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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman
Autoren: PeP eBooks
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passiert?«
    Susanne zeigte nach unten auf die Boote, wo Jan und Jockel eben Till zwischen sich nahmen, um ihn heraufzutragen. Hastig erzählte sie das Wichtigste und war kaum fertig, als die Männer oben ankamen und gleichzeitig der Wagen mit dem neuen Gesellen auf dem Bock heranpolterte. Während Martin, der Geselle und Jockel Till aufluden und Kathi Liebhild scherzend auf die Ladefläche hob, griff Susanne nach Jans Hand.
    Überrascht sah er sie an, dann senkte er den Blick auf ihre Hände. »Das kannst du nicht machen, Susanne. Wenn du es unbedingt willst, dann gehe ich mit euch, aber du kannst nicht …«
    »Was?«
    Martin, der inzwischen Tills Kopf auf seinen Schoß gebettet hatte, drehte sich auf dem Wagen zu ihnen um. »Nun steig auf, Suse. Falls du nicht ins Warme musst, die beiden müssen es.«
    »Jan kommt mit.«
    »Ja, zum Teufel, dann bewegt euch.«
    »Du sollst nicht fluchen, Martin.«
    »Wie soll ein Mann nicht fluchen, der Schwestern hat? Herr Jesus, habe ich mir Sorgen um euch gemacht! Vater
hatte gesagt, du sollst mich mitnehmen, und du bist einfach verschwunden.«
    »Wer wäre bei Vater und der Werkstatt geblieben? Du siehst doch, es ist gutgegangen, zumindest beinah.«

28
    Heimkehr
    J an hatte sich nie verwirrter gefühlt. Er wagte es nicht zu hoffen, doch nichts, was er sah und hörte, wies darauf hin, dass Susanne mit Lenhardt Lossius oder überhaupt verheiratet war. Der Wagen fuhr an, und er sprang im letzten Moment auf, sodass er mit baumelnden Beinen neben Susanne auf der Ladefläche zu sitzen kam. Sie winkte Kathi und Jockel. »Habt tausend Dank! Ich sehe euch morgen.« Dann ergriff sie wieder seine Hand und zog sie an sich. »So. Und nun will ich dir etwas sagen. Es ist nichts mehr so wie noch vor einem Jahr. Und wenn ich deine Hand halten will, dann werde ich es tun, ganz gleich, wer es sieht.«
    Martin fasste ihr von hinten an die Schulter. »Susanne, übertreib es nicht. Die Leute werden dir wegen deiner Sorge um Liebhild viel nachsehen, aber nicht alles. Und du weißt, wie Vater darüber denkt.«
    »Warum schiebst du Vater vor? Sprich doch von dir.«
    Ihr Bruder lehnte sich wieder zurück. »Ich habe gesehen, wie sie einer ledigen Schwangeren, die den Vater nicht nennen wollte, den Kopf geschoren und sie vor dem Rathaus an den Kak gestellt haben. Andere, die angeschwärzt wurden, wurden mit der Peitsche zerschunden. Es macht mich verrückt, wenn ich mir vorstelle, dass dein Dickkopf dich dahin bringen könnte. Da halte ich es mit Vater. Nichts für ungut, Niehus, aber was kannst du ihr bieten?«

    Jan spürte Susannes Herzschlag, wo sie seine Hand an sich drückte. Sie war nicht verheiratet. Seine Erleichterung wurde von Ratlosigkeit überschattet. Was konnte er ihr bieten?
    Der Weg war so holprig, dass der Wagen bei der Eile ruckte und Till harte Stöße versetzte. Er stöhnte gequält. »Könnt ihr aufhören, euch zu streiten? Ich sterbe, und ihr kümmert euch nur um euch.«
    Liebhild, die nicht von seiner Seite wich, gab ihm einen kleinen Schubs. »Du sollst nicht immer so was sagen. Du stirbst gar nicht.«
    Susanne wandte sich zu ihnen um. »Wir sind schon beim Rathaus, Till.«
    Martin drückte dem Leidenden die Schulter. »Das wirst du doch wohl noch aushalten, alter Holzkopf.«
    Jan zog nachdenklich Susannes Hand zu sich herüber und nahm sie zwischen seine schwieligen Handflächen. Er wäre vielleicht damit zurechtgekommen, dass er ihr nichts bieten konnte. Er hätte eben sein Bestes getan. Entscheidend war jedoch, dass er ihr nichts nehmen wollte. Nicht die Liebe ihrer Familie, nicht die Achtung der Gemeinschaft. Niemals würde er es aufwiegen können, wenn sie das verlor.
     
    Susanne war sich Jans Hilflosigkeit bewusst. Sie sprach mit ihren Geschwistern und hörte dennoch sein Schweigen. Vielleicht war es Erschöpfung, vielleicht hielt er es nicht für nötig, Martin zu widersprechen, weil er ihr ohnehin nicht länger nahe sein wollte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihm allein zu sein und ihn danach zu fragen. Doch ihrem Vater würden sie schon vorher gegenübertreten müssen.

    Dorothea öffnete ihnen die Haustür.
    »Wirf die Mägde aus Tills Kammer. Er braucht sein Bett«, befahl Martin ihr.
    Grußlos drehte seine Frau sich um und ging ihnen voran über die Diele und die Treppe hinauf.
    Susanne hatte mit Liebhild an der Hand die Tür der Schreibstube noch nicht erreicht, als diese sich öffnete und ihr Vater heraustrat. »Martin? Warum bist du schon
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