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Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)

Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Henke
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Prolog
    Valentine Masters verabscheute Nadeln. Aber sie brauchte ihre »Medizin«, um ein normales Leben führen zu können. Damit man ihr nichts anmerkte. Damit sie stark genug war.
    Manchmal kam sie sich vor wie eine Vampirin. Sie war nicht süchtig, nein, das bestimmt nicht, und dennoch kam sie immer wieder hierher zurück. Wenn der »Kraftstoff« durch ihre Adern floss, fühlte sie sich besser. Er half Val, ihren Alltag zu bestreiten. Wie Benzin trieb er ihren inneren Motor an. Immer, wenn dieser langsamer wurde und Aussetzer hatte, kam sie hierher, um zu tanken.
    Doch obwohl sie hinterher wieder Gas geben konnte, belastete es sie, an diesem Ort zu sein. Er war gruselig. Ebenso wie der Moment, wenn die Nadel unter ihre Haut drang. Nach all den Jahren tat das noch immer weh. Ihre Arme wiesen zahlreiche Einstiche auf, sodass sie während der Phasen, in denen sie ihre Medizin brauchte, langärmelige Blusen trug, damit niemand Fragen stellte.
    Um sich abzulenken, bis die Wirkung einsetzte, nahm sie ihr Buch zur Hand und flüchtete sich in fremde Welten. Damit die anderen um sie herum nicht mitbekamen, was sie las, hatte sie es in den Schutzumschlag eines ihrer Studienbücher gepackt. Auf »Basiswissen Mikroökonomie – ein umfangreiches Sachbuch inklusive Lernaufgaben« wurde sie nie angesprochen. Man sah sie auch nicht seltsam an, was anders gewesen wäre, wenn die Männer und Frauen, die sich ebenso hier aufhielten, um ihren Tank aufzufüllen, gewusst hätten, was sie wirklich las.
    Evangeline, die geheimnisvolle und von Valentine glühend verehrte britische Autorin eines erotischen Internatsromans – von dem es hieß, es handelte sich dabei in Wahrheit um ihr Tagebuch und die beschriebenen Erlebnisse hätten tatsächlich stattgefunden, was maßgeblich zu dem sensationellen Erfolg beitrug –, hatte kürzlich einen Band mit erotischen Kurzgeschichten herausgebracht. Angeblich handelte es sich dabei um ihre eigenen Fantasien. Valentine war sich nicht sicher, ob das nicht nur ein Marketingtrick war, verschlang den Lesestoff jedoch ebenso gierig, wie zuvor Evangelines Roman.
    Die Britin schrieb anders als andere Autoren: nahezu tabulos. Während des Lesens wurde Val heiß. Erst prickelte ihr Geschlecht, dann ihr ganzer Körper. So etwas hatte sie noch nie erlebt. In Evangelines Geschichten unterwarfen sich Frauen Männern und manchmal auch Männer Frauen. Es ging um lustvolle Erniedrigung, Rollenspiele und sexuelle Spielarten, die die meisten Amerikaner wohl als pervers bezeichneten. Bei Valentine dagegen lösten sie zu ihrer eigenen Überraschung eine Erregung aus, die sie bis dahin nicht gekannt hatte. Diese war düster und Val fürchtete sich ein wenig vor ihr, aber noch mehr weckte sie Vals Verlangen. Wenn sie zu Hause las, konnte sie selten die Finger bei sich behalten.
    Allein wenn sie über Dominanz und Unterwerfung nachdachte, wurde ihr heiß. Sie verspürte ein köstliches Ziehen in ihrer Mitte.
    Sie machte es sich so bequem, wie das angesichts der Umgebung möglich war, und schlug ihr Buch auf. Aufgeregt fing sie an, die Geschichte »Exponate der Wollust« zu lesen:
    Meine Abenteuerlust hat mich nach Kairo verschlagen. Obwohl die Fenster des Museums geschlossen sind, höre ich den Lärm der Großstadt: das Rauschen des Verkehrs, die Hupkonzerte und das lautstarke fremdländische Palavern, das mein Herz vor Angst etwas schneller schlagen lässt. Die dominierende Religion ist der Islam. Dieses Gebäude, in dem ich mich aufhalte, birgt ein gefährliches Geheimnis. Mich hier aufzuhalten, ist riskant. Das Gros der Ägypter würde sicherlich nicht lange mit mir und den anderen Anwesenden fackeln. Aber das Verlangen nach dieser neuen Erfahrung ist stärker als meine Angst. Viel stärker.
    Die Feuchtigkeit, die sich voller Vorfreude bereits zwischen meinen Schenkeln sammelt, fühlt sich dank der Klimaanlage kühl an.
    Ich befinde mich im obersten Stockwerk eines Hauses mit schmutzig weißer Fassade, einem Relikt aus der Kolonialzeit, das heruntergekommen ist und wenig einladend wirkt, jedoch birgt es im Inneren einen wahren Schatz: Exponate der Wollust – eine mutige Ausstellung, die nur handverlesenen Menschen zugänglich gemacht wird.
    Ich bin kein Gast. Oh, nein. Ich musste mich durch die Hintertür einschleichen. Zwar kann ich meinen Kopf nur bis zu einem gewissen Grad heben und ihn zur Seite drehen, aber das reicht, um einige der anderen Exponate zu betrachten, die in dem spartanisch eingerichteten Raum
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