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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta
Autoren: Berte Bratt
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Wie in aller Welt kam es, daß dieser Gletscher seine Ausläufer bis in die liebliche Sommerlandschaft ausstreckte, und seine „Eisbergkälber“ in den kleinen, grün umkränzten See absetzte?
    Am Nachmittag ganz schnell die letzten Einkäufe, vor allem den Räucherlachs für Papa! Als Rolf und Heiko unsere Geschenke für Beatemutti gesehen hatten, wanderten sie in bestem Einverständnis los und kauften das einzige was noch fehlte: einen Ring mit einem schönen Hämatit. „Wenn man eine solche Schwiegermutter hat wie wir, muß man auch etwas für sie tun!“ war die Begründung.
    Dann ging es zum letztenmal zu einer der viel zu fetten, viel zu schweren Abendmahlzeiten. Zu meiner freudigen Überraschung fand ich auf der Speisekarte: „Kapitänsteller: Krabben, Krebs, Langustenschwänze, Muscheln“. Endlich! Endlich was Leichtes, Gekochtes. Wir bestellten es alle vier, und vier neugierige Augenpaare waren auf jede neue Platte gerichtet, die hereingebracht wurde, vier hungrigen Menschen lief das Wasser im Munde zusammen!
    Und was kam? Vier Teller voll brauner, fetter Klumpen. Auf jedem Teller außerdem eine überdimensionale gebackene Kartoffel.
    Sogar Heiko, der nach der Aussage seiner Frau sonst „Allesfresser“ ist, konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
    „Ob dies hier einmal eine Auster war, oder ein Gummiball, vermag ich nicht zu sagen“, seufzte er und kaute angestrengt an einem der braunen Klumpen rum.
    „Ich tippe auf Radiergummi“, sagte Rolf.
    „Und ich weiß nur eins“, seufzte Sonja. „Falls ich mich einmal in Alaska niederlassen sollte, tu ich es bestimmt nicht wegen des Essens!“ Aber ich hatte in diesem Augenblick etwas beobachtet, das mich so freute, daß ich gar nicht merkte, ob ich Radiergummi oder Langustenschwänze aß. Schon am Frühstückstisch hatte ich gesehen, daß Frau Birkental und Frau Scherning ein paar kleine Alaskaschmuckstücke trugen. Jetzt saß Ehepaar Tesman am Tisch neben uns. Auf Frau Tesmans nettem grünen Kleid strahlte ein filigrangefaßter Hämatit, auf der Hand, die gerade die Gabel zum Mund führte, glitzerte der Ring und um das Handgelenk klirrte ganz dezent das Armband!
    Ich flüsterte Sonja ein paar Worte auf norwegisch zu. Sie warf schnell einen Blick zum Nachbartisch.
    „Siehst du“, sagte sie in unserer Muttersprache. „Dann habe ich gerade das erreicht, was ich erreichen wollte!“
    Wir waren auf dem Heimweg.
    Das Flugzeug war nur halb besetzt. Wir konnten rumwandern wie wir wollten, uns hinsetzen wo wir wollten. Also konnten wir Schwestern mitsamt Ehemännern wieder vier Sitze nebeneinander aussuchen.
    Es ging nordwärts. Dann verließen wir doch unsere Sitzreihe und suchten uns Fensterplätze aus. Und da blieben wir.
    Da, ganz deutlich zu sehen: Mount McKinley, von oben gesehen
    - weiß, mächtig, unbeschreiblich schön! Ringsum, tief da unten die
    Wälder. Aber dann verschwand allmählich das Grüne. Es kamen graue Berge mit weißen Häuptern - immer mehr weiß, bis alles da unten blendend weiß war.
    Wir flogen die Nordpolroute. Direkt über den Pol würden wir leider nicht kommen, aber jedenfalls hatten wir die richtige, echte Polarlandschaft unter uns.
    Diese unendliche Weite, diese blendendweißen Eisformationen -und am Himmel die rotgoldene Sonne. Das Licht wurde immer rötlicher, wir fuhren ja gen Osten. Stunde um Stunde wurde uns vom Tag etwas ,abgeknabbert’. Es wurde Abend, bevor der Nachmittag richtig angefangen hatte!
    Wir bekamen unser Essen - zum Glück nicht nach Alaskageschmack gekocht. Obwohl wir hungrig waren, hatten wir kaum Zeit, es zu genießen. Diese Landschaft, all das Weiße, Weite, Menschenleere, all das Ursprüngliche, Unberührte da unten. Alles, von der jetzt ganz roten Sonne bestrahlt, war so märchenhaft, daß wir uns um nichts anderes kümmern konnten.
    Wir flogen der sinkenden Sonne entgegen, es wurde Mitternacht
    - und noch war die Sonne da, eine blutrote Sichel über dem Horizont. Ja, dies war die Mitternachtssonne, die ich zum erstenmal in meinem Leben sah!
    Wie lange dauerte es, ich glaube, nur Minuten, dann wurde die Sichel größer, sie stieg höher, da wurde eine Scheibenhälfte daraus, noch höher und dann war die ganze Morgensonne da und leuchtete über die weiße Fläche und die grünschimmernden Eisberge.
    Erst als wir über dem Meer waren, und die Eisschollen spärlicher wurden, kehrten wir zu unserer kleinen fliegenden Welt zurück.
    Heiko ging zu Jochen Weiden, der den Arm von Isabels Schultern
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