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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
Autoren: Greg F. Gifune
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Fell des Katers und hört dem wunderbaren Rhythmus seines Schnurrens zu. Er beobachtet, wie sich der Brustkorb des Tieres mit jedem Ein- und Ausatmen hebt und senkt, spürt, wie die Wärme von dessen Unterseite auf seinen Schoß übergeht, und alles verlangsamt sich. Die Welt wird leise, so wie es in Winternächten sein soll. Als ob man auf etwas Größeres wartet, das ansonsten in der Hektik des Alltages untergehen würde. In jener sanften Stimmung, in der Stille, erahnt er den Frieden.
    Aber als er begreift, worin er besteht, ist er verschwunden.
    Etwas später am Abend geht ihm das Bier aus und er steigt auf Gras um. Das ist kein Problem. Mittlerweile mag er Marihuana und manchmal ist es für seine Zwecke besser geeignet.
    Es hält die Erinnerungen jedoch nicht davon ab, zurückzukehren, und schon bald wuselt er wie eine abgeschossene Flipperkugel durch die kleine Wohnung. Er prallt von einer Ecke gegen die andere, in einer Hand einen Joint, die andere bewegt er unbewusst. Sie redet für ihn, während in seinem Kopf Monologe toben.
    Zum einen ist da der Job, den er so viele Jahre lang gehabt hat, als Lieferant für Tech Metropolis, das größte Elektronik-Fachgeschäft in der Gegend. Außerdem die Lagerhalle, wo er sich jeden Morgen zum Dienst gemeldet hat. Dort traf er sich mit den zwei anderen Gruppen aus Fahrern und Trägern, um die Aufträge für den Tag zu erhalten.
    Da ist Clarence, über zwei Meter groß, der in der Highschool ein Basketball-Ass war und der die Versandabteilung leitet. Ein schlaksiger und mürrischer Mann, der bei jedem Wetter Jogginganzüge aus Nylon und hohe Converse-Turnschuhe trägt, so als ob er ansonsten vergessen würde, was für ein sportliches Wunderkind er einst war, und der der Welt mitteilen will, dass er jederzeit bereit ist, falls er denn gerufen wird, von der Bank zurück ins Rampenlicht gerettet zu werden. Aber jeder weiß – auch Clarence, und er vielleicht am besten – dass so etwas niemals passieren wird. Seine Träume vom College und der NBA haben sich durch Verletzungen im Knie und Fußgelenk längst erledigt. Nun sitzt er den größten Teil des Tages eingeengt in einer Kabine, die fast ganz aus Plexiglas besteht. Dort wühlt er Zettel durch, füllt Formulare aus und brüllt durch die schmale Türe hindurch Fahrer und Lieferanten an.
    Es gibt noch andere Lieferanten-Teams: Outlaw und Boo sowie Adam und Blondie. Outlaw ist ein Biker-Typ, ein Möchtegern, der am Wochenende Motorrad fährt. Seinen Körper bevorzugt er rund, sein Haar lang, seinen Bart ungekämmt und seine Tattoos gesellschaftsfeindlich. Er weigert sich, etwas zu tragen, auf dem kein Harley Davidson Logo prangt. Sein Partner Boo ist ein kleiner Lateinamerikaner mit rasiertem Kopf und winzigen, tief liegenden Augen. Er ist gerade mal einsfünfzig groß, schlank und sehnig gebaut. Er sagt kaum etwas, und wenn doch, dann auf eine gemurmelte Art und Weise, die außer Outlaw nur wenige verstehen können.
    Adam ist ein Afroamerikaner in seinen Dreißigern, der gut trainiert ist. Er achtet peinlich genau auf Sauberkeit – sein Transporter ist der sauberste in der ganzen Lieferantenkolonne. Sein Haar ist immer kurz geschnitten, er trägt frisch gebügelte Hemden und Pullover. Oft wird er für einen Verkäufer oder jemanden aus der Verwaltung gehalten, anstatt für einen Lieferanten. Jeder weiß, dass er sich absichtlich so gibt, weil er eines Tages eines von beidem sein will. Niemand hat etwas dagegen. Die anderen hoffen, dass es ihm gelingt.
    Seine Partnerin Blondie ist die einzige Frau in der Abteilung. Sie ist klein, muskulös und hat eine Vorliebe für filterlose Pall-Mall-Zigaretten. Ihr Spitzname kommt von dem kurzen Büschel wasserstoffblonden Haares, das so aussieht, als wäre es aus ihrem großen, runden Kopf explodiert. Als sie um die zwanzig war, ist sie eine professionelle Wrestlerin in einer der unabhängigen Ligen gewesen. Jetzt ist sie fast Vierzig und beschränkt sich darauf, mit Kisten voller Elektrowaren zu ringen.
    Und dann ist da noch Dignons Partner. Jackie Shine sieht wie die Sparausgabe von James Dean aus, jedoch dreißig Jahre älter als das Original zum Zeitpunkt seines Todes. Er trägt Baracuda-Jacken mit hochgeschlagenem Kragen, eng anliegende Jeans und hat eine Menge Gel im Haar, mit dessen Hilfe er seinen dichten Haarwust bändigt. In seinem Mundwinkel steckt fast immer ein Zahnstocher. Seine Augen – die sind meist zusammengekniffen, aber ausdrucksstark – liegen etwas schief,
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