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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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überzeugter Anhänger er war. 1933 wurde er Mitglied der SA, im darauffolgenden Jahr der NSDAP und später des «Ahnenerbes», zu dem auch Rudolf Till und die SS Himmlers gehörten. 1941 stand er an der Front einer nach ihm benannten Einheit vor, dem Sonderkommando Jankuhn. Auftrag: das Requirieren von archäologisch bedeutenden Objekten im Kriegsgebiet.
    Von 1942 bis 1945 fand er auch die Zeit, an der Universität Rostock zu unterrichten, wo eigens für ihn ein Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte geschaffen wurde. Von 1944 an war er Obersturmbannführer der SS und unterstand dem persönlichen Befehl Himmlers. Dank des nationalen und internationalen Ansehens, das er wegen der Ausgrabungen in Haithabu schon vor dem Krieg genoss, konnte Jankuhn dem «Ahnenerbe» außerordentliche Impulse geben. Eines der Hauptanliegen Himmlers war es, den germanischen Völkern eine mythische, ruhmreiche Vergangenheit zu verschaffen, und Jankuhn gehörte zu denen, die diesem Ehrgeiz dank seiner vierfachen Funktion als Forscher, Universitätslehrer, Gelehrter und Beschaffer archäologischer Fundstücke im militärischen Rang nützlich sein konnten. Denn «die Prähistorie kam mit ihrer germanophilen Deutung von Funden dem Wunsch des Nationalsozialismus nach politischer Legitimation nach, und der Nationalsozialismus schuf die Möglichkeit für eine feste Etablierung der Ur- und Frühgeschichte in der deutschen Forschungslandschaft» (Katharina Krall, Ein Vergleich der Schriften von Herbert Jankuhn und Hans Reinerth zwischen 1933 und 1939 , Magisterarbeit im Fach Geschichte an der Universität Konstanz, 2005).
    In seiner Monographie Haithabu, ein Handelsplatz der Wikingerzeit (1937 in vollständiger, 1980 dann in «bereinigter» Fassung erschienen) greift Jankuhn das alte Thema der Überlegenheit der Germanen über andere Völker wieder auf. Er betont, dass sie eine besondere Rolle spielen, da «sie ihren Stammbaum am weitesten zurückführen können», weiter nämlich als die Römer, die Kelten oder die Slawen. Außerdem habe bei den Germanen «eine fremde Überschichtung und eine Umbiegung der Entwicklung nicht stattgefunden», und zwar «wegen der inneren Kraft dieses Volkstums». Sogar in den Ornamenten der Tongefäße, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, erkennt Jankuhn die «überlegenen geistigen Kräfte» seiner Urahnen. In der Einschätzung heutiger Wissenschaftler versuchte Jankuhn die historischen Quellen so zu interpretieren, dass die Germanen als ein höherwertiges Volk als andere erschienen, und vermittelte dabei den Eindruck, nach einer objektiven wissenschaftlichen Methode vorzugehen, während er in Wirklichkeit jeden Interpretationsspielraum nutzte, den seine Fundstücke und Quellen boten, um eine nationalistische oder nationalsozialistische Deutung zu favorisieren (vgl. Krall, S. 76 f.). Wenige Jahre nach Erscheinen von Jankuhns Monographie stieß Rudolf Till, sein Kollege beim «Ahnenerbe», mit seiner Ausgabe der Germania von Tacitus ins gleiche Horn.
    Jankuhns Aktivitäten mit seinem Sonderkommando an der Front waren so emsig, dass sich heutige Historiker fragen (vgl. Krall, S. 68), ob es nicht statt Himmler vielleicht sogar Jankuhn selbst war, der im Rahmen seiner Forschungen auf dem Gebiet der Indo-Europäisierung (im Deutschen heißt es immer noch «Indogermanisierungsforschung») die Beschlagnahmung von Megalithen in der Bretagne oder prähistorischer Objekte in russischen Museen anordnete und durchführen ließ. Nach drei Jahren Kriegsgefangenschaft bei der amerikanischen Armee (1945-48) kehrte Jankuhn, obwohl er sich als engster Mitarbeiter der Spitzen des Hitlerregimes schwer kompromittiert hatte, dank der Landesregierung von Schleswig-Holstein unbehelligt an seinen Arbeitsplatz zurück. In den folgenden Jahren vervielfachten sich die Lehraufträge an den Universitäten Hamburg, Kiel und vor allem Göttingen, wo er von 1959 bis 1973, der Zeit, in der sein Aufsatz über Tacitus erschien, emeritierter Professor für Vor- und Frühgeschichte war. Er veröffentlichte außerdem Werke, die nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft der wissenschaftlichen Forschung hatten, wie das Reallexikon der germanischen Altertumskunde (Göttingen 1968). Jankuhn führte schließlich von 1971 bis 1986 den Vorsitz in der «Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas» der angesehenen Göttinger Akademie der Wissenschaften, für die er bis zu seinem Tod 1990 weitergearbeitet hat.
    Wie ist es möglich, dass der
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