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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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ihm gehörten.
    Â»So ein Mist«, schimpfte Schlaicher.
    Â»Hesch usser miinem G’schenk suschd no öbbis Wertvolls in diinem Chuffer g’haa?«
    Â»Nein, die Kameras habe ich Gott sei Dank im Rucksack bei mir getragen. Im Koffer waren nur Klamotten drin. Und für dich ein Bembel und Äbbelwoi. Trotzdem …«
    Erwin grinste, als hätte er das Geschenk in Händen, das ein kleines Dankeschön fürs Aufpassen auf Dr.atson sein sollte. Er sagte: »Jo, das wär öbbis für mi gsii.« Dass er kein Mann war, der sich lange an Verlusten aufhielt, bewiesen die folgenden Sätze: »Entweder du bringsch mr s neggschd Mool noonemool e Heinz-Schenk-Gedeck mid, oder mr finde dr richdige B’sitzer vom Chuffer und chönne’n’en z’ruggdusche. D’Kombination isch übrigens niddemool so schwer gsii.«
    Â»Ja, dann schau doch mal nach, ob du irgendwo eine Adresse findest«, sagte Schlaicher und ging wieder nach unten.
    Lutz Vollmer war am Tisch sitzen geblieben. Nachdem er eben noch sichtlich geschockt gewesen war, machte er jetzt wieder einen selbstsicheren Eindruck.
    Â»Ich will dreitausend plus Sonderzulagen«, sagte er cool.
    Â»Sie bekommen in der Probezeit eintausendzweihundert Euro brutto. Danach können wir weiterverhandeln.«
    Lutz Vollmer veränderte seinen Gesichtsausdruck. Er sah jetzt aus wie eine fette, bettelnde Katze. »Können Sie mir nicht doch einfach den Zettel unterschreiben?«
    Â»Keine Diskussion. Sie fangen morgen mit einer Doppelschicht an. Acht Uhr dreißig hier bei mir, gewaschen und mit ordentlichen Klamotten. Und eins können Sie mir glauben: Wenn Sie sich doof anstellen, sich vor der Arbeit drücken oder irgendeinen Mist bauen, werde ich sie definitiv nie mehr feuern! Sie brauchen es also gar nicht erst zu probieren. Willkommen in der Arbeitswelt.«
    Trefzer kam die Treppe runter, die Würste in seinen Armen. Er legte sie auf der Arbeitsplatte ab und holte ein langes Messer aus der Schublade.
    Â»Hey, lass das«, rief Schlaicher.
    Â»Warum? Es isch jo gar kai Adress dinne. Oder hesch duu e Adress in diinem Chuffer g’haa?«
    Schlaicher dachte kurz nach. Nein, hatte er nicht. Nur die Klamotten und einige Toilettenartikel.
    Â»Siehsch jedze? No chaa’n’i doch emol brobiere. Wänn’dr au öbbis?« Schon senkte sich das Messer in die Wurst.
    Â»Ist mir Wurst«, sagte Lutz Vollmer und lachte laut. Trefzer fiel mit ein.
    Â»Schmegge dued si abber nidd normal, oder?«, meinte Trefzer, nachdem er das erste Stück abgebissen hatte.
    Â»Also ich find sie gut«, widersprach Lutz Vollmer. »Es ist halt recht viel Knoblauch drin.«
    Schlaicher aß als Einziger nichts von der Wurst. Er war gerade ziemlich unzufrieden. Wenn er sich seinen neuen Mitarbeiter so anschaute, fragte er sich, ob es nicht ein Fehler war, diesen Typen anzustellen. Außerdem fragte er sich, wer wohl gerade mit seiner schmutzigen Unterwäsche unterwegs war.

2
    Schlaicher wartete schon seit einer geschlagenen Viertelstunde am Auto. Um acht Uhr dreißig hätte Lutz Vollmer da sein sollen, aber es war noch immer niemand zu sehen. Schlaicher fluchte, dass er sich gestern nicht einmal seine Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Irgendwie war alles anders gelaufen, als er sich das gedacht hatte. Und jetzt stand er da wie ein Depp, starrte die Straße in beide Richtungen entlang und immer wieder auf die Uhr seines Handys. Er musste los und stellte sich darauf ein, von Gampp den Kopf abgerissen zu bekommen. Schlaicher hatte ihm garantiert, dass sie zu zweit sein würden, und jetzt musste er solo auflaufen.
    In Gampps Büro bot ihm der Geschäftsführer der Filiale wortlos an, Platz zu nehmen. Den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, lauschte er konzentriert den Ausführungen seines Gesprächspartners am anderen Ende der Leitung. Das Büro war bis auf ein paar Karstadt-Werbeplakate schmucklos gehalten. Offenbar sah Gampp seine Aufgabe eher darin, hier für Umsatz zu sorgen, als sich wohlzufühlen.
    Â»Genau so machen wir das, meine liebe Frau Lefèvre. Ich freue mich jetzt schon darauf, Sie nachher in unserem Haus begrüßen zu dürfen. Es ist mir wirklich eine Ehre.« Ein paar Sekunden später war das Gespräch beendet.
    Schlaicher hatte Gampp selten so leutselig erlebt. Der Mann war sonst eher ein Ausbund der Sachlichkeit und der klaren Worte. Und
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