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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Idee fasziniert gezeigt, als er damit auf ihn zugekommen war, und in der Konzernspitze gegen einigen Widerstand durchgeboxt, dass es zur Ladies Night einen Testlauf geben würde. Er hatte Schlaicher außerdem in seiner ihm eigenen, sehr überzeugenden Art klargemacht, dass der Testlauf besser ein Erfolg würde. Nicht dass Schlaicher nicht dasselbe Ziel verfolgte. Von Beginn an hatten alle eine Menge Arbeit in das Projekt gesteckt. Die vergangene Woche hatte Schlaicher in einem miefigen Jugendzimmer mit drei halb erwachsenen Computer-Nerds verbracht, um die letzten Tests für die Kamerasteuerung zu begleiten. Natürlich war alles erst auf die letzte Minute fertig geworden. Da Gampp jedoch ein gewiefter Geschäftsmann war, hatte er Schlaicher gleich noch dazu verpflichtet, nebenbei ein paar Testdiebstähle durchzuführen und während der beliebten Abendveranstaltung das Sicherheitsteam zu verstärken. Allein konnte Schlaicher das nicht stemmen. Daher hatte er sich verpflichtet, den zweiten Mann beizubringen.
    Dieser Auftrag war äußerst wichtig für ihn. Das Projekt mit den Kameras könnte der Startschuss eines finanziell äußerst lukrativen Geschäfts werden. In den bisherigen Tests hatten die Kameras und die Computer Erstaunliches geleistet. Wenn das System nun auch unter Realbedingungen funktionierte, könnte es das Sicherheitswesen in Kaufhäusern revolutionieren. Aber es gab noch einen zweiten Grund, wieso Schlaicher so scharf auf den Job war: Er hatte sein Konto mit der Investition in die technische Ausrüstung ziemlich weit ins Minus gebracht. Jetzt konnte er das Geld mehr als nur gut gebrauchen.
    Zuerst hatte er Erwin engagieren wollen, doch der war verplant. Er hatte seiner Frau schon vor längerer Zeit Karten für ein Musical geschenkt. Ausgerechnet morgen. Eigentlich konnte Schlaicher sich, wenn er ehrlich war, auch nur schwer vorstellen, dass es Trefzer ohne Probleme gelänge, den Computer zu bedienen. Und sowieso brauchte er jemanden, der ihn regelmäßig unterstützen konnte. Nachdem seine frühere Assistentin und Lebensgefährtin Martina ihn und die Firma verlassen hatte, konnte Schlaicher manche Aufträge gar nicht mehr annehmen. Vor seiner Abreise hatte er daher noch eine Anfrage beim Arbeitsamt gestartet und vom Sachbearbeiter die Mitteilung erhalten, es gebe da jemanden, der sich mit Computern und mit Ladendiebstahl auskennen würde.
    Selbst beim Klauen erwischt worden zu sein, schien neben einer Leidenschaft für Computerspiele aber Lutz Vollmers einzige Qualifikation zu sein. Und jetzt tat dieser Typ auch noch alles, um nicht eingestellt zu werden. Eine nennenswerte Alternative hatte Schlaicher allerdings nicht.
    Er war selbst erstaunt, als er sagte: »Sie haben den Job.«
    Lutz Vollmer zuckte erschrocken zusammen. Sein Lächeln war schlagartig verschwunden. Der Mund stand offen. »Wie?«
    Â»Sie haben den Job«, wiederholte Schlaicher.
    Lutz Vollmer stand auf, öffnete seine Jeansjacke und zog sie aus. Er trug ein T-Shirt, auf dem stand: »Faul, fett und trotzdem scharf.« Die daneben aufgedruckte dicke rote Chilischote konnte man auch als erigierten Penis deuten. Lutz Vollmer zeigte entgeistert auf den Aufdruck, anscheinend stumm vor Entsetzen.
    Schlaicher hatte nicht vor, sich von dem sicherlich als Höhepunkt der Mitwirkungspflicht konzipierten T-Shirt beeindrucken oder abschrecken zu lassen. »Setzen Sie sich wieder«, sagte er knapp.
    Â»Aber … Sie wissen ja noch gar nicht, dass ich vorbestraft bin.«
    Â»Wegen wiederholten Kaufhausdiebstahls. Ist mir bekannt.«
    Â»Das muss Ihnen aber doch etwas ausmachen.«
    Â»Tut es. Andererseits brauche ich jemanden, der sich in eben dieser Hinsicht ein bisschen auskennt. Auch wenn Sie sich als mein Assistent nicht erwischen lassen sollten. Als Testdieb habe ich einen guten Ruf zu verlieren. Sie haben einen Monat Probezeit, dann sehen wir weiter.«
    Von oben war plötzlich Triumphgebrüll zu hören: »Er isch uff! Was hesch du mit deene ganze Salami vor? Sin die alli für mii?«
    Â»Salami?« Schlaicher stand auf und ging die Stufen zur Galerie hinauf.
    Â»Wenn die Salami nidd dii sin, no isches definidiv dr falsch Chuffer.«
    Er sah sieben unterarmdicke und ebenso lange dunkelrote Würste, die einzeln in feste Plastikfolie eingeschweißt waren. Ansonsten lagen verschiedene Kleidungsstücke im Koffer, die auf keinen Fall
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