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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
Autoren: Berte Bratt
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runtergehen müßten, könnten wir vielleicht schwimmend eine Insel erreichen.
    Verloren wir an Höhe, oder bereitete der Pilot schon die Landung vor? Die Wasserfläche war viel näher.
    Da kam die Durchsage. Die Landung wurde angekündigt.
    Noch waren wir über dem Wasser. Noch sahen wir keine Landebahn.
    Tiefer - tiefer - noch tiefer - da heulten die Triebwerke, da wurde das Brummen der Motoren zu einem ohrenbetäubenden Geräusch - und das Fahrwerk hatte festen Boden unter den Rädern.
    Wir waren in Honolulu gelandet.
    Erst später erfuhren wir, daß ein zweiter Motor kurz vor der Landung ausgesetzt hatte.
    Wir verbrachten zehn volle Stunden im Flughafen Honolulu.
    Ich bewunderte Mr. March. Er blieb ruhig. Er beantwortete alle Fragen, hatte ein kleines beruhigendes Lächeln - und dabei war die Situation gelinde gesagt kompliziert. Unser Flugzeug konnte nicht repariert werden. Und hier saßen wir, zwanzig Menschen die um die halbe Erde gebracht werden mußten, und zwar so bald wie möglich!
    Wir warteten geduldig. Wenn jemand mir gesagt hätte, ich müßte drei Tage und Nächte hier sitzen bleiben, es hätte mir nichts ausgemacht! Ich war bis zum Rand voll Glück und Dankbarkeit, und ich hätte beinahe den festen Boden unter meinen Füßen küssen können!
    Endlich, spät am Nachmittag, war die Sache in Ordnung. Wir würden gegen Mitternacht mit einem englischen Flugzeug fliegen können, in San Francisco ein paar Stunden ausruhen und dann mit einer japanischen Maschine weiter, über New York nach London.
    Olivia kam und setzte sich neben mich.
    „Wissen Sie, was ich im Flugzeug gemacht habe, Sonja? Als wir zurückflogen?“
    Gebetet, dachte ich, aber ich sagte es nicht laut. Ich sah sie nur fragend an.
    „Ich habe Patricia geschrieben. Ich stecke den Brief gleich ein, wenn wir in London sind.“
    Sie sagte nichts mehr, aber sie lächelte. Ein freies, offenes, beinahe glückliches Lächeln.
    Die Stunden vergingen. Ich schlief eine Weile mit dem Kopf auf Heikos Schulter.
    Dann war es endlich soweit.
    Es ging heimwärts. Diesmal mit vier soliden Triebwerken, die keine Tücken hatten und uns sicher und schnell über den Pazifik brachten. Der Einflug über San Francisco bei Dunkelheit, mit dem erleuchteten „Golden Gate“ - das war noch atemberaubender als damals der Einflug über Hongkong.
    Wir überflogen die Rocky Mountains, den Michigansee und nickten einander wortlos zu, Heiko und ich. Wir dachten dasselbe: Vielleicht werden wir auch einmal hier hinkommen!
    Ich bin in New York gewesen. Genau dreißig Minuten. Und zwar bewacht in einem kleinen Warteraum im Flughafen. Nur so, dadurch, daß wir ganz isoliert gehalten wurden, vermieden wir langwierige und unangenehme Kontrollen und der Himmel weiß was für Untersuchungen.
    Es war spätabends, als wir in London ankamen. Es regnete und war kalt.
    Ob Burns wohl hier ist, zu dieser späten Stunde? wunderte ich mich.
    Wir sahen ihn nicht gleich.
    Aber dicht an der Sperre, mit ausgestreckten Armen und - ich traute meinen Augen nicht - mit deutlichen Spuren von Tränen, stand Tante Helene!
    Sie umarmte uns, sie lachte wie ein Kind vor Freude.
    „Ich habe solche Angst gehabt - o Kinder, daß ihr da seid! Meine Lieben, Lieben. Es war nicht möglich, einen exakten Bescheid zu kriegen wegen der Verspätung. Liebe Kinder, es ist so schön, daß ihr da seid - oh, da ist Bums - kommt, wir haben die Heizung im Wagen an und Decken und zwei warme Mäntel!“

Drei Monate später
    Seit einer Woche sind wir zurück in unserer Hütte in Kenya.
    Die Regenzeit ist vorüber. Überall ist es grün und frisch, alles wächst und blüht. Die Tiere der Steppe sind wohlgenährt und munter.
    Es war unsagbar schön, die Eltern und Geschwister in Norwegen wiederzusehen! Papa und Beatemutti hatten sich eine ganz besondere Überraschung für uns ausgedacht. Sie hatten Heikos Eltern zur Weihnachts- und Silvesterfeier nach Norwegen eingeladen. So halfen sie uns aus der Klemme, denn es wäre gar nicht so leicht gewesen, sich zu entschließen, wann wir bei wem feiern sollten!
    Die beiden Kleinen waren aus dem Häuschen vor Freude über Koalabärchen und Bumerang, und Beatemutti war sehr gerührt, als sie die Opalbrosche aus Australien auspackte.
    Annettchen erzählte weit und breit: „Ich habe ein Coca-ColaBärchen und Stefan hat einen Bungalow und Mutti hat eine Brosche aus Opalien!“
    Stefan trainierte Bumerangwerfen im Garten. Bis wir wieder wegfuhren, hatte er nichts getroffen, außer einer
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