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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
Autoren: Greg F. Gifune
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Miesepeter.«
    »Du solltest ein Wort wie unerträglich nicht benutzen, Willie. Es passt nicht zu dir.«
    »Na gut. Sei nicht so ein beschissener Miesepeter. Passt das besser zu mir?«
    »Ja, allerdings.«
    »Endlich mach ich’s richtig, nach all den Jahren, Gott sei Dank!«
    »Manchmal bist du so eine kleine ...« Barry bringt so etwas wie ein Lächeln zustande und lehnt sich ein Stück in die Richtung vor, in die seine Bierflasche zeigt. »Tja, ich wollte Fotze sagen, aber das wäre so echt wie dein Singen.«
    Wilma wirbelt mit der Anmut eines tollwütigen Eiskunstläufers in seine Richtung zurück. »Ich gebe mir wenigstens Mühe. Du sitzt auf deinem hohen Ross und meinst, zu allem deine Meinung abgeben zu müssen.«
    Sein Lächeln verschwindet. Mit seinen spitzen Gesichtszügen, der zum Afro frisierten Dauerwelle und seiner großen Figur, die dünn wie eine Bohnenstange ist und in einem glänzenden grauen Anzug und einem schwarzen Hemd mit offenem Kragen steckt, sieht er aus wie aus einer Siebzigerjahre-Disco geflüchtet. Doch trotz seiner eher komischen Erscheinung hat er etwas eindeutig Gewalttätiges an sich.
    »Lassen wir es einfach auf sich beruhen, ja?«
    »Und es gefällt mir nicht, wenn du trinkst. Du wirst dann – ich weiß nicht, wie ich es besser sagen soll – unangenehm.« Sie dreht sich zu Dignon um. »Und du solltest wegen deiner Medikamente überhaupt nicht trinken.«
    »Ich habe die Antidepressiva nicht mehr genommen. Sie sind zu stark.«
    »Aber hat dir der Doktor nicht gesagt, dass ...«
    »Durch sie fühle ich mich wie ein Verrückter.«
    »Warum quälst du dich so, Dig? Du bist ein guter Mensch, du bist ...«
    »Ich bin ein Lieferant.« Dignon trinkt das Bier aus und wirft vorsichtig die leere Flasche durch den Raum. Sie hüpft über das ungemachte Bett. »Und nicht einmal mehr das.«
    »Ich muss heute Nacht wohl doch noch die Bettwäsche wechseln.«
    »Alles langweilig.« Barry kippt den Rest seines Bieres in sich rein, knallt die Flasche auf die Arbeitsplatte und schnappt sich einen langen Regenmantel, der neben ihm über einem Stuhlrücken hängt. »Ich hau hier ab«, sagt er und rutscht in den Mantel.
    »Sehen wir uns im Club?«, fragt Willie.
    »Heute nicht.« Er geht auf die Tür zu und grüßt Dignon im Vorbeigehen lässig. »Bis dann, Dig-Man.«
    »Tschüss.«
    Sie folgt ihm zur Tür. »Rufst du mich später an?«
    »Mal sehen«, antwortet Barry, und dann ist er verschwunden.
    Dignon wartet eine Weile ab, bevor er fragt: »Wovor hast du am meisten Angst, Willie?«
    Die Frage holt sie in die Gegenwart zurück. Sie wendet sich von der Tür ab und konzentriert sich wieder auf die Perücken. »Wahrscheinlich Veränderungen. Ich bin ein Gewohnheitsmensch.«
    »Ich habe vor dem genauen Gegenteil am meisten Angst. Vor der Möglichkeit, dass mein Leben nie anders sein wird als jetzt, in diesem Moment.«
    »Du hast mich nur gefragt, damit du selber eine Antwort geben kannst.«
    »Du bist eine von den ganz Schlauen.«
    »Hör auf mit der düsteren Stimmung, du hattest eine schlechte Phase, das ist alles.«
    »Eine schlechte Phase? Ich bin zweiundvierzig Jahre alt.«
    »Das ist unmöglich«, keucht sie. »Dann wäre ich vierundvierzig. Schau mich doch an, ich kann unmöglich auch nur einen Tag älter als fünfundzwanzig sein.«
    Er lacht nicht, obwohl beide froh wären, wenn er es täte. »Ich will gar nichts groß Besonderes. Das wollte ich noch nie. Ich will bloß ... nicht das hier.«
    »Aber so ist das Leben manchmal, mein Lieber. Wir wollen das, was wir nicht haben. Das fette Mädchen will dünn sein, und das dünne Mädchen will ein paar Pfund zulegen. Das Mädchen mit den großen Titten will kleinere, und das Mädchen mit den kleinen Titten möchte größere. Die Blondine will eine Brünette sein und die Brünette eine Blondine. Und die Rothaarige – also nun, über die Rothaarige könnte ich dir einiges erzählen ...«
    »Und manchmal wollen Leute bloß jemand komplett anderes sein?« Er steht mühsam auf. »Manchmal müssen sie etwas anderes sein, irgendwas anderes als das, was sie sind. Als das, was sie sich eingeredet haben.« Dignon stützt sich mit einer Hand an der Wand ab und fährt sich mit der anderen über die Stoppeln auf seinen Wangen, dem Kinn und dem Hals. »Stimmt’s?«
    »Manchmal ist das so.«
    »Auch, wenn es nur für kurze Zeit ist.«
    »Ja, Dig, auch, wenn es nur für kurze Zeit ist.«
    Er schließt die Augen, spürt, wie eine Träne hervorschießt und über sein
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