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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
Autoren: Berte Bratt
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Aperitif - seit wann gab es so was in der Touristenklasse?
    Jetzt wurde es mir mulmig. Ich ließ den Sekt stehen.
    Und die ganze Zeit leuchteten die Buchstaben, wir sollten angeschnallt bleiben.
    Endlich, endlich kam die Stimme im Lautsprecher: „Ladies and Gentlemen, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten! Wie Sie bemerkt haben, fliegen    wir    zurück.    Der Grund ist, daß wir
    Schwierigkeiten mit der Benzinzufuhr haben. Ein Triebwerk ist ausgefallen, aber es besteht kein Grund zur Angst. Drei Triebwerke genügen vollkommen, um uns zurück nach Honolulu zu bringen. Der Flughafen dort ist benachrichtigt worden, und das Flugzeug wird gleich nach dem Landen repariert.    Wir bedauern    sehr diese
    Verspätung und bitten um Ihr Verständnis. Wir werden jetzt Lunch servieren und entschuldigen uns, daß Sie darauf haben warten müssen.“
    Klick im Lautsprecher. Die Durchsage war zu Ende.
    Es war still um    uns.    Die    Stewardessen    rollten die
    „Gulaschkanone“ durch    den    Gang,    verteilten mit    gewohntem
    freundlichem Lächeln die Tabletts.
    „Heiko“, sagte ich leise. „Wenn nun die anderen Triebwerke auch kein Benzin bekommen?“
    „Warum sollten sie das nicht?“ sagte Heiko beruhigend. „Du hörst doch, wie regelmäßig sie arbeiten.“
    „Wenn aber noch ein Triebwerk ausfällt?“
    „Wenn es auf der anderen Seite passieren sollte, nehme ich an, daß wir es auch mit zwei schaffen würden. Jedenfalls würde es für eine Notlandung reichen.“
    Ich stocherte im Essen rum. Ich guckte raus. Es war ein strahlend schöner Tag. Unter uns kleine weiße Wölkchen, dazwischen konnten wir das blaue Meer sehen. Ich dachte an den Schutz gegen die Haie, den Schutz an allen Badestränden.
    Ja, es waren Haie im Pazifik, das wußte ich.
    Vielleicht hatte man von Honolulu aus schon Hubschrauber losgeschickt, die auf uns aufpassen sollten. Die uns auffischen konnten, falls wir aufs Wasser runtergehen müßten.
    Oder vielleicht auch nicht. Woher sollten sie so schnell so viele
    Hubschrauber hernehmen?
    Ich steckte meine Hand in Heikos. Er sah mich an, lächelte sein liebevolles, gutes Lächeln.
    „Es ist doch gut, daß wir zusammen sind, Impala?“
    Impala - mein alter Kosename - der Name, den Heiko mir gegeben hatte an dem Tag, als wir uns kennenlernten.
    „Ja, Heiko. Es ist gut.“
    Wie war es doch still!
    Niemand schrie auf. Niemand verlor die Nerven. Alle saßen ruhig - so unglaublich ruhig.
    „Weißt du noch, Impala, wie wir damals in Nairobi den Sonnenaufgang sahen? An unserem ersten Morgen in Afrika, vor fünf Jahren?“
    „Ja, Heiko. Weißt du, daß ich dich schon damals liebte?“
    „Und ich dich. Sonnie, wie sind die fünf Jahre doch wunderbargewesen! “
    Ich drückte seine Hand.
    Ja. Das Leben war ein schönes Märchen gewesen, seit ich Heiko kennenlernte.
    Und wenn jetzt das Flugzeug versagte, wenn wir runtergehen müßten - oder - oder, wenn wir abstürzten?
    Meinte der liebe Gott, daß wir genug Glück bekommen hatten? Genug für ein ganzes Leben?
    Ja, aber all die anderen? Olivia, die gerade ihr Leben neu anfangen wollte. Die kleine Patricia, sollte sie ihre Schwester verlieren, nachdem beide Eltern gestorben waren?
    Der junge Mr. Nicol, er war erst dreißig, sollte sein Leben ein jähes Ende haben?
    Vati und Beatemutti - meine Geschwister - und Tante Helene -Heikos Eltern - . Nein, es durfte nicht geschehen, sie durften uns nicht verlieren! Tante Helene, die alles auf Heiko gesetzt hatte, die ihre Seelenruhe gefunden hatte, weil Heiko ihr Nachfolger werden sollte!
    „Heiko“, flüsterte ich.
    „Ja, mein Schatz?“
    „Heiko, ich habe Angst.“
    Er legte den Arm um mich.
    „Wir haben vielleicht alle ein bißchen Angst. Mach nun die Augen zu, meine kleine Impala. Mach die Augen zu und denk an was Schönes. An all das, was wir vor uns haben.“
    Vor uns - ja, wenn nur nichts passierte - wenn wir wieder heil landen würden.
    Ich wollte ja ein Kind haben. Vielleicht - vielleicht trug ich jetzt schon den allerersten Keim zu einem Kind in meinem Körper. Vielleicht trug ich ein ganz, ganz kleines Etwas, das wachsen und sich entwickeln sollte und ein Kind werden - Heikos und mein Kind.
    Es durfte nichts geschehen - es durfte nichts geschehen.
    Wie langsam verging doch die Zeit!
    Wieder entstand Unruhe. Diesmal eine freudige, eine erleichterte Unruhe. Unter uns tauchten die ersten Inseln auf. Dachten die anderen dasselbe wie ich? Wenn wir jetzt
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