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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
Autoren: Greg F. Gifune
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ganzes Gesicht läuft. Sie bleibt an seinem Kiefer hängen, baumelt dort kurz und fällt anschließend in die Dunkelheit.
    Er ist neidisch.
    »Manchmal fühle ich mich, als ob alles auseinanderfallen würde. Als ob ich bald nicht mehr alles zusammenhalten könnte. Als könnte es jeden Moment in tausend Stücke zerspringen.«
    Irgendwo draußen schreit jemand, und eine Autohupe dröhnt.
    »Du führst so ein einsames Leben«, sagt ihm Willie. »Du musst mehr rausgehen und ein bisschen leben.«
    »Du wohnst auch alleine.«
    »Aber ich habe ein Sozialleben. Außerdem habe ich Barry.«
    »Barry«, stöhnt Dignon.
    »Hey, fang gar nicht damit an, ja? Falls du ihn besser kennenlernen würdest, könntest du vielleicht ...«
    »Er behandelt dich wie ein Stück Scheiße. Und falls er dir jemals etwas antun sollte, schwöre ich bei Gott, dass ich ...«
    »Wir reden hier über dich, nicht über Barry. Und er würde so etwas nie tun. Ich lasse mir eine Menge bieten, aber so was nicht. Das weißt du.« Willie kratzt sich mit einer feingliedrigen Bewegung ihres neonfarbenen Fingernagels im Mundwinkel. »Du hast eine Menge durchgemacht«, sagt sie, »aber du bist nicht alleine. Du hast mich, und ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.« Dignon schaut unbeholfen auf den Boden. »Aber du weißt doch, was ich meine.«
    »Ja, das weiß ich. Es war alles schon ziemlich hart für dich, und dann kam noch die Sache mit Jackie Shine hinzu, und ...«
    »Darüber will ich nicht reden. Nicht heute Abend. Okay?«
    »Ich mein ja nur, dass du eine Menge um die Ohren hast, aber du lebst, Dignon, du lebst. Und solange du lebst, hast du eine Chance.«
    »Eine Chance worauf?«
    »Auf Glücklichsein, du dummer Junge.«
    Eine Zeit lang sagt niemand etwas.
    Schließlich fragt Wilma: »Worüber denkst du nach?«
    Dignon macht sich nicht die Mühe, seine Augen zu öffnen. Er ist sich nicht sicher, ob das nur auf die Angst zurückzuführen ist. »Roscoe. Ein Mann, den ich mal kannte. Er hat Schmuck aus seinem Koffer heraus verkauft. Ich kannte ihn nicht besonders gut, wir gingen öfters in dieselbe Bar. Eines Tages starb er. Er hatte einen schweren Herzinfarkt und brach in der Gasse hinter der Bar zusammen. Abgesehen von ein paar Totenwachen dann und wann hatte ich noch nie zuvor eine Leiche gesehen. Seine sah ich durch Zufall. Ich trat in die Gasse, um zu pinkeln, und da lag er dann. Ich weiß noch, wie ich mich fragte, warum Roscoe auf dem Boden liegt. Ich dachte, er sei besoffen und dort eingeschlafen. Dann sah ich in seine Augen und wusste, was los war.«
    »Wie furchtbar«, flüstert Wilma. »Diese Geschichte hast du mir noch nie erzählt.«
    »Es ist jahrelang her, als ich noch mit Lisa in New York gewohnt habe. Aus irgendeinem Grund habe ich mich heute an seine Leiche erinnert, die in dieser Gasse auf dem Boden lag. An sein Gesicht und wie es aussah. Dieser tote, starrende Blick, leblos und unbeweglich. Sogar im Tod sah er noch überrascht aus, als könnte er nicht glauben, was ihm zugestoßen war. Manchmal denke ich an ihn und daran, wie er … wie er an diesem Tag aufgestanden ist, sich aus dem Bett rollte, seine Hosen, Socken und Schuhe anzog, wie er seine Zähne putzte und sich duschte, frühstückte, seine Waren zusammensammelte und in seinen Koffer packte und dann das Haus verließ … und keine Ahnung hatte, was ihn dort draußen erwartete. Dass in ein paar Stunden alles vorbei sein und er tot auf einem schmutzigen Betonboden liegen würde. So ist es Jackie Shine ergangen. So ergeht es uns allen, wir tun nur so, als ob es nicht so wäre.« Er öffnet seine Augen und sieht in Wilmas mitleidsvolles Gesicht. »Ich habe geglaubt, so etwas müsste ich nie wieder miterleben. Ich hätte es besser wissen sollen. Es ist, als ob ich eine Art Magnet des Todes wäre.«
    »Sag so etwas nicht.«
    »Es stimmt, oder? Von Anfang an war ich so.«
    »Hör auf, du bist nichts dergleichen.« Willie schlingt die Arme um ihren Körper, wodurch das Badetuch ein Stück an ihren Beinen hochrutscht. »Du hast einfach zu viel Zeit, um rumzusitzen und dir über diese morbiden Sachen Gedanken zu machen. Das ist nicht gesund, Dig. Vielleicht solltest du wieder zu deiner Arbeit zurückgehen und ...«
    »Dorthin gehe ich niemals zurück.«
    »Dann musst du anfangen, dir darüber Gedanken zu machen, was du mit dem Rest deines Lebens anfangen willst. So wie jetzt kann es nicht ewig weitergehen.«
    Er nickt grimmig. »Ich weiß.«
    Wilma kommt nahe genug an ihn heran, um mit
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