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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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zögerte. Wenn Ronin sich nun den Portolan aussuchte? Aber das war höchst unwahrscheinlich. Ronin interessierte sich nämlich nur für eins – wie er sich den nächsten Rausch antrinken konnte. Jack betrachtete den zerzausten und betrunkenen Samurai für einen Moment und überlegte, ob er ihm wirklich helfen konnte oder ihn eher behinderte. Doch er brauchte im Moment jede Hilfe, die er bekommen konnte, also nickte er zustimmend.
    »Gut, das wäre dann abgemacht«, sagte Ronin. Er trank einen Schluck, um den Handel zu besiegeln, ließ sich gegen die Wand zurücksinken und schloss die Augen. Kurz darauf war er eingeschlafen und schnarchte er laut.
    Eine schöne Hilfe wird er mir sein!, dachte Jack.

5
Der Rätselmönch
    Jack kniete vor dem Altar des Schreins, legte die Hände aneinander, schloss die Augen und betete. Er dachte an seine Eltern. Was hätte er für eine tröstende Umarmung seiner Mutter oder den guten Rat seines Vaters gegeben! John Fletcher hatte niemals geschwankt oder die Hoffnung verloren, nicht einmal im heftigsten Sturm.
    Ein ruhiges Meer hat noch keinen tüchtigen Seemann gemacht , hatte er immer gesagt.
    Jetzt, während der Regen auf den kleinen Schrein niederprasselte, wünschte Jack sich eine solche Unerschütterlichkeit und Zuversicht. Doch sosehr er sich auch anstrengte, er wurde die Verzweiflung nicht los. Was für eine Chance hatte er denn, seine Habseligkeiten wiederzubekommen oder überhaupt zu überleben? Er konnte sich nach wie vor an nichts erinnern und wusste nicht, wer ihn überfallen hatte und warum. Es konnte eine Samuraipatrouille gewesen sein oder, wie Ronin vermutete, eine Räuberbande. Hatten sie gewusst, wer er war? Oder hatten sie ihn durch Zufall erwischt? Wussten sie überhaupt, was die Sachen wert waren, die sie ihm gestohlen hatten? Und vor allem, wo waren die Sachen jetzt?
    Es gab so viele unbeantwortete Fragen. Wütend schlug Jack mit der Faust auf den Boden und versuchte die Erinnerung herbeizuzwingen, ein Gesicht, einen Namen, einen Ort, irgendwas. Doch sein Kopf blieb leer.
    Seine unbekannten Gegner gingen offenbar davon aus, dass sie ihn getötet hatten. Das verschaffte ihm zumindest einen Vorsprung, schließlich würden sie nicht mit seiner Auferstehung rechnen. Andererseits war er ein gesuchter Gaijin, ein Samurai ohne Schwerter und ein Ninja ohne Verkleidung. Seine Situation war aussichtslos, was sich auch darin zeigte, dass er sich von einem abgetakelten Samurai helfen lassen musste. Er stand vor schier unüberwindlichen Schwierigkeiten.
    Tut mir leid, Jess, dachte er. Dabei war er doch für seine Schwester in England verantwortlich. Zwar war sie in der Obhut einer Nachbarin zurückgeblieben, Mrs Winter, aber das war vor über fünf Jahren gewesen, und die Frau war schon damals alt gewesen. Jack fürchtete, Jess, die jetzt zehn sein musste, könnte inzwischen auf sich allein gestellt sein oder, schlimmer noch, in einem Armenhaus für Waisen leben.
    Traurig senkte er den Kopf und eine Träne rollte seine Wange hinunter. Möge Gott dich beschützen, weil ich es vielleicht nicht nach Hause schaffe, betete er.
    »Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom«, ertönte plötzlich eine heisere Stimme.
    Jack fuhr erschrocken herum. Ronin lag immer noch bewegungslos in seiner Ecke. Doch durch den silbernen Vorhang des Regens konnte er einen feurig roten Dämon geradewegs auf den Schrein zukommen sehen. Jack schlug das Herz bis zum Hals.
    Dann erst erkannte er, dass es sich um einen Mann handelte. Er hatte vorquellende Augen, einen glänzenden kahlen Schädel und einen struppigen Bart. Gekleidet war er in ein langes, rotes Gewand mit einem schwarzen Obi und einer Kette aus blauen Gebetsperlen. Jack schloss daraus, dass es sich um einen yamabushi handelte, einen in den Bergen lebenden Mönch. Auf seiner Schulter lag ein dicker Stock, an dem ein weißer Stoffbeutel hing. In der rechten Hand hielt er als Schutz gegen den Regen einen Sonnenschirm aus großen grünen Blättern.
    Leichtfüßig kam der Mönch den Weg entlang und sprang über die Pfützen wie eine verrückte Kröte. »Löse mir dieses Rätsel!«, rief er mit singender Stimme. »Was wird nass, wenn es trocknet?«
    Mit diesen Worten landete er mit beiden Füßen in einer Pfütze vor dem Eingang des Schreins und durchnässte Jack, der dort stand. »Gereinigt!«, erklärte er. »Und? Weißt du die Antwort? Sei hurtig, flink und geschwind!«
    Verwirrt schüttelte Jack den Kopf. Das seltsame Gebaren des Mannes hatte
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