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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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großer Gefahr. Also habe ich mich auf den Weg nach Nagasaki gemacht. Dort hoffe ich ein Schiff zu finden, das nach England fährt.«
    »Wann bist du in Toba aufgebrochen?«
    »Es muss im Frühjahr gewesen sein«, sagte Jack. Und jetzt ist es Herbst, dachte er.
    »Und du bist nur bis Kamo gekommen?!« Ronin schnaubte ungläubig.
    Jack hatte selbst nicht damit gerechnet, dass er so langsam vorankommen würde. Daran waren widrige Umstände schuld. Die Häscher des Shoguns hätten ihn fast auf dem Tokaido geschnappt und er hatte ins Iga-Gebirge fliehen müssen, das Reich der Ninja. Zuletzt hatte er in einem verborgen gelegenen Dorf bei seinen Erzfeinden gelebt. In dieser Zeit hatte er begriffen, wer die Ninja in Wirklichkeit waren. Sie hatten ihn in der Kunst des Ninjutsu, den Werten des ninniku und der Lehre von den fünf Ringen unterwiesen und damit all seine Vorurteile ins Wanken gebracht. Er hatte viele überlebensnotwendige Fertigkeiten von ihnen gelernt und seine alten Feinde waren zu Freunden geworden. Trotz einiger letzter Vorbehalte betrachtete er sich inzwischen sowohl als Samurai wie auch als Ninja. Doch brauchte Ronin das nicht zu wissen.
    »Ich habe mich im Gebirge verirrt«, sagte er deshalb, was auch teilweise stimmte.
    Ronin nickte langsam, schien von der Antwort allerdings nicht vollständig überzeugt. »Das geht schnell. Bist du deshalb so übel zugerichtet? Deine Verletzungen stammen nicht nur von heute.«
    Jack sah an sich hinunter. Die roten Schwielen der Eisenknüppel überlagerten nur die vielen dunkelblauen Flecken, die seinen ganzen Körper bedeckten. Dumpfe Schmerzen pochten in seiner gesprungenen Lippe, dem geschwollenen Auge und auch in seinen Rippen. Er war mit Wunden übersät, ohne zu wissen, wie er dazu gekommen war. Am schlimmsten war jedoch sein Magen, der immer noch vom Angriff des Polizisten-Anführers schmerzte.
    »Keine Ahnung«, antwortete er und zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich an die letzten Tage nicht erinnern.«
    »Keine Sorge, das passiert mir auch oft«, brummte Ronin und hob die Flasche an die Lippen.
    »Aber ich trinke keinen Sake!«, erwiderte Jack und musste unwillkürlich lachen, verstummte aber sofort wieder, weil seine Bauchmuskeln höllisch wehtaten.
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte Ronin und lehnte sich an die Wand des Schreins.
    »Zunächst einmal werde ich die Sachen suchen, die ich verloren habe …«, begann Jack. Das omamori in seiner Hand fiel ihm wieder ein und er fügte hinzu: »Oder besser gesagt, die mir gestohlen wurden.«
    »Man hat dir nicht nur die Erinnerung geraubt, sondern auch dein Gepäck?!«, rief Ronin und hob voller Mitgefühl die Augenbrauen. »Du hast aber auch ein Pech! Was wurde denn gestohlen?«
    »Alles. Meine Kleider, mein Geld, mein Proviant, ein Inro, den mir Daimyo Takatomi geschenkt hat und in dem ich ein Kranich-Amulett meines Freundes Yori aufbewahrte, eine kostbare Perle, die mir Akiko geschenkt hat …«
    »Noch etwas Wertvolles?« In Ronins blutunterlaufene Augen war ein Funkeln getreten.
    Jack nickte. »Das … Tagebuch meines Vaters«, sagte er, das Wort Portolan sorgfältig vermeidend. »Und einige Wurfsterne, an die ich durch Zufall gekommen bin. Und natürlich meine Schwerter.«
    »Deine Schwerter?!«, rief Ronin bedauernd.
    »Ja.« Jack nickte beschämt. Schwerter waren die Seele eines Samurai. Sie zu verlieren, galt als unverzeihliche Schande. »Sie gehörten Akikos Vater und wurden von Shizu angefertigt. Sie haben dunkelrot umwickelte Griffe und die Scheiden sind mit Perlmutt eingelegt. Ich würde sie überall wiedererkennen.«
    »Shizu«, flüsterte Ronin andächtig. Der Ruf des Schwertschmieds war legendär. »Dieses Mädchen muss sehr viel von dir halten, wenn sie dir solche Schwerter schenkt. Und sie zu verlieren, muss unerträglich schmerzen!«
    Nachdenklich strich er sich über den Bart. Dann setzte er mit einer entschlossenen Geste die Sakeflasche ab. »Ich werde dir helfen«, erklärte er. »Vermutlich bist du Banditen in die Hände gefallen.«
    »Vielen Dank, Ronin«, sagte Jack, von dem großzügigen Angebot überrascht. »Aber ich kann Euch nicht bezahlen.«
    »Ich tue so etwas doch nicht für Geld!« Ronin schnaubte beleidigt. »Das tun Krämer, nicht Samurai. Allerdings …« Er schüttelte die fast leere Flache. »Der Mensch lebt nicht von Luft allein. Als Gegenleistung für meine Dienste erbitte ich lediglich, dass ich eins von den Dingen, die wir wiederfinden, behalten darf.«
    Jack
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