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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman
Autoren: PeP eBooks
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konnte. Als sich eine Weile darauf die erste Aufregung beim Rest der Familie etwas gelegt hatte, fand er sich zu seiner Verlegenheit allein mit Meister Büttner in dessen Schreibstube wieder.
    Susannes Vater gebot ihm, Platz zu nehmen, und eröffnete das Gespräch. »Gut. Du hast Absichten mit meiner Tochter. Also musst du auch vorhaben, etwas aus dir zu machen. Lass hören, wie du das zu tun gedenkst.«

    Jan schluckte, als er daran dachte, wie sich seine Überlegungen im Kreis gedreht hatten, seit Susanne ihn am frühen Morgen im Bett allein gelassen hatte. Als sie die Tür hinter sich schloss, war ihm mit einem Schlag klargeworden, dass er alles daran setzen würde, sie nicht jahrelang nur aus der Ferne lieben zu können. Er wusste, dass seine Mittel dürftig und seine Pläne im Verhältnis dazu verwegen waren. Doch es war alles, was er anbieten konnte, und da Meister Büttner ihn an diesem Tag ohne Abscheu ansah und geduldig auf seine Antwort wartete, legte er ihm schließlich seine vagen Hoffnungen dar und sprach zu ihm von Wunschträumen, von denen er bis zu diesem Morgen selbst nichts gewusst hatte.
     
    Zwei Tage nachdem sein Enkelsohn im Hause Lossius seinen ersten Schrei getan hatte, stand Susannes Vater auf dem Hof seines Hauses und sah gedankenversunken in die alte, nun leerstehende Werkstatt. Von dem Tage an, als er sich mit seiner Ursula hatte verloben dürfen, hatte er die großen Pläne für sein Geschäft geschmiedet, die er im vergangenen Jahr in die Tat umgesetzt hatte. Da lag sie nun, die Werkstatt, in der alles angefangen hatte. Wartete sie auf den nächsten ehrgeizigen jungen Mann?
    Er hatte in den letzten Tagen viel darüber nachgedacht, ob sein Schwiegervater ihn eigentlich gemocht hatte. An freundschaftliche Gespräche mit ihm konnte er sich nicht erinnern. Würde er selbst je freundschaftliche Gespräche mit Susannes dahergelaufenem Schmied führen?
    Er hatte noch längst nicht alles verdaut, was in den letzten Monaten mit seiner Familie geschehen war, und nicht alles gefiel ihm. Allerdings hatte sich auch seine Sicht auf die Dinge verändert.

    Außer seinem Ältesten war keines seiner Kinder so geworden, wie er es sich früher einmal vorgestellt hatte. Doch jedes hatte Seiten, auf die er stolz sein konnte. Warum hatte er seinen Sohn und seine Jüngste erst fast verlieren müssen, bevor er einsah, dass er an seinen Kindern so viel mehr hatte als manch anderer?
    Er hörte Dorotheas Stimme vom Flur zwischen Küche und Hoftür. »Da bei der Werkstatt ist er.«
    Ulrich Büttner drehte sich um und sah den alten Marquart auf sich zukommen. Dorotheas Vater wirkte grimmig. Da zeigte sich deutlich, von wem die Tochter den verkniffenen Mund geerbt hatte. »Einen gesegneten Abend, Marquart. Was führt dich her?«
    »Das solltest du wissen, Büttner. Wenn es stimmt, was Dorothea mir erzählt, dann geht es in deinem Hause nicht mehr ehrbar zu. Als ich deinem Sohn meine Tochter gab, da nahm ich an, sie käme in einen rechtschaffenen Haushalt. Hätte ich gewusst, dass sie unter einem Dach mit Hochmut und Unzucht leben muss, dann hätte ich der Heirat nicht zugestimmt.«
    Ulrich Büttner bemerkte auf einmal, dass er Marquart noch nie hatte leiden können. Was fiel dem Alten ein, ihm in seine häuslichen Angelegenheiten hereinzureden? Vermutlich hatte seine Tochter ihm etwas vorgemault. Dabei hatten sie alle Dorothea schon in so vielem nachgegeben. Man hätte meinen sollen, sie würde nun auch einmal über etwas hinwegsehen können. »Was meinst du denn, Marquart? Wem soll hier die Demut fehlen? Jeden Tag sprechen wir Dankgebete für die Genesung meines Zweitältesten, dafür, dass wir unsere Jüngste heil wiederbekommen haben und dass mein Enkel gesund auf die Welt gekommen ist. Ich habe der Armenkasse vor Dankbarkeit
ein ordentliches Zugeld gegeben und werde es noch einmal tun.«
    »Ebenso sagte es Dorothea. Hier stünde alles auf dem Kopf, sagte sie. Es sei viel geschehen, und deshalb würde nun niemand mehr seinen Platz kennen, und manche täten hier Dinge, die nicht ans Tageslicht kommen dürften. Bist du denn dafür blind?«
    Ulrich fühlte, wie seine Wangen vor Ärger heiß wurden. »Blind? Nun, mein Lieber, die Augen zumachen muss ich manchmal, wenn deine Tochter die Nase über Dinge rümpft, von denen sie nicht viel versteht. Dann sage ich mir: Bleib ruhig, sie ist noch jung. Was in meinem Haus geschieht, das geht vor allem mich etwas an. Meine Kinder sind anständige Menschen und nicht weniger
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