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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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gegenüberzutreten.
    »Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn!«
    Das waren die Worte, nach denen er leben, die Worte, mit denen er sterben wollte.
    »Die Schlacht um den Tempel wird bald über uns hereinbrechen! Gepriesen sei der Herr!«, rief er frohlockend, brachte den Lastwagen wieder unter Kontrolle und steuerte ihn genau auf den grünen Lichtstrahl zu.

93
    Cædmon rannte auf das bleistiftdünne, zitternde grüne Licht zu.
    »Schalt es aus!«, schrie er, als er sah, dass MacFarlane das schlingernde Fahrzeug wieder unter Kontrolle gebracht hatte und der Lastwagen direkt auf den Ursprung des Lichtstrahls zuraste.
    Edie wandte den Kopf in seine Richtung. Mit ihrem lockigen Haar, das sie wild umwehte, sah sie aus wie eine der Furien, die die Frevelhaften unter den Menschen verfolgt.
    Mit entschlossenem Gesichtsausdruck schüttelte sie den Kopf und weigerte sich, dem auf sie zurasenden Lastwagen auszuweichen.
    Cædmon rannte schneller, voller Angst, dass er sie nicht mehr rechtzeitig erreichte. Angst, dass sie auf schreckliche Weise ihr Ende finden würde. Angst .
    Ihm blieben nur noch ein paar Sekunden. Die ganze Welt reduzierte
sich auf sein rasendes Herz, das Rat-a-tat-tat des Maschinengewehrfeuers, das Brüllen des mächtigen Motors.
    Sie war nur noch wenige Schritte entfernt.
    Er konnte es schaffen.
    Er konnte sie …
    Mit ausgestreckten Armen und Beinen und wild pochendem Herz flog Cædmon auf Edie zu, riss sie von den Beinen und aus der Fahrbahn des Lastwagens. Der Laser flog ihr aus der Hand und der Lichtstrahl tanzte wild über den Nachthimmel, bevor er verschwand, als das Gerät zur Erde fiel.
    In einem Gewirr ineinander verknoteter Gliedmaßen rollten sie über das felsige Terrain, dessen unwirtliche Oberfläche keinerlei Gras oder Vegetation bot, um die Wucht des Aufpralls zu mildern.
    Doch Cædmon hatte keine Zeit, sie zu fragen, ob sie sich verletzt hatte. Mit dem Finger am Abzug der Glock rollte er sich auf die Knie, streckte die Arme schussbereit in Position und betete, dass er die Ladehemmung erfolgreich beseitigt hatte.
    Da der Lastwagen an ihnen vorbeigerast war, zielte Cædmon auf die hinteren Reifen und erlaubte sich einen einzigen tiefen, beruhigenden Atemzug, bevor er in schneller Abfolge sechs Schüsse abfeuerte.
    Er hatte gut gezielt und beide Hinterreifen auf der Fahrerseite getroffen. Sofort brach der Lastwagen seitlich aus und schlingerte wild hin und her. Stanford MacFarlane verlor die Kontrolle über das mächtige zweieinhalb Tonnen schwere Fahrzeug, und der Truck schleuderte auf die Klippen über dem Meer zu.
    Die Pistole schlaff in der Hand, sah Cædmon ungläubig und erstarrt zu, wie der Lastwagen den Rand der Klippe erreichte. Einen Sekundenbruchteil lang funkelten die roten Rücklichter noch auf gespenstische Weise in der Dunkelheit, bevor sie aus ihrem Blick verschwanden. Eine grelle Explosion, begleitet von einem dröhnenden Donnerschlag, erhellte den Himmel. Ein unwirklicher Schwanengesang für einen Verrückten und die legendäre Bundeslade.

    »Da war es alles eitel und Haschen nach Wind.«
    Edie rannte auf ihn zu und warf sich ihm in die Arme.
    »Oh Gott! Ich kann nicht glauben, was ich da gerade gesehen habe!«
    »Ich auch nicht«, flüsterte er und hielt sie fest im Arm.

94
    Als wäre er in einem Traum gefangen, aus dem er nicht erwachen konnte, betrachtete Cædmon die Trümmer. Die Explosion war meilenweit zu sehen gewesen, und Rettungskräfte, Marinepersonal, Polizei und ortsansässige Fischer waren wie ein aufgeregter Schwarm über den felsenübersäten Strand hergefallen.
    Wie so viele Explosionsorte, die er über die Jahre gesehen hatte, bot auch dieser den vertrauten Anblick – gelbes Absperrband, schwarzer Rauch, qualmende Trümmer aus verbogenem Metall. Mit einem Blick erkannte er, dass kein Mensch diese Explosion überlebt haben konnte. Allerdings hielt das die Taucher der örtlichen Polizei nicht ab, von der Steuerbordseite ihres Bootes ins Wasser zu plumpsen. Die kräftigen Unterwasserscheinwerfer, die ihre Suche unterstützten, verliehen dem dunklen Meer ein unwirkliches Leuchten.
    »Er glaubte, er könne übers Wasser laufen«, murmelte Edie neben ihm. »Junge, da hat er sich aber getäuscht.«
    »Es ist vorbei. Zumindest für den Augenblick. Vielleicht werden nun die Stimmen der Toleranz und des Mitgefühls gehört werden.«
    »Oder um es anders auszudrücken: Gottes Wege sind unergründlich.«
    »Mmmm«,
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