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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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brummte er, da er nicht erkennen konnte, wo Gott seine Hand bei dem gewalttätigen Geschehen im Spiel gehabt hatte.
    Er und Edie hatten sich sehr im Hintergrund gehalten, zwei neugierige,
aber unbeteiligte Zuschauer. Sie hatten der Polizei erzählt, sie wären ein Flitterwochenpaar, das sich die »verrückte Idee in den Kopf gesetzt hatte, eine romantische Nacht an dem alten Turm zu verbringen«. Und obwohl sie eine gewaltige Explosion gehört hatten, hätten sie »keine Ahnung, was sie verursacht hatte«. Coitus interruptus und so. Die Polizei hatte die Lüge geschluckt und sie nicht einmal eines zweiten Blickes gewürdigt.
    » Deheb! Deheb! «, rief ein grauhaariger Fischer, während er durch die Brandung lief und aufgeregt auf ein Rinnsal aus geschmolzenem Gold deutete, das im rußfarbenen Sand zu sehen war.
    Als Cædmon das Rinnsal sah, fühlte er sich wie ein kriegsmüder und besiegter Ritter, der aus der Schlacht heimkehrt.
    Die Bundeslade hatte der Explosion nicht standgehalten. Er hatte versagt. Was von der heiligen Bundeslade der alten Israeliten noch übrig war, wurde langsam vom Meer fortgespült. Reuevoll sah er zum Himmel. Ich habe mein Bestes gegeben. Aber sein Bestes war nicht gut genug gewesen.
    Als er das Brennen von Tränen fühlte und der Explosionsort albtraumhaft vor seinen Augen zu verschwimmen begann, kehrte er Edie abrupt den Rücken zu. Sie hatte schon genug gesehen. Sie musste nicht auch noch sehen, wie er zusammenbrach und zu weinen begann. »Ich muss mich kurz erleichtern«, murmelte er. Mit einem kurzen Winken ging er auf das gegenüberliegende Ende des felsigen Strandes zu, weg von dem Gewühl und den verbogenen, qualmenden Schrottteilen.
    Da seine Sicht an den Rändern immer noch ein wenig verschwommen war, schaltete er seine Taschenlampe ein. Damit ich mir nicht den verdammten Hals breche , dachte er gereizt, während er über die verstreuten Felsbrocken stieg, die im Laufe der Jahre von dem beeindruckenden Kliff abgebrochen waren. Wie verwaiste Kinder.
    Emotional und körperlich völlig ausgelaugt, setzte er sich auf einen flachen Felsen, stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und
den Kopf in die Hände und starrte mürrisch auf die sanft wogenden Wellen.
    »Wie konnte ich nur so arrogant sein zu glauben, dass …« Mitten in seiner Selbstgeißelung brach er ab.
    Er sprang von seinem Sitzplatz, kletterte über einige große Felsen und legte sich auf den Bauch, damit er den goldenen Gegenstand besser sehen konnte, der zwischen zwei riesigen Kalksteinbrocken eingeklemmt war.
    Vorsichtig leuchtete er mit der Taschenlampe in den Spalt, und der Atem stockte ihm.
    »Teufel noch mal!«
    Dort lag ein kunstvoll gefertigter goldener Deckel, der gut einen Meter lang und einen dreiviertel Meter breit war.
    Der Deckel der Bundeslade. Das, was die alten Hebräer den Gnadenthron genannt hatten.
    Auf dem Deckel befanden sich zwei geflügelte Figuren mit strengen Gesichtern. Die Cherubim Gabriel und Michael. »Dann will ich dir dort begegnen und mit dir reden von der Deckplatte herab zwischen den zwei Kerubim hervor, die über der Lade des Zeugnisses sind.«
    Es war ohne Zweifel das Eindrucksvollste und Schönste, was er je gesehen hatte.
    »Gottes Wege sind wahrlich unergründlich«, murmelte er, als er daran dachte, dass die Cherubim traditionellerweise mit dem Element Feuer assoziiert wurden.
    Welche Ironie.
    Völlig geblendet streckte er die Hand aus. Und ebenso schnell zog er sie wieder zurück, als ihm plötzlich das Schicksal der unglückseligen Männer von Bet-Schemesch wieder einfiel. Aus Sorge, dass noch ein Restfunken der ehrfurchtgebietenden Macht der Bundeslade in dem goldenen Deckel stecken könnte, rollte er sich auf den Rücken und bat, flehte stumm um Erlaubnis.
    Doch statt himmlischer Vergebung sah er die Sünden seines
Lebens in rascher Folge vor seinem inneren Auge vorbeiziehen wie Stichwortkarten.
    »Verdammter Mist!« Er rollte sich wieder auf den Bauch und leuchtete erneut mit der Taschenlampe in die Höhlung, dann schob er mit zusammengebissenen Zähnen die Hand in den felsigen Spalt und tat das Undenkbare – er legte die Hand an den Deckel der Bundeslade.
    Als nichts Außergewöhnliches geschah, tastete er langsam mit den Fingern über den Rand und entdeckte dabei eine Art Verzierung. Er veränderte den Winkel der Taschenlampe, wodurch er eine kleine eingravierte Figur erkennen konnte, die den Körper eines Menschen und den Kopf eines Falken hatte.
    »Ich glaube es
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