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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta
Autoren: Berte Bratt
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wenn man mit einem Problem beschäftigt ist, hilft es einem weiter, wenn man darüber sprechen kann! Hast du überhaupt Rolf gefragt, was ihn am Labor und an den Fachbüchern fesselt?“
    „Nein.“ gab ich zögernd zu. „Wenn ich überhaupt dazu komme, mit ihm zu sprechen, geht es ja gewöhnlich um Gerry. Der Bengel sorgt weiß Gott für genug Gesprächsstoff!“
    (Gerry ist also unser Sohn. Er ist nach seinem Opa auf den Namen Gerhard getauft. Als er anfing zu sprechen, nannte er sich selbst Gelli, daraus wurde allmählich Gerry. Und der Name bleibt wahrscheinlich an ihm hängen! )
    „Hat Rolf denn für Gerry Zeit?“
    „Viel Zeit nicht, aber wenn er sich ab und zu frei macht, dann spielt er mit dem Jungen und plaudert mit ihm, erklärt ihm alles, was er wissen will, und das ist sehr viel. Er leidet unbedingt an Frageritis
    - ja, doch, Rolf ist ein entzückender Vater, das gebe ich zu - wenn er Zeit hat!“
    „Aber Sentachen, dann ist alles nur halb so schlimm. Du liebst Rolf und er liebt dich, ihr seid finanziell gut dran, du hast die Eltern und die Geschwister in der Nähe. Frag doch Rolf wegen seiner Arbeit! Zeig doch Interesse, Menschenskind!“
    „Man merkt, daß du eine Viertelstunde älter bist als ich“, sagte ich. „Du bist anscheinend die Reifere und Erfahrenere von uns beiden!“
    „Wie gut, daß du es endlich einsiehst!“ lachte Sonja. „Nein, Senta, guck mal, da hängen noch die beiden Kinderzeichnungen an der Wand - erinnerst du dich daran? Wir machten sie im Kindergarten, und wir verlangten, daß sie an die Wand kommen sollten!“
    „Ich weiß noch, daß Beatemutti sie gleich am ersten Abend hier entdeckte! Weißt du das noch?“
    "Nein, das habe ich vergessen. Aber ich weiß genau, daß sie die erste Nacht hier bei uns schlafen mußte, im Gästebett. Und am fol-genden Tag ist Tante Julie weggefahren, Gott sei Dank!“
    „Ja, Gott sei Dank - aber weißt du, irgendwie tut Tante Julie mir leid. Sie tat viel für uns, so gut sie es eben konnte. Aber viel Freude strahlte sie nicht aus!“ Sonja lächelte.
    „Nein, die Freude brachte Beatemutti mit! Du, ich habe oft daran gedacht, was wäre aus uns allen geworden, falls Beatemutti nicht zu uns gekommen wäre?“
    „Mensch, nicht auszudenken!“ rief ich. „Wenn ich zurückdenke -jetzt, als erwachsener Mensch - , wird es mir immer mehr klar, daß sie hier wahre Wunder vollbrachte!“
    „Und weißt du noch, daß wir sie gleich duzen durften - und wie sie eine richtige Freundin für uns wurde, und gleichzeitig Mutter und Erzieherin.“
    „Ich weiß jedenfalls, daß sie einmal mir einen hintendraufklebte, als sie auf dich böse war!“ lachte ich.
    „Und du bekamst eine gesalzene Ohrfeige von Papa, als er am liebsten Beatemuttis Verehrer eine geklebt hätte!“ erinnerte sich Sonja.
    Damit waren wir schon tief drin in dem „Weißt-du-es-noch-Gespräch“ und das dauerte so lange, bis die zweite Ausgabe von Zwillingen in unserer Familie aufwachte. Gleichzeitig erschien Annette mit ihrem Neffen an der Hand.
    „Senta! Gerry hat die Hose naß gemacht!“ verkündete sie. Ich hatte mit einer solchen Möglichkeit gerechnet und holte trockene Sachen aus der Tasche.
    „Aber Annette, du hättest doch mit ihm zum Klo gehen und ihm helfen können!“ meinte Sonja.
    „Ich kenne mich nicht so richtig aus“, kam es altklug von Annette. „Denn weißt du, Jungens sind so. ja, so ganz anders!“

Familienzähne und Reisepläne
    Während dieser Zeit sahen Sonja und ich einander fast jeden Tag. Gewöhnlich fuhr ich zu ihr, es war für mich am einfachsten, weil ich den Wagen zur Verfügung hatte, und weil ein Junge von zweieinhalb immerhin einfacher zu transportieren ist, als zwei Mädchen von anderthalb.
    Am Sonntag machte Rolf sich endlich frei und kam mit zum Fa-milien-Mittagessen bei den Eltern. Sie hatten gerade einen langen Brief von Hans Jörgen erhalten, unserem zwanzigjährigen Bruder, der sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Drontheim absolvierte. Von dem Altesten, Bernt, hörten wir weniger. Er war dabei, eine eigene Arztpraxis in einer Kleinstadt in SüdNorwegen aufzumachen.
    „Ja, ja“, philosophierte Papa am Tisch. „Es lichtet sich in der Kinderreihe! Jetzt ist die ganze erste Garnitur weg, und unser Tisch ist furchtbar zusammengeschrumpft. Täglich sitzen meist nur wir beiden Alten hier.“
    „... mit der zweiten Kindergarnitur!“ ergänzte Beatemutti. „Übrigens, Gerhard, protestiere ich gegen das Wort ,alt’.
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