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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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Diese Informationen hätten mich nicht überraschen
dürfen, doch sie taten es trotzdem. Es gab mir das gute Gefühl, dass ich mich
nicht in ihm getäuscht hatte. Er war nicht einfach nur an der Erfüllung seiner
Mission interessiert. Das Leben anderer Menschen zählte tatsächlich für ihn.
Wenn jemand durchhalten und die anderen finden konnte, dann er. Ich legte mein
Gesicht in die Hände und hoffte es inständig.
             „Heyyy...“ Veit berührte mich ganz
vorsichtig am Arm, so als wäre ich aus dünnem Glas. Als ich wieder auf sah,
wirkte er besorgte und auch etwas hilflos. Vielleicht hatte er gedacht, ich
würde zu weinen beginnen.
             „Es wird alles gut. Er wird die anderen
schon finden und wiederkommen. Der Typ ist doch gar nicht zu bremsen, der ist
wie bionisch.“ Veit lachte kurz auf. Er wollte mich nur aufheitern und hatte
keine Ahnung, wie nah er damit an der Wahrheit dran war. Aljoscha war zwar
nicht bionisch, aber auch nicht normal.
             „Du hast vermutlich Recht.“ Ich atmete
tief durch und versuchte es mir klar zu machen. Die anderen waren noch am Leben
und ich würde sie wiedersehen. Ich sah wieder zu Veit rüber. „Hat irgendjemand
hier mit dir über die Ereignisse der letzten Tage gesprochen? Hast du irgendwem
was erzählt?“ Veit schüttelte nur den Kopf.
             „Die wollten gar nichts in der Richtung
von mir wissen. Die haben mich nur nach meinem Namen gefragt und aus welchem
Administrationsbereich ich komme. Dann kamen andere Leute zu mir und haben
gefragt, was ich verbrochen hätte. Ich hab's ihnen gesagt, sie haben irgendwas
aufgeschrieben und sind wieder gegangen, Seitdem ist auch keiner von denen
nochmal bei mir gewesen.“ Ich überlegte kurz, kam aber auch zu keiner vernünftigen
Erklärung, warum sie diese Dinge von ihm wissen wollten.
             „Ich soll mit einem Oberoffizier
sprechen. Ich habe nur Vermutungen, worum es gehen könnte, aber ich weiß nicht,
ob ich wirklich mit ihm sprechen will.“
             „Dann hör dir erst mal an, was er zu sagen
hat und entscheide dann. Sie haben uns immerhin das Leben gerettet, da kann man
schon mal 'ne Minute oder zwei opfern.“ Veit hatte Recht. Selbst, wenn sie
etwas von mir verlangten, wie könnte ich mich einfach verweigern? Ich wusste ja
noch nicht einmal genau, was sie wollten.
             „Du hast Recht, danke.“ Er grinste nur
und nickte. Er mochte es, wenn er Recht hatte.
             „Veit... wie alt bist du eigentlich?“
Diese Frage war so komisch und ich wollte nicht, dass sie völlig falsch rüber
kam, jedoch gab es keine einfachere Art, danach zu fragen.
             „Siebzehn.“ Sein Grinsen wurde noch
breiter. „Zu jung für dich, was?“ Ich sah ihn völlig überrumpelt an und er fing
an zu lachen. „Keine Bange Lovebug! Ich mach nur Spaß mit dir.“ Ich entspannte
mich wieder, mir war aber trotzdem noch etwas unwohl. Bei ihm konnte ich bei
bestem Willen nie sagen, ob es wirklich nur Spaß war oder eine gewisse
Ernsthaftigkeit hinter den Worten steckte, die er bloß hinter Lachen
versteckte.
    Veit
blieb noch eine Weile, wurde dann aber von Anna wieder in sein Zimmer gebracht.
In der Nacht konnte ich nur mit Hilfe von Tabletten einschlafen. Die Bilder aus
der Todesstadt verfolgten mich bereits, als ich nur die Augen schloss. Es war
ein kurzer, unbefriedigender Schlaf und ich fühlte mich am nächsten Tag kein
bisschen ausgeruhter. Anna war bereits da, als ich aufstand und begleitete mich
zur Dusche. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie sich heißes Wasser auf dem
Körper anfühlte. Es tat so gut, dass ich eine ganze Weile einfach nur da stand
und das Wasser über meinen Körper laufen ließ. Ich lehnte den Kopf gegen die
Wand und schloss die Augen. In diesem Moment fühlten sich die Ereignisse der
vergangenen Tage so weit weg an. Als wären Monate vergangen. Ich konnte gar
nicht glauben, dass es erst wenige Tage her war, da hatte ich noch um mein
Leben kämpfen müssen. Bei diesen Gedanken wurden meine Knie wieder weich. Ich
drückte meinen ganzen Körper gegen die Wand der Dusche und schluchzte ein paar
Mal. Ich wollte weinen um mich zu erleichtern, doch es kamen einfach keine
Tränen. Ich hatte all die schrecklichen Erlebnisse so weit von mir
weggeschoben, dass ich sie tatsächlich ein Stück weit verdrängt hatte. Oder ich
verdrängte sie unbewusst noch immer. Ich rieb mir das Gesicht und strich meine
Haare zurück. Es
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