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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
Autoren: Berte Bratt
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befangenen Buben, als er mir gestand: „Es sollte ja ein Weihnachtsgeschenk sein, Sonnie, aber warum so lange warten? Ich möchte es dir jetzt schenken.“
    Es waren ein Paar Ohrringe, zwei fein geschnitzte rosa Korallen,
    - zwei zarte, kleine Röschen, eins für jedes Ohr.
    „O Heiko, Liebster, ich freue mich ganz schrecklich - wie sind sie doch reizend!“
    Trotz Müdigkeit mußte ich aus dem Bett und vor den Spiegel. Ja, die kleinen, zarten Röschen waren hübsch zu meiner braungebrannten Haut.
    Ich mußte Heiko schnell einen Kuß geben.
    „Es sind aber zwei Ohrringe“, erinnerte er mich, und ich gab ihm einen zweiten Kuß.
    „Ich Schafskopf,“ sagte Heiko, „daß ich dir nicht lieber eine Korallenkette kaufte! Eine Kette aus fünfzig kleinen Korallen.“
    „Wir können ja so tun, als hätte ich die bekommen“, flüsterte ich und küßte ihn wieder - und wieder - und wieder.
    Unsere Koffer waren zum letzten Mal gepackt worden. Wenn wir sie wieder aufmachten, würden wir in Europa sein. Um es ganz genau zu sagen, bei Tante Helene, in ihrem hübschen Fremdenzimmer.
    „Eigentlich ein merkwürdiger Gedanke“, philosophierte ich. „Morgen abend werden wir in England sein, ganz einfach, es fehlt uns nur eine lächerliche Kleinigkeit, eine Reise um den halben Erdball!“
    „Ja, die gute alte Erde ist erheblich zusammengeschrumpft zu unseren Lebzeiten“, gab Heiko zu.
    Am frühen Vormittag starteten wir. Ich hatte schon eine Weile in der Abflughalle gestanden und zugesehen, wie unser großes Flugzeug mit Kisten und allerlei Behältern und großen Mengen Gepäck beladen wurde. Und dazu kam die vielköpfige Besatzung -und dann wir. Ich mußte immer wieder darüber staunen, wieviel so ein Flugzeug in die Luft heben konnte - kilometerhoch, zu einer Höhe, wo eine Temperatur von 60 Grad Kälte herrschte.
    Aber im Flugzeug war es schön warm, frisch und angenehm.
    Wir machten es uns bequem, paßten auf, daß wir die Sachen in Reichweite hatten, die wir unterwegs brauchen würden. Wir bereiteten uns auf einen sehr weiten Flug vor.
    Alles geschah so, wie wir es von vielen Flügen kannten. Die netten Stewardessen zeigten uns, wie man die Rettungsweste anlegt und wie man die Sauerstoffmaske behandelt - im Falle eines Falles! Ich hörte nur mit einem halben Ohr - bis jetzt war bei meinen vielen Flügen kein „Fall“ eingetreten.
    Die Stimme des Piloten hieß uns willkommen an Bord und wünschte uns einen angenehmen Flug - und die vier Triebwerke zogen, jagten, preßten uns hoch, höher noch, bezwangen die Schwerkraft, brachten uns über die Wolken.
    Wir lösten die Gurte, streckten die Beine, zogen leichte Pantoffeln an. Es wurde gelesen, Reisetagebücher wurden aus Taschen geholt, es wurde gefragt, man half einander, die Erinnerungen richtig zu ordnen.
    Ich kramte meinen Schreibblock hervor. Es war an der Zeit, daß meine Eltern einen richtigen Brief bekamen. Bis jetzt hatten sie nur bunte Karten mit Koalas, Känguruhs und Leierschwänzen gekriegt und mit kurzen, begeisterten Grüßen.
    Jetzt hatte ich Zeit zum Schreiben! Morgen würde ich gleich nach der Ankunft den Brief in London einstecken.
    Ich schrieb und schrieb, ich hatte ja so überwältigend viel zu erzählen.
    „Wo in aller Welt bleibt bloß die Gulaschkanone?“ meckerte mein Angetrauter neben mir. „Ich habe einen Mordshunger!“
    „Es ist doch erst halb zwölf,“ tröstete ich ihn.
    „Ich richte mich nach meinem Magen und nicht nach der Uhr“, grollte mein Auserkorener. Dann vertiefte er sich wieder in sein Buch, und ich schrieb weiter.
    Einmal merkte ich, daß Heiko eine plötzliche Bewegung machte. Er schaute durchs Fenster, dann stand er halb auf, setzte sich wieder.
    „Anschnallen, Sonnie!“
    Ich sah auf. Ja, tatsächlich, die Buchstaben hatten aufgeleuchtet: „Fasten seat belt.“
    „Was ist denn jetzt los?“ murmelte ich. „Na, da ist wohl ein Schlechtwettergebiet vor uns“, und ich schrieb weiter.
    Dann merkte ich aber eine leise Unruhe um mich. Es wurde gefragt, gesprochen, alle guckten hinaus. Zuletzt tat ich es auch und wurde stutzig.
    „Heiko - die Sonne kommt ja von der verkehrten Seite! Wir fliegen ja zurück!“
    „Es scheint so“, sagte Heiko. Seine Stimme war sehr ruhig. So ruhig, daß ich wußte, daß etwas nicht stimmte. Ich kenne Heikos unheimliche Ruhe, wenn eine Gefahr droht.
    Da erschien ein Purser mit - nein, nicht mit unserem Lunch, sondern mit einem großen Tablett voll gefüllter Sektgläser.
    Nanu? Sekt als
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