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Samantha Und William

Samantha Und William

Titel: Samantha Und William
Autoren: Savannah Davis
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Ich will dir nichts tun.« Der Pirat nickte in Richtung Ausgang der Gasse. »Siehst du das?«, flüsterte er. Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sie seinen kühlen Atem auf ihrer Nasenspitze spüren konnte. Seine Hand drückte sich so fest auf ihren Mund, dass das raue Mauerwerk in ihrem Rücken sich schmerzhaft in ihren Hinterkopf bohrte. Ihr Körper war wie festgenagelt. Sie konnte sich nicht einen Millimeter bewegen.
    Mit den Augen folgte sie seinem Blick, aber nur, weil sie hoffte, dort könnte jemand sein, der ihr zu Hilfe eilen konnte. Ein dunkler Schatten hob sich gegen das Licht der Straßenlaternen ab. Jemand stand da, spähte in die Gasse hinein und schien zu warten. Oder suchte er etwas? Jemand? Amber nickte vorsichtig, atmete aber tief durch die Nase ein, um die Luft hoffentlich in einem dumpfen Schrei zwischen seinen Fingern hervor pressen zu können.
    »Du möchtest dem da nicht in die Fänge geraten«, flüsterte der Pirat weiter.
    Amber starrte ihr Gegenüber verständnislos an. Sie wollte ihm sagen, dass sie »dem da« sicher nicht in die Fänge geraten wäre, da sie ja fast zu Hause gewesen wäre. Jetzt war sie aber ihm in die Fänge geraten, und das fühlte sich auch nicht gut an. Gut, vielleicht wäre sie »dem da« in die Fänge geraten, wenn sie die Wohnung wenige Augenblicke später wieder verlassen hätte, aber das tat jetzt nichts zur Sache. Denn woher wollte dieser Kerl, dessen stahlharter Körper mit jedem Atemzug an ihrem rieb, wissen, dass dieser andere Typ, der jetzt langsam ein paar Schritte in die Gasse machte, ausgerechnet etwas von Amber wollte?
    Amber hoffte noch immer, dieser andere Typ könnte ihr helfen. Mit aller Kraft stöhnte sie gegen die Hand des Mannes, der ihr zornig noch fester die Hand auf den Mund presste und mahnend mit dem Kopf schüttelte. Vielleicht besser, jede Abwehr aufzugeben, überlegte sie. Wenn ich brav bin, lässt er mich danach einfach wieder gehen.
    Amber hielt vorsichtshalber die Luft an und ihr Retter – Entführer? – nickte ihr zu, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Vielleicht hatte das Erschlaffen ihrer Muskeln ihm auch gezeigt, dass sie den Kampf aufgegeben hatte. Seine Hand auf Ambers Gesicht lockerte sich. Amber hätte jetzt schreien können, aber sie tat es nicht. Da war etwas an der Art, wie dieser Schatten sich schleichend bewegte, das ihr eine Gänsehaut einjagte.
    Irgendetwas sagte ihr, dass sie dem Piraten, der sie nach wie vor gegen die Hauswand presste, vertrauen konnte. Obwohl ihr schon die Tatsache, dass er aussah wie ein Pirat das Gegenteil hätte sagen sollen. Aber vielleicht hatte Amber in ihrem Leben zu viele romantische Piraten-Filme gesehen und war einfach voreingenommen. Ambers Augen bohrten sich in die des Mannes, die das wenige Licht, das von der Hauptstraße hereindrang blitzend zurückwarfen. Reiß dich zusammen , ermahnte sie sich selbst.
    Der Schatten war wenige Schritte von dem Container entfernt stehen geblieben, hinter dem sie sich verbargen. Er kickte eine Blechdose mit seinem Fuß weg, die laut scheppernd über das Kopfsteinpflaster rollte und eine Katze aufscheuchte, die sich zwischen ein paar Säcken versteckt hatte. Laut kreischend schoss sie davon und verschwand irgendwo in der undurchdringlichen Finsternis der Gasse. Amber hätte es ihr gerne gleich getan.
    Der Schatten fauchte der Katze hinterher und das Geräusch klang so schaurig, dass Amber wusste, ihr Instinkt dem Piraten zu vertrauen, war richtig gewesen. Dieser Schatten löste in ihr etwas aus, das alles in ihr zum Krampfen brachte. Manchmal schien sie so eine Art siebten Sinn für Gefahren zu haben. Jedenfalls kribbelte etwas in ihrem Kopf, wenn sie in Gefahr war. Dieses Kribbeln hat sie als Kind vor so mancher Dummheit bewahrt, und erst vor wenigen Monaten davor, in einen Zug zu steigen, der dann tatsächlich einen schweren Unfall mit einer Menge Opfer hatte. Und dieses Kribbeln verspürte sie bei dem Piraten nicht, aber bei dem Schatten, der nur wenige Schritte entfernt stehengeblieben war.
    Plötzlich begann der Schatten zu verschwimmen, schien von außen nach innen erst unscharf, und dann durchsichtig zu werden. Dann löste er sich einfach in Luft auf. Amber stockte der Atem. Sie schüttelte den Kopf, als könnte das ihr helfen, zu begreifen, was sie gerade gesehen hatte, und starrte auf die Stelle wo eben noch der Schatten stand. »Was zur Hölle war das?«, keuchte sie, das unnatürliche Fauchen noch immer in den Ohren.
    »Hölle trifft es
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