dann beneide ich dich.« Er ließ sein Schwert los und prostete Jack mit der Sakeflasche zu. »Ich wollte Masamoto-sama immer zu einem Freundschaftsduell herausfordern. Es heißt, er sei mit seiner geheimen Technik unbesiegbar.«
    »Er ist ein ehrenhafter und mutiger Samurai«, bestätigte Jack, erleichtert, dass Ronin seinen Vormund bewunderte. »Aber der Shogun hat ihn in ein abgelegenes Kloster auf dem Iawo verbannt, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    Ronin ließ die Sakeflasche sinken und schüttelte empört den Kopf. »Ein Jammer!«
    Schweigend saßen sie eine Weile da und lauschten dem Trommeln des Regens auf dem Holzdach. Ronins Kopf sank nach vorn und er schien in einen sakeseeligen Schlummer zu fallen. Jack dachte unterdessen wehmütig an Masamotos Unterricht und seine Versuche, die Technik der beiden Himmel zu erlernen. Die Ausbildung zum Samurai an der Niten Ichi Ryu war mörderisch anstrengend gewesen, aber der Sinn, den sie seinem Leben gegeben hatte, und die tiefen Freundschaften, die dabei entstanden waren, hatten die Strapazen gelohnt. Zu gern wäre Jack an die Schule zurückgekehrt, doch war sie wegen Masamotos Verbannung und infolge des verheerenden Krieges, in dem viele Sensei gefallen waren, bestimmt längst geschlossen.
    Ronin fuhr aus seinem Schlummer hoch. »Du hast also an der Niten Ichi Ryu gelernt, unter Satoshis Fahne gegen Kamakura gekämpft und die Schlacht um die Burg von Osaka irgendwie überlebt. Und dann?«
    »Ich konnte mit Akiko in die Hafenstadt Toba fliehen. Wir haben bei ihrer Mutter gewohnt …«
    »Wer ist Akiko?«
    »Masamotos Nichte – und meine beste Freundin.« Jack musste bei der Erinnerung an Akiko unwillkürlich lächeln. Wie sehr er sie vermisste! Wenn sie an seiner Seite gewesen wäre, befände er sich jetzt nicht in dieser misslichen Lage und käme sich weniger einsam und verletzlich vor. Sein Lächeln wich der Reue darüber, sie verlassen zu haben.
    Ronin sah Jacks unglückliches Gesicht und hob wissend die Augenbrauen. »Warum bist du dann nicht bei ihr geblieben?«
    »Es ging nicht. Als der Shogun alle Ausländer und Christen per Gesetz aus dem Land verbannte, war ihre Familie in
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