Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
Vom Netzwerk:
ihm die Sprache verschlagen. Der Rätselmönch betrat den Schrein, musterte Jack und schnalzte laut mit der Zunge.
    »Diesmal bekommst du die Antwort noch umsonst, aber das nächste Mal zahlst du dafür«, verkündete er und bedachte den schlafenden Ronin mit einem flüchtigen Blick. »Was wird nass, wenn es trocknet? Ein Handtuch natürlich!«
    Er führte einen kleinen Tanz auf, dann ließ er sich neben Jack auf den Boden fallen.
    »Du bist mir ein seltsam aussehender Fisch«, sagte er. Er zupfte Jack ein blondes Haar aus und untersuchte es ausgiebig.
    »Entschuldigt bitte«, sagte Jack, der seine Fassung wiedergewonnen hatte, »aber wer seid Ihr?«
    »Mein Name gehört mir, aber andere verwenden ihn viel häufiger als ich. Frag doch lieber sie.«
    Der Mönch drehte sich zum Altar um und begann einige unverständliche Gebete zu murmeln. Offenbar ist er verrückt, dachte Jack. Ansonsten schien er freilich harmlos zu sein. Jack sah deshalb keine Veranlassung, Ronin zu wecken.
    Plötzlich griff der Mönch nach Jacks Hand.
    »Oh, oh, oh! Was für ein interessantes Leben!«, rief er und fuhr mit seinem Fingernagel die Linien auf Jacks Handteller entlang.
    Jack wollte die Hand zurückziehen, aber der Mönch war bemerkenswert kräftig.
    »Willst du deine Zukunft nicht wissen?«, fragte er mahnend.
    Widerstrebend ließ Jack zu, dass der Mann seine Hand betrachtete. Mit einem Verrückten zu streiten, führte zu nichts. Die vorquellenden Augen des Mönchs wurden immer größer und er gab überraschte Laute oder schmerzerfüllte Seufzer von sich oder kicherte wie verrückt.
    »Was seht Ihr?«, fragte Jack, gegen seinen Willen nun doch neugierig geworden.
    Der Mönch hob den Kopf und blickte ihn plötzlich ernst an. »Du begehrst mehr, als du hast, junger Samurai«, antwortete er leise und gewichtig. »Wisse denn: Was du findest, ist verloren. Was du gibst, erhältst du wieder. Was du bekämpfst, wird besiegt. Und was du dir wünschst, musst du opfern.«
    Jack starrte ihn verständnislos an. »Was soll das heißen?«
    »Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, wiegt gering im Vergleich zu dem, was in uns liegt«, 1 antwortete der Mönch knapp und ließ Jacks Handgelenk los. »Jetzt die andere Hand«, befahl er.
    Seufzend streckte Jack ihm die linke Hand hin, in der er das grünseidene Amulett hielt. Vielleicht bekam er ja diesmal eine verständliche Antwort.
    »Das omamori des Großen Buddhas!«, rief der Mönch entzückt. »Bist du durch seine Nase geklettert oder hast du dich nur vor seinen Zehen verbeugt?«
    Jack hatte zwar keine Ahnung, wovon der Mönch sprach, aber dass er das Amulett kannte, versetzte ihn in Aufregung. »Ihr wisst, wem das Amulett gehört?«
    »Natürlich! Dem Großen Buddha.« Der Mönch lächelte breit und zeigte dabei seinen zahnlosen Mund.
    »Und wisst Ihr auch, wo ich ihn finden kann?«, fragte Jack eifrig.
    Der Mönch nickte. »Von hier ist es weder nah noch fern.«
    Die Rätsel des Mönches strapazierten Jacks Geduld mittlerweile bis zum Äußersten. Mühsam beherrschte er sich. »In welcher Richtung?«
    »Wenn du rückwärts gehst, in Aran.«
    Jack verstand nicht, was der Mönch meinte.
    »Könnt Ihr mich hinbringen?«, fragte er am Rande der Verzweiflung.
    Der Mönch sprang auf, drehte sich in einer Pirouette um sich selbst, hob seinen Sonnenschirm aus Blättern und sprach: »Geh nicht hinter mir, vielleicht führe ich dich nicht. Geh nicht vor mir, vielleicht folge ich dir nicht.« 2
    Jack kam zu dem Schluss, dass es zwecklos war, auf seine Begleitung zu hoffen.
    »Dann zeigt mir wenigstens die richtige Richtung.«
    Der Mönch lachte. »Löse dieses Rätsel, junger Samurai! Was ist größer als Gott und schlimmer als der Teufel? Die Armen haben es, die Reichen brauchen es, und wenn du es isst, stirbst du daran. Sage es mir und ich gebe es dir.«
    Jack überlegte angestrengt. In der Niten Ichi Ryu hatte Sensei Yamada seinen Schülern oft Rätselfragen gestellt – Fragen, auf die man sich während der Meditation konzentrieren sollte. Zwar war Jack die geistige Haltung vertraut, mit der man solche Rätsel lösen konnte, doch hatte er sich selber darin nie besonders hervorgetan. Er wünschte, sein Freund Yori wäre jetzt hier. Yori konnte jedes Rätsel lösen. Jack dagegen war zu durcheinander, um zu meditieren, und ihm wollte keine Lösung einfallen.
    »Ich komme nicht drauf«, sagte er niedergeschlagen.
    »Na los, Fisch, du darfst nicht so schnell aufgeben! Deine Seele ist erst geschlagen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher