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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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dem Tier allein.
    Unter Schmerzen stützte er sich auf den Ellenbogen auf. Der Raum verschwamm vor seinen Augen und eine Welle der Übelkeit stieg in ihm hoch. Er beugte sich über den mit Stroh bedeckten Boden und spuckte grüne Galle. Die Kuh war über dieses unwürdige Benehmen noch weniger erfreut und wandte sich ab.
    Neben das provisorische Strohlager hatte jemand einen Krug mit Wasser gestellt. Jack setzte sich auf und trank. Zuerst spülte er sich den Mund aus, dann nahm er einen großen Schluck. Das Schlucken fiel ihm schwer. Sein Hals war wund vom sauren Inhalt seines Magens, den er erbrochen hatte. Er nahm einen zweiten Schluck, diesmal vorsichtiger, und die Schmerzen ließen ein wenig nach.
    Sein Zustand war beklagenswert. Seine Unterlippe war aufgeplatzt, das linke Auge geschwollen. Blutergüsse bedeckten Arme und Beine und seine Rippen schmerzten, schienen aber bei genauerer Prüfung wenigstens nicht gebrochen.
    Was war passiert?
    Er trug einen schmutzigen, zerlumpten Kimono, der gewiss nicht ihm gehörte. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er zuletzt das blaue Gewand eines komuso getragen, eines Mönchs der Leere, da er mit dieser Verkleidung ungehindert durch Japan reisen konnte. Er war zur Hafenstadt Nagasaki im Süden unterwegs gewesen. Dort hoffte er ein Schiff zu finden, das ihn nach Hause, nach England, und zu seiner kleinen Schwester Jess bringen würde.
    Panik stieg in ihm auf. Wo waren seine ganzen Habseligkeiten? Suchend sah er sich nach seinen Schwertern und der Tasche um. Doch abgesehen von der Kuh, einem Haufen Stroh und einigen verrosteten Geräten für die Feldarbeit war der Stall leer.
    Ganz ruhig, ermahnte er sich. Jemand war so freundlich, mir Wasser hinzustellen. Vielleicht hat er meine Sachen, überlegte er.
    Mit zitternder Hand nahm er noch einen Schluck aus dem Krug, um einen klaren Kopf zu bekommen. Doch so angestrengt er auch überlegte, er konnte sich nicht an die vergangenen Tage erinnern. Er wusste noch, dass er vom Dorf der Ninja im Gebirge aufgebrochen war und ungehindert die Grenze der Provinz Iga erreicht hatte. Dann brach die Erinnerung ab.
    Durch die offene Tür sah er, dass draußen der Regen nachließ. Er nahm einfach an, dass es Morgen war, obwohl es wegen der dunklen Regenwolken am Himmel genauso gut hätte Abend sein können. Er hatte die Wahl – entweder er wartete, bis derjenige, der ihm das Wasser hingestellt hatte, auftauchte, oder er ergriff die Initiative und suchte selber nach seinen Sachen.
    Während er noch Kraft zum Aufstehen sammelte, merkte er plötzlich, dass er etwas in der linken Hand hielt. Er öffnete die Finger und sah einen Beutel aus grüner Seide, auf den mit Goldfaden ein symbolischer Kranz und drei Schriftzeichen aufgestickt waren:. In dem Beutel spürte er ein rechteckiges Stück Holz. Er wusste, um was es sich handelte, er musste nur kurz überlegen, wie es hieß …
    Ein omamori , genau! Ein buddhistisches Amulett.
    Sensei Yamada, der ihn an der Niten Ichi Ryu in der Philosophie des Zen unterrichtet hatte, hatte ihm eins geschenkt, als er zu seiner Reise aufgebrochen war. Es sollte ihn beschützen.
    Doch handelte es sich nicht um sein omamori . Sein Amulett hatte in einem Säckchen aus roter Seide gesteckt.
    Wem gehörte es also?

2
Die Verhaftung
    Unsicher schwankte Jack aus dem Stall. Draußen gaben seine Beine unter ihm nach und er fiel in den Morast. Eine Weile ließ er nur das kalte Regenwasser über sein Gesicht rinnen und wartete, bis er genügend Kraft hatte, es noch mal zu versuchen.
    Der Stall grenzte an die Rückseite eines einfachen, einstöckigen Holzhauses mit einem Reetdach und Wänden aus Bambus. Das Haus hatte hinten eine Schiebetür. Jack fasste sie ins Auge, stand mühsam wieder auf, stolperte und fiel mehr oder weniger auf die Tür zu. Mit einem letzten Stolperschritt erreichte er sie und hielt sich erleichtert am Rahmen fest.
    Warum bin ich so schwach?, überlegte er, während er verschnaufte.
    Er schob die Tür auf und trat in die winzige Küche. Über einem Feuer kochte ein Topf mit Fisch-Nudelsuppe vor sich hin. Unmittelbar vor ihm befand sich eine zweite Tür mit einem in der Mitte geteilten Vorhang aus weißer Baumwolle. Er lugte durch den Spalt. Offenbar befand er sich in einem Teehaus am Rand der Straße. Der Boden war mit Strohmatten belegt und vor ihm stand ein Tresen mit grünem Tee und Reiswein. Dahinter kamen einige niedrige Holztischchen, ansonsten war der Raum unmöbliert. Nach einer Seite war er
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