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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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antwortete, sie wisse es nicht, denn er verlasse oft am Morgen das Haus und komme erst abends zurück, ja, manchmal bleibe er sogar zwei Tage fern. Petrus antwortete: «Dein Mann ist hier, eingesperrt in dieser Truhe. Oftmals hat er fleischlichen Verkehr mit meiner Frau gehabt, obwohl du viel schöner bist als sie. Ich lasse dir die Wahl: Entweder du erlaubst mir, mich auf dieser Truhe hier mit dir zu vereinigen, oder du wirst den grausamen Tod deines Mannes erleben.»
    Die Frau fragte ihren in der Truhe eingesperrten Mann, was sie tun sollte. Dieser antwortete, es sei besser, die Schmach als den Tod zu erleiden. So besaß Petrus die Frau des Johannes auf der Truhe, in welcher dieser hockte; dann ließ er ihn herauskommen. Die zwei wurden Freunde, und die Geschichte blieb, wie es oft geschieht, viele Jahre lang geheim.

    Aus: Giovanni Boccaccio, Das Decamerone (Achter Tag, Novelle VIII)

    Spinelloccio schläft bei der Frau seines Nachbarn und Freundes Zeppa. Dieser merkt es und macht, daß seine Frau ihn in eine Kiste einsperren muß, auf welcher er an der Frau des Spinelloccio das Vergeltungsrecht ausübt

    In Siena sollen einmal ein paar ziemlich wohlhabende junge Männer aus guter Bürgerfamilie gewesen sein, von denen der eine Spinelloccio Tanena und der andere Zeppa di Mino hieß. Sie wohnten Wand an Wand im Viertel Camollia. Diese beiden waren unzertrennliche Gesellschafter und schienen einander fast noch mehr als Brüder zu lieben. Beide hatten recht hübsche Frauen. Da nun Spinelloccio täglich in dem Hause des Zeppa aus und ein ging, dieser mochte zu Hause sein oder nicht, so ward er nach und nach mit seiner Frau so vertraut, daß er bei ihr lag. Dieses Verhältnis dauerte eine geraume Zeit, ohne daß irgend jemand davon erfuhr. Endlich aber traf es sich einmal, daß Zeppa zu Hause war, als Spinelloccio nach ihm fragte. Seine Frau wußte es nicht und sagte, er wäre ausgegangen. Spinelloccio kam deswegen sogleich zu ihr hinauf, und als er sie allein im Saale fand, umarmte er sie mit einem tüchtigen Kuß. Zeppa sah es, verhielt sich ganz still und wartete, wie das Spiel weiter ablaufen würde. Kurz, er sah, daß seine Frau und Spinelloccio Arm in Arm in die Kammer gingen und sich einschlossen, was ihn heftig wurmte. Er bedachte indessen, daß er durch Lärm und Gepolter die Beleidigung nicht abwaschen, sondern nur seinen Schimpf dadurch vermehren würde, und er sann deswegen auf Mittel, sich Genugtuung zu verschaffen, die sein Herz befriedige, ohne die Sache ruchbar werden zu lassen. Nach einigem Besinnen glaubte er dieses Mittel gefunden zu haben. Er hielt sich demnach so lange verborgen, bis Spinelloccio sich entfernte.
    Als dieser wegging, trat Zeppa den Augenblick in die Kammer seiner Frau, die noch beschäftigt war, ihren Kopfputz wieder in Ordnung zu bringen, den Spinelloccio ein wenig zerstört hatte. «Was machst du, Frau?» fragte Zeppa. «Siehst du es nicht?» erwiderte sie. «Jawohl, sehe ich’s», sprach Zeppa, «und ich wünschte, ich hätte nicht noch manches mehr gesehen.» Er ließ sich hierauf deutlicher aus über alles, was vorgefallen war, und nach einigem Wortwechsel gestand sie ihm unter Angst und Furcht ihren vertrauten Umgang mit Spinelloccio, den sie nicht leugnen konnte, und bat ihren Mann unter Tränen um Vergebung. «Höre, Frau», sprach Zeppa, «du hast böse Streiche begangen, und wenn ich dir verzeihen soll, so mußt du mir alles treulich ausrichten, was ich dir befehlen will. Und das ist folgendes: Sage Spinelloccio, daß er sich morgen vormittag um die dritte Stunde, wenn wir beisammen sind, unter irgendeinem Vorwande von mir losmachen und zu dir kommen soll. Wenn er bei dir ist, werde ich plötzlich nach Hause kommen, und dann mußt du ihn, sobald du mich hörst, in diesen Kasten kriechen lassen und ihn darin einschließen. Was du weiter tun sollst, das will ich dir hernach sagen; du kannst es getrost tun und versichert sein, daß ihm nichts Böses geschehen soll.»
    Die Frau versprach alles, um ihren Mann wieder zu besänftigen, und hielt auch Wort. Als Spinelloccio und Zeppa am anderen Vormittag um die dritte Stunde beisammen waren, sagte Spinelloccio, der der Frau versprochen hatte, um diese Zeit bei ihr zu sein, zu Zeppa: «Ich soll heute mittag bei einem Freunde essen und mag ihn nicht warten lassen. Gott befohlen!»
    «Es ist ja noch lange hin bis zur Mittagszeit», erwiderte Zeppa. «Wohl wahr», sprach Spinelloccio; «aber ich habe mit ihm noch über eines und das
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