Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So ein Mist!

So ein Mist!

Titel: So ein Mist!
Autoren: David Lubar
Vom Netzwerk:
1
AUTSCH!

    Es ist echt nicht witzig, wenn man dir das Herz aus dem Körper reißt, auf den Boden knallt und dann zu einer Lache glibberiger roter Pampe zerstampft. Und wenn das an einem Nachmittag drei Mal passiert, ist es noch weniger lustig.
    Als Erstes stolzierte Shawna Lanchester beim Mittagessen auf mich zu und sagte: »Nathan, wusstest du, dass ich nächsten Freitag eine Halloween-Party gebe?« Sie klatschte dabei in die Hände, als drohte sie vor Aufregung fast zu platzen.
    Ich nickte, ließ meinen Mund aber fest zu. Ich hatte echt nicht vor, Shawna mit Hamburgerstückchen anzuspritzen, die voller Ketchup waren. In Bezug auf Essen sind Mädchen irgendwie komisch, wenn das Ganze schon ein bisschen angekaut ist. Besonders die Mädchen, die sich so anziehen, als würden sie für die Titelseite einer Zeitschrift Modell stehen.
    Ich wusste von der Party. Alle Welt wusste davon. Na ja, zumindest die ganze fünfte Klassenstufe. Shawna gab jedes Jahr eine riesige Halloween-Party. Bislang war ich nie eingeladen. Keiner, der zu unserem Tisch gehörte, war jemals eingeladen worden. Ich könnte wetten, niemand von unserem Tisch hat jemals mit Shawna geredet, obwohl wir schon zusammen im Kindergarten waren. Ich schrieb hier gerade Geschichte.
    Shawna wippte auf ihren Füßen auf und ab. Ihr hellbraunes Haar tänzelte um ihre gebräunten Schultern. »Und weißt du, was noch?«
    »Mmmmmwssssss?« So klingt was , wenn man die Lippen beim Sprechen fest zusammenpresst. Ich riss meine langweiligen braunen Augen von den umwerfenden grünen Augen Shawnas gerade so lange los, bis für mich klar war, was ich vermutet hatte. Alle starrten mich an. Mookie, Adam, Denali und alle anderen Zweitbesten an unserem mickrigen Tisch unterhalb der undichten Stelle in der Decke der Kantine glotzten mich an, als hätte ich im Lotto oder den Super Bowl gewonnen.
    Rechts von mir sah mindestens die Hälfte der Computerfreaks von ihren Schachbrettern, Computerspielen und Dungeon-Karten auf. Die am Tisch der Opfer klebenden Kids links von mir beobachteten mich. Schnecken-Mädel – ich kannte nicht einmal ihren richtigen Namen – glotzte mich über ihre Sam-die-Schnecke-Brotbox an. Sie hatte wie immer eines ihrer ewig langen Schnecken-Shirts an und trug ihre Schnecken-Haarklammern. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, zuckte Ferdinand Zweeler zusammen. Ferdinand hatte furchtbare Angst vor allem. Man hätte ihn Ferdinand den Ängstlichen taufen sollen. Sogar die schrullige Abigail, die letztes Jahr von einem anderen Planeten zu uns gekommen war – und immer noch in den Tiefendes Alls zu leben scheint –, hatte ihren Kopf zur Hälfte in meine Richtung gedreht.
    Die Sportskanonen, Skater, einfach alle, die an den großen rechteckigen Tischen in der Kantine saßen, sahen mich an. Ich musste mich anstrengen, nicht vor Siegesfreude zu grinsen. Endlich hatte mich das Mädchen bemerkt, in das ich seit der dritten Klasse verknallt war. Ich fragte mich, ob das an meiner Stachelfrisur lag oder daran, dass ich in den Sommerferien fünf Zentimeter gewachsen war. Ich warf Mookie einen Blick zu – er war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der wusste, wie es mir ging. Er zeigte mir den hochgestreckten Daumen.
    Shawna lächelte. Mein Herz schmolz dahin.
    Ihre Zähne glänzten. Ihre Augen funkelten. Ihre Lippen bewegten sich.
    »Du bist nicht eingeladen.«
    Reiß. Knall. Stampf.
    Mein Herz klatschte auf den Boden. Da lag es nun und lief über die Fliesen wie eine heruntergefallene Kugel Himbeereis.
    Shawna tänzelte davon und zermalmte die Reste meines Herzens unter ihren Absätzen. Ich versuchte die Kicheranfälle zu ignorieren, die bei Cydnie, Talissa, Bekkah, Lexi und den anderen Mädchen an ihrem Tisch ausbrachen, wobei ich verdammt schwer schlucken musste.
    Ich riskierte einen kurzen Blick durch die Kantine. Die Computerfreaks waren schon wieder am Orks-Abschlachten und Schlösser-Erobern. Die Sportskanonen boxten sich schon wieder gegenseitig. Die Opfer glotzten immer noch. Ich glaube, für die war es ein seltener Genuss, mit anzusehen, wie mal jemand anders vernichtet wurde.
    »Wow, das war ja echt grausam.« Mookie schob seine Brillewieder die Nase hoch. Dabei klemmte er ein paar längere Strähnen seiner zottigen Haare unter dem dicken Plastikgestell ein. »Ich frage mich, weshalb sie dich ausgesucht hat.«
    Ich würgte den Rest meines wiedergekäuten Bissens herunter und suchte nach einer Antwort. »Keine Ahnung. Man sollte doch annehmen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher