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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta
Autoren: Berte Bratt
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wach. Anderthalb Stunden! Um zwei Uhr! Dann konnten wir vor sechzehn Uhr in Fairbanks sein.
    „Wer macht jetzt einen Spaziergang?“ fragte Rolf. „Wollen wir uns nicht die Beine etwas vertreten?“
    Die meisten wollten es. Sonja und ich hatten außerdem etwas Bestimmtes vor: Wir wanderten im Ort umher und überall, wo wir einen angeketteten Hund sahen, gaben wir ihm etwas von den Brotresten, die wir nach dem Frühstück zusammengeklaubt hatten.
    Nie habe ich Tiere gesehen, die sich so auf Eßbares gestürzt haben.
    Es war heute Sonntag, jede Arbeit ruhte. Wir sahen viele dahinschlendernde Eskimos, meist Jugendliche. Was ungeheuer deprimierend wirkte, war der Anblick der vielen angetrunkenen Menschen. Ein paar junge Männer torkelten lallend umher, da waren auch Mädchen, denen man deutlich ansah, daß sie etwas zuviel intus hatten.
    Schöner war es, die Mütter mit Babys zu sehen. Hier hatten sie eine neue Variante von Baby verfrachten. In Afrika hatte ich ja unzählige Male Babys in einem Tuch auf dem Rücken der Mutter gesehen. Hier aber wurden die kleinen, dick eingepummelten Knäuel ganz einfach in die tiefe, pelzgefütterte Anorakkapuze der Mutter gesetzt.
    Wenn die Leute nur nicht so freudlos ausgesehen hätten!
    „Und wenn sie nicht so scheußliche Zähne hätten!“ sagte Rolf. „Weißt du, hier möchte ich ein paar Monate praktizieren und lauter Plomben, Kronen, Brücken und Prothesen machen!“
    „Um Gottes willen!“ rief ich. „Mein Bedarf an Point Barrow ist für den Rest meines Lebens gedeckt! Wenn du im afrikanischen Urwald eine Praxis aufmachst, komme ich mit, oder meinetwegen in der sibirischen Tundra oder auf einer Südseeinsel. Dann komme ich auch mit! Aber hierher nicht!“
    „Hierher läßt du mich dann allein fahren?“ schmunzelte Rolf.
    „Allein? Nein, das auch nicht. Dann also in Gottes Namen, praktiziere wo du willst, ich komme mit. Wo du bist, will ich auch sein!“
    „Auch in Point Barrow?“
    „Ja, Rolf. Lieber mit dir in Point Barrow als ohne dich in einem Luxushotel an der Riviera!“
    Als das Flugzeug ankam und über das Flugfeld rollte, hätte ich es streicheln können. Und als wir an Bord gingen, mußte ich mich beherrschen, sonst hätte ich die Stewardeß umarmt und den Piloten geküßt.
    Anderthalb Stunden später rollten wir über das Flugfeld in Fairbanks.
    Es war zu schön um wahr zu sein.

Tiere und Berge
    Herr Weiden und die restliche Gruppe warteten vor dem Flughafengebäude.
    „Das ganze Gepäck ist im Bus“, verkündete er. „Ebenso Freßpakete, Sie müssen unterwegs etwas essen, wir müssen sofort los. Händewaschen und alles andere Notwendige bitte hier erledigen, damit wir direkt zum McKinley-Park fahren können.“
    Es gab einen Ansturm auf ,Ladies’ und ,Gentlemen’. Eine Dusche wäre jetzt himmlisch gewesen, und herrlich wäre es, sich umzuziehen. Aber was nicht ging, das ging eben nicht. Also traten wir die weite Fahrt in unserer allzu warmen Point-Barrow-Kleidung an.
    Jetzt wurde uns klar, wie die Gruppe sich als Einheit fühlte, wie groß das Gefühl der Zusammengehörigkeit war. Alle fragten und hatten sich Sorgen um uns gemacht. Sie hatten Angst gehabt, daß der Nebel tagelang bleiben und den ganzen Luftverkehr lahmlegen könnte.
    „Jetzt, wo alles vorüber ist, können wir es ja zugeben“, sagte Rolf. „Mir kam auch dieser Gedanke, das läßt sich nicht leugnen. Aber ich wollte ja die anderen nicht in Panik versetzen, deshalb habe ich meinen Mund gehalten.“
    „So ging es mir auch“, rief Frau Hacker. „Allerdings haben Fräulein Moorstedt und ich darüber gesprochen, aber es blieb unter uns.“
    Der eine und der andere gab zu, dieselbe Angst gehabt zu haben und alle endeten mit: „Gott sei Dank, daß wir wieder hier sind!“ Nur Herr Balberg zeigte kein Zeichen der Freude.
    „Es ist unverantwortlich, einen Ausflug zu einem solchen Nebelnest zu arrangieren!“ brauste er auf. „Man muß doch etwas über die Wetterlage an den Orten wissen, wenn man eine ganze Reisegruppe hinschickt!“
    Da machte Herr Weiden den Mund auf, und plötzlich sprach er mit Autorität, mit der überzeugenden Stimme des Menschen, der Bescheid weiß.
    „Das weiß Tellus-Touren auch, Herr Balberg. Zu dieser Jahreszeit ist Nebel in Point Barrow eine ganz große Seltenheit. Ich war selbst voriges Jahr da, bei strahlender Sonne, es war auch kein Wind und Nebel erst recht nicht. Es war so schön wie man es sich nur wünschen kann. Aber nennen Sie mir einen Ort auf
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