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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
Autoren: Greg F. Gifune
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Sie sind Träumer, und die meisten Träumer sind Verlierer.«
    Dennoch glaubte ich, in diesem Sommer reichlich Zeit zum Träumen zu haben, der Vorstellung nachhängen zu können, eines Tages einen großen Roman zu schreiben, Stunden an meiner Schreibmaschine verbringen und in selbst erschaffene Welten entfliehen zu können. Schließlich waren die Tage länger, der Lebensrhythmus langsamer und weniger anstrengend als während des Schuljahrs.
    Aber in diesem Sommer gab es keine Zeit für Träume.
    Nur für Albträume.

3
    »Wie gut kannten Sie Ihren Onkel, Herr DeMarco?«
    Ich sah über die Schulter des Kriminalbeamten hinweg durch die kleine Empfangshalle aus dem Vorderfenster des Gebäudes. Der graue Himmel verhieß Schnee, spuckte aber nach wie vor den gleichen Nieselregen aus, der gefallen war, als ich ankam. »Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Wie ich bereits am Telefon gesagt habe, es handelt sich um eine Ermittlung in einem Mordfall. «
    Ich steckte die Hände in die Manteltaschen. »Können Sie mir sagen, was passiert ist, oder nicht?«
    »Er wurde drüben beim alten Müllplatz der Stadt mit einem anderen Mann in einem geparkten Auto gefunden. Beide wurden erschossen, auf Unterweltart exekutiert.« Der Kriminalbeamte seufzte gelangweilt. »Das ist so ziemlich alles, was ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen kann.«
    »Sagen Sie, wohnte er immer noch in dieser Wohnung drüben in der Bay Street? Ich kann mich nicht an die Hausnummer erinnern, aber es war direkt am Wasser, eine Wohnung im zweiten Stock über einem Fahrradgeschäft.«
    »Nein.« Der Kriminalbeamte blätterte in den auf seinem Klemmbrett befestigten Papieren. »In unseren Listen ist 44 Franklin Avenue als Wohnsitz angegeben. Unseren Aufzeichnungen zufolge war das während der letzten zehn Jahre seine ständige Adresse. Teilte sich die Wohnung mit seiner Lebensgefährtin, Louise Sutherland.« Er sah aus den Papieren auf und grinste, wie Polizisten es manchmal tun, wenn sie von jemandem reden, den sie für anrüchig halten.
    Wenn sie ein Jahrzehnt beim Onkel gelebt hatte, war es ziemlich wahrscheinlich, dass das zutraf.
    »Warum hat sie ihn nicht identifiziert?«, fragte ich.
    »Sie hat es abgelehnt.«
    »Das kann ich ihr nicht zum Vorwurf machen.«
    Der Kriminalbeamte hob stumm die Schultern. Die ganze Angelegenheit bedeutete ihm überhaupt nichts, und es machte ihm nichts aus, dass ich das wusste. Es war zusätzlicher Papierkrieg und ein paar Überstunden, nicht mehr. Ich konnte mir vorstellen, dass er sich aus seiner Sicht nur mit einem Stück Dreck weniger in der Welt herumschlagen musste, wenn jemand wie mein Onkel ermordet wurde, daher gab es nichts, worüber er besonders bestürzt gewesen wäre.
    »Ich weiß, wie unangenehm so etwas ist«, sagte er mit der gelangweilten Ernsthaftigkeit eines Telefonverkäufers. »Wir wissen es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, und bedauern Ihren Verlust.«
    Ich nickte abwesend und ging in den Regen hinaus.
    Die Luftfeuchtigkeit war an diesem Tag drückend und stieg in unerträgliche Höhen, noch bevor der Morgen in den Nachmittag übergegangen war. Wie in Erwartung eines Unheils war die Welt unnatürlich still geworden, und selbst die leichte Meeresbriese, die normalerweise durch das kleine Waldstück hinter unserem Haus wehte, war gespenstisch schwach. Nur die Hitze veränderte sich und wurde mit jeder Minute übermächtiger. Sie stieg in sich kräuselnden Wellen aus dem Asphalt der Straßen und von den Schotterwegen auf, verschleierte den Himmel und klebte an der Haut wie ein feuchter Film.
    Ich hatte den Vormittag am Gartentisch verbracht und eine neue Geschichte geschrieben, aber am frühen Nachmittag hielt ich es nicht mehr aus und wollte gerade ins Haus gehen und in einer kühlen Ecke Zuflucht suchen, als ich sah, dass Angela wie aus dem Nichts im Garten auftauchte.
    Sie war etwas früher am Vormittag mit ein paar von ihren Freunden an den Strand gegangen, und nun stand sie da und sah aus wie ein verlorenes Straßenkind. Ihr Gesicht, ihre Schultern und Schenkel waren dreckverschmiert. Sie wirkte in diesem Moment unglaublich winzig auf mich, irgendwie unnormal verletzlich, und in ihren Augen war nicht das übliche Leuchten. Eine Aura von Dunkelheit umgab sie, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, als hätte sich gegen ihren Willen etwas Finsteres in ihrem Inneren breitgemacht. Ihre Lippen waren trocken und ein wenig rissig. Ich sah, wie sie sich öffneten, als wollte sie
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