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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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von der Überraschung zu erholen).
    In Italien ist der Wunsch des Journalisten vom Espresso in Erfüllung gegangen. In der übrigen Welt, wo Imprimatur und die folgenden Bücher in einundzwanzig Sprachen übersetzt wurden, ist die Sache anders verlaufen. Seit den Zeiten des Borgia-Papstes sind die Angst vor Ideen, die den Status quo in Frage stellen, und die Mittel, sie zu unterdrücken, unverändert die gleichen geblieben.
    Nachdem wir uns an diesen Vorfall erinnert hatten, erkannten wir, dass es durchaus nicht darum ging zu entscheiden, ob wir auf dem eingeschlagenen, mühsamen Weg weitergehen wollten oder nicht: Dazu hatten wir uns schon vor Jahren mit Imprimatur entschieden, und jener zu repressiven Mitteln neigende Journalist hatte es schon früher begriffen als wir. Darum sind wir jetzt hier und schlagen uns mit Salai herum. Zum Barock werden wir bald zurückkehren und ihn nach dieser Erfahrung mit neuen Augen sehen.

    Im Übrigen können, dürfen und wollen wir im Moment keine Antwort auf die Frage im Titel dieses Schlusskapitels geben, sondern nur auf das bereits zitierte Werk in sechs Bänden (und etwa viertausend Seiten Umfang) über die mittelalterliche Fälschungspraxis hinweisen: Fälschungen im Mittelalter – Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica, München 16.-19. September 1986 , Hannover 1990. Hieraus stammen die Informationen über Fälschungen auf deutschem Gebiet, von denen der Alte berichtet, den Leonardo und Salai um Rat fragen, außerdem die Angaben über Trithemius, den gewisse Teile der Historiographie immer noch zu retten versuchen, indem sie ihm mildernd «höhere Zwecke» zubilligen (nämlich Deutschland eine große Vergangenheit zu geben), Zwecke, die Trithemius jedoch dazu verleiteten, die Ursprünge des deutschen Volkes frei zu erfinden. Dem Leser, der sich in die sechs Bände von Fälschungen im Mittelalter vertieft, werden die Augen durch die Lektüre dieser Beispiele eher geöffnet als durch alle abstrakten Darstellungen. Wie im Vorwort zum ersten Band zu lesen ist, hat die Breite des Themas die anfänglichen Erwartungen der Organisatoren des Kongresses weit übertroffen, und die Fülle des Quellenmaterials, das während der Tagung vorgestellt wurde (1028 Fälle von Fälschungen), hat alle Teilnehmer erstaunt. Viel mehr hätte noch hinzugefügt werden können, auch aus den vorhergehenden und folgenden Jahrhunderten, doch dieser schon zwanzig Jahre zurückliegende Kongress hat – vielleicht nicht zufällig – nicht noch einmal stattgefunden. Zu viel Sprengkraft in dem behandelten Material?
    «O Leser, ich hab dir vorgelegt (…) nun musst du speisen», dichtete Dante am Beginn des zehnten Gesangs des «Paradies».
    Die geneigten und aufmerksamen Leser, die uns bis hierhin gefolgt sind, vielleicht sogar seit den Zeiten von Imprimatur , haben wahrscheinlich gelernt, hinter die Kulissen der – wie Napoleon sie gerne nannte – Fabel zu schauen, die zu glauben man übereingekommen ist und die Geschichte heißt.
ANHANG

Das Plagiat von Johannes Burkard nach Boccaccio
    Aus: Johannis Burckardi capette pontificie magistri ceremoniarum liber notarum ab anno MCCCCLXXXIII usque ad annum MDVI (hrsg. v. L. Thuasne, Paris 1885, Bd. I, S. 108).

    Bei einem vertraulichen Gespräch mit einem der Beichtväter der Basilika (von San Pietro) gab ich dem Wunsche Ausdruck, von einigen der Fälle zu erfahren, denen er und seine Kollegen tagtäglich begegnen. Er sagte mir, er habe die unterschiedlichsten und wunderlichsten Fälle vernommen, jedoch er entsinne sich ihrer kaum. Dann erzählte er mir jene wenigen, die ihm im Gedächtnis geblieben waren.
    […] Petrus und Johannes, zwei Kaufleute aus der Provençe, hatten jeder eine sehr schöne Frau. Von einer Magd eingeweiht, sagte Petrus zu seiner Frau, er werde an einem der nächsten Tage nach Brügge reisen, denn er wusste, dass sie sogleich Johannes zu sich rufen würde. Als nun dieser Tag gekommen war, tat Petrus nur so, als würde er nach Brügge aufbrechen. In Wirklichkeit begab er sich in das Haus eines Freundes, nachdem er der Dienstmagd seiner Frau einige Vorkehrungen befohlen hatte, welche die Magd gewissenhaft ausgeführt hatte. Petrus kehrte zu seinem Haus zurück und klopfte laut an die Tür. Erschrocken versteckte seine Frau Johannes nackt in einer Truhe, die in ihrer Kammer stand. Petrus trat ein, ging sofort zu seiner Frau und ließ darauf die Frau des Johannes rufen, die alsbald kam. Er fragte sie, wo ihr Mann sei. Sie
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