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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
Autoren: Greg F. Gifune
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gesehen, in dem nur eine Matratze und Stative waren, den Raum mit den Plastiktüten voller Kinderkleider und dem herumliegenden Spielzeug. Sie hatten die Kinder gesehen, die in einem anderen Raum an einem langen Tisch saßen und ausgiebig zu Abend aßen. Sie lachten. Am Kopf des Tisches saß ein weiterer gut angezogener Mann. Die Kinder waren offensichtlich arm und vernachlässigt. Kaum jemand würde sie wollen oder sie vermissen. Das älteste war vielleicht zwölf.
    Sobald sie draußen waren, blieb Jackie Shine stehen und sah zurück.
    »Da drin geht nichts Gutes vor sich«, sagte Dignon.
    »Yeah«, stimmte ihm Jackie Shine zu. »Kannste wohl sagen.«
    »Wir sollten den Bullen Bescheid geben.«
    »Ich mag keine Bullen.«
    »Irgendjemandem müssen wir Bescheid geben.«
    Jackie Shine hatte zwei Kinder, die irgendwo an der Westküste lebten und zum damaligen Zeitpunkt beide schon erwachsen waren. Er hätte ein Großvater sein können. Er nahm einen Schluck aus seinem Flachmann, sah noch ein wenig länger auf das Gebäude und verstaute den Alkohol dann wieder in seinem Mantel. »Das wird nichts bringen. Hast du die Anzüge von den beiden Typen gesehen? Da steckt Geld dahinter. Was glaubst du denn, was solche Männer in dieser Bruchbude zu suchen haben? Hast du den Gesichtsausdruck von dem Kerl gesehen, der die Tür aufgemacht hat? Findest du, dass der so aussah, als würde er sich wegen ein paar Lieferanten Sorgen machen? Die haben genügend Geld, um zu machen, was sie wollen. Wahrscheinlich haben sie schon alle möglichen Leute bestochen, damit sie in Ruhe gelassen werden. Die kommen in die Stadt, machen ihr Ding und sind ein paar Tage später schon verschwunden und unterwegs zur nächsten Stadt, bevor auch nur irgendjemand was bemerkt hat.«
    »Aber darum geht es doch. Wir haben etwas bemerkt.«
    »Ruf du die Bullen, wenn du willst. Ich bin so blind wie ein Maulwurf, alter Junge. Das war die letzte Lieferung für heute, ich gehe nach Hause.«
    Dignon blieb dabei. »Das sind kleine Kinder. Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Dann ruf doch an, du Held.« Jackie ging auf den Transporter zu. »Aber lass mich da raus. Wenn sie Aussagen aufnehmen wollen und so weiter, dann sag ihnen, dass ich die ganze Zeit im Wagen gewartet hab.«
    »Warum willst du diese Schweine beschützen?«
    »Ich beschütze niemanden. Ich halte mich aus allem raus und fahre meinen Transporter.«
    Dignon spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Nicht so sehr wegen seines Partners, sondern wegen der Männer in dem Gebäude. Diese Leute zerstören Leben, dachte er. »Dann rufe ich an.«
    Nachdem sie sich ein paar Blocks entfernt hatten, wies Dignon seinen Partner an, am Straßenrand zu halten. Er lief zu einer Telefonzelle und hinterließ anonym eine Nachricht.
    Keiner von beiden hörte jemals wieder etwas über die Sache. Vielleicht hatten die Bullen etwas unternommen, vielleicht auch nicht. Sie würden es nie herausfinden, obwohl Dignon anschließend wochenlang die Zeitungen und Fernsehnachrichten in der Hoffnung auf eine Meldung absuchte, dass ein Kinderpornoring entdeckt und hochgenommen worden war.
    Eine solche Meldung tauchte niemals auf.
    »Was hab ich dir gesagt?«, meinte Jackie Shine ein paar Wochen später. »Solange die richtigen Summen in die richtigen Hände wandern, kümmert sich niemand einen Scheiß darum.«
    »Irgendjemand sollte etwas unternehmen, verdammt noch mal.«
    »Wir könnten zurück zu meiner Wohnung fahren, uns bewaffnen und ihnen einen Besuch abstatten. Hast du Lust auf ein wenig Selbstjustiz? Willst du sie Taxi Driver-mäßig fertigmachen?« Jackie Shine nickte fragend. »Das habe ich auch nicht erwartet. Wie im Krieg. Solange jemand anders die Drecksarbeit erledigt, dreht sich alles um Freiheit und das, was ›notwendig‹ ist. Solange man nicht den eigenen Arsch hinhalten muss beim Töten und Sterben.«
    »Du weißt genau, dass ich es nicht so gemeint habe.«
    »Ich will meinen Standpunkt nur verdeutlichen. Abgesehen davon«, sagt er sanft, »werde ich niemals wieder ein anderes Lebewesen töten, ist mir egal, was es angestellt hat.« Er klopfte Dignon auf die Schulter. »Mach dir keine Gedanken, Kleiner. Sie sind wahrscheinlich schon längst verschwunden.«
    »Darum geht es nicht. Diese Kinder, die ...«
    »Kacke, in Nam hab ich gesehen, wie Kindern Dinge angetan wurden, dagegen ist sexuelle Belästigung harmlos.« Er zuckte zusammen, wie so oft, wenn er über seine Zeit im Krieg sprach. »Nach einer Weile lernt man
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