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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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nicht!«
    »Was machst du da?«
    Kerzengerade setzte er sich auf. »Sieh es dir an.« Er streckte Edie die Hand hin, um ihr auf den Felsen zu helfen. Dann richtete er die Taschenlampe auf den goldenen Deckel.
    »Das ist der Deckel der Bundeslade!«, rief sie und wäre beinahe rückwärts von dem Felsen gekippt.
    »Ja, das dachte ich zunächst auch«, entgegnete er, wohl wissend, dass er gleich eine ziemlich große Illusion zerstören würde. »Siehst du diese Reihe von Zeichen am Rand?«
    Sie robbte näher an den Spalt. »Mm-hm.«
    »Das sind ägyptische Hieroglyphen.« Er langte in die Öffnung und deutete auf eine Reihe eingravierter Zeichen. »Das ist wohlgemerkt nur eine grobe Übersetzung, aber ich glaube, die Inschrift lautet: ›Horus, oberster Herrscher des Himmels‹.«
    Sofort riss Edie ihm die Taschenlampe aus der Hand und richtete sie in den Spalt, weil sie es mit eigenen Augen sehen musste. »Aber das verstehe ich nicht … Warum sind denn ägyptische Hieroglyphen auf der Bundeslade?«
    »Weil es nicht die Bundeslade ist. Es ist eine ägyptische Barke.«
    »Eine ägyptische Barke«, wiederholte sie wie betäubt. »Aber …
bist du dir absolut sicher?«, wollte sie wissen. Die Frau war wirklich schwer zu überzeugen. »Und was ist mit den beiden Engeln oben drauf?«
    »Isis und ihre Schwester Nephthys, vermute ich. Wie du dich vielleicht erinnerst, waren die alten Ägypter die Erfinder einer Art heiligen Schreins, bekannt als Barke. Darüber hinaus glaube ich, dass eine ägyptische Barke das Vorbild war, nach dem Moses die berühmte Bundeslade schuf.« Er nahm ihr die Taschenlampe aus der zitternden Hand. »Wie es scheint, hat Galen of Godmersham eine ägyptische Barke entdeckt, und nicht die hebräische Bundeslade.«
    Tränen strömten Edie über die Wangen. Bald gefolgt von einem rauen Lachen.
    »Teufel noch mal!«, bellte sie.
    Als Cædmon diese treffende Imitation hörte, musste er grinsen.
    »Komm her, Liebes.«

95
    Edie zog den Bademantel enger um sich, als sie auf den Balkon ihres Hotelzimmers hinaustrat, denn die Luft war feucht, aber erfrischend kühl. Es war kurz vor der Morgendämmerung, und am Himmel waren ein paar Sterne sichtbar, schimmernde Lichtpunkte, die wahllos über das Firmament verstreut waren. Als sie hinaufsah, seufzte sie, wie immer überwältigt von der atemlosen Erwartung, die den Beginn eines neuen Tages ankündigte.
    »Zauberhaft, nicht wahr?«, sagte Cædmon, als er zu ihr auf den Balkon hinaustrat. Er kam gerade aus der Dusche und trug einen ähnlichen weißen, flauschigen Bademantel. Stumm reichte er ihr eine Tasse mit Untertasse.
    Als sie einen kräftigen Hauch Bergamotte wahrnahm, musste
sie lächeln. »Earl Grey. Wunderbar. Ja, es ist zauberhaft«, stimmte sie ihm zu, während sie sich an den kleinen Tisch in der Ecke des Balkons setzte.
    So zauberhaft, dass sie sich nicht sicher war, ob sie von hier fortwollte. Zumindest noch nicht sofort. Nach den Gewalttätigkeiten der vergangenen Nacht brauchte sie ein wenig Zeit, um wieder runterzukommen. Ein wenig stressfreie Schuhe-ausziehen-, Bis-Mittag-schlafen- und Ich-geh-nicht-ans-Telefon-Zeit. Allerdings wusste sie noch nicht, ob Cædmon ihr dabei Gesellschaft leisten würde. Abgesehen von einer kurzen Diskussion darüber, wann das Frühstücksbuffet des Hotels öffnete, war kein Wort über die Zukunft gewechselt worden.
    Cædmon setzte sich neben sie. Mit einem Mal nervös, starrte Edie auf den Horizont, wo der Himmel sich nun zart rosa färbte. Wie das Innere einer Muschel. Am Kai waren schon ein paar geschäftige Fischer unterwegs und warfen riesige Netze auf skurril bemalte Boote.
    »Als ich noch klein war, stellte ich mir immer vor, dass die Sterne sich verstecken, sobald die Sonne aufgeht. Jetzt natürlich, wo ich älter und weiser bin … Nun, eigentlich bin ich mir gar nicht sicher, was mit den Sternen bei Tagesanbruch geschieht, also vergiss einfach, dass ich davon angefangen habe«, meinte sie, und verdrängte den albernen Gedanken, als sie merkte, dass sie dummes Zeug redete.
    »Als ich ein Junge war, habe ich mich immer gefragt, wie ein Regenbogen entsteht«, bemerkte Cædmon, dessen englischer Akzent härter als gewöhnlich klang. Was Edie veranlasste, sich zu fragen, ob er selbst nicht vielleicht auch ein wenig nervös war.
    »Die Geheimnisse des Universums. Scheint so, als hätten sie uns beide schon in jungen Jahren fasziniert.«
    »Ach übrigens, ich habe eine E-Mail an meinen alten Gruppenleiter beim MI5
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