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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman
Autoren: PeP eBooks
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hier?«
    Erschüttert sah Susanne, dass er sich zitternd auf einen Gehstock stützte. Der Stock fiel ihm aus der Hand, als er sie sah. Mit Tränen in den Augen breitete er beide Arme aus, und Liebhild stürzte sich hinein.
    Susanne folgte ihr langsamer und legte ihre Arme um beide. »Vater, reg dich nicht auf, aber wir haben auch Till mitgebracht, und er ist verletzt. Sei bitte heute nicht böse mit ihm, es geht ihm nicht gut.«
    »Till? Aber … Was hat er? Was ist geschehen? Ist es arg?«
    Er machte sich von ihnen los und ging mit unsteten Schritten Jan und Martin entgegen, die Till zwischen sich trugen. »Was hast du wieder angestellt, Spitzbube?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Lass ihn, Vater. Er hat viel Blut verloren und ist kaum noch bei sich. Er muss ins Bett und braucht den Bader. Ich werde ihn gleich holen.«
    Ihr Vater wandte sich wieder Susanne zu. »Herrje, Ursula, hörst du das? Mach ihm schnell eine heiße Brühe, das hilft. Warum haben wir den Jungen Till genannt? Ich habe doch gesagt, das führt zu nichts Gutem.«
    Susanne sah ihn fassungslos an, Liebhild dagegen schien sich nicht an seiner Verwirrtheit zu stören, sie lachte. »Das ist doch Suse, Vater! Nicht Mutter. Suse macht uns immer heiße Brühe.«

    Zerstreut nickte er. »Ja, ja, natürlich.« Dann folgte er den Männern und stieg schwerfällig hinter ihnen die Treppe hinauf. Zur Verwunderung aller verließ er Tills Kammer an diesem Tag nicht mehr. Er setzte sich auf den unbequemen Holzstuhl neben das Krankenbett und wandte den Blick nicht von seinem jüngeren Sohn ab, nicht einmal, als der Bader kam und das Bein neu verband. Nur mit Mühe ließ er sich spät am Abend überreden, sich in das Bett zu legen, das sonst der zweiten Magd diente.
    Auch Liebhild weigerte sich, in einem anderen Raum zu schlafen als Till, und durfte schließlich zu ihrem Vater unter die Decke kriechen.
    Susanne hatte geahnt, dass Jan sich überflüssig fühlen würde, nachdem er Till in sein Bett gebracht hatte. Beherzt nahm sie wieder seine Hand, führte ihn in die Küche und sorgte dafür, dass Anje ihnen das Beste zu essen und zu trinken auftischte, was der Haushalt zu bieten hatte. Dorothea missbilligte sichtlich, dass sie es sich derart mit ihm gutgehen ließ, schwieg jedoch.
    Beim Essen erzählte sie ihm ungefragt von Lenhardt und Regine, von den Kindern, von Kathi, Martin und Dorothea und ihrer Arbeit als Bildmalerin. Dann und wann vergaß er beim Zuhören zu kauen und zu schlucken, so verblüfft war er.
    Später nahm sie ihn mit in die Dornse und fragte ihn darüber aus, was er selbst in den vergangenen Monaten getan hatte. Weit war er mit seinem Bericht noch nicht gekommen, als Dorothea eintrat. »Ich halte es nicht für klug, aber Martin sagt, Herr Niehus kann für diese Nacht Vaters Bett haben.«
    Susanne schüttelte den Kopf. »Es ist besser, wenn ich es nehme. Jan schläft in Regines Alkoven.«

    »Das ist mir gleich. Ich gehe nun schlafen und rate dir auch dazu.« Mit einem Schulterzucken ging ihre Schwägerin, ließ aber die Tür weit offen stehen.
    Susanne tauschte mit Jan einen Blick. Er lächelte schief. »Auch sie mag mich nicht.«
    Sie lachte. »Ich weiß nicht, ob es einen Menschen gibt, den sie mag.«
    »Deinen Bruder?«
    »Wenn es so ist, dann gibt sie gut acht, damit niemand es merkt.«
    »Du solltest aber wirklich zu Bett. Du musst todmüde sein.«
    »Und du?«
    Er nickte.
     
    Susanne zeigte Jan ihre Kammer, dann nahm sie ein sauberes Nachthemd aus ihrer Truhe und ließ ihn allein.
    Sie blieb nur so lange in der Kammer ihres Vaters, bis sie sich umgekleidet hatte.
    Als sie in Nachthemd und Schultertuch auf den Flur trat, wartete Martin auf sie. Mit verschränkten Armen stand er gegen die Wand gelehnt da, als hätte er genau gewusst, dass sie wieder herauskommen würde. Er sagte nichts, sondern sah sie nur unverwandt an.
    Herausfordernd verschränkte sie ebenfalls die Arme und erwiderte seinen Blick.
    »Es ist Sünde, Suse«, sagte er schließlich leise. »Sünde und Schande. Du wirst auch ihn unglücklich machen und ihm die ewige Verdammnis bringen. Kannst du nicht daran denken, wenn du schon nicht um dich selbst fürchtest?«
    Susanne ließ die Arme fallen und trat nah zu ihm, damit sie noch leiser sprechen konnte als er. »Ich wollte dich
schon lange etwas fragen, aber wir reden nur noch so wenig, Martin. Sag mir, bist du mit Dorothea glücklich? Und speis mich nicht ab. Ich möchte es wirklich wissen.«
    Sein Blick schweifte von ihr ab
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