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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee
Autoren: Polina Daschkowa
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gemacht? Ich.«
    »Nun übertreib mal nicht, Schätzchen, du hast nur die nötigen Informationen geliefert, ausfindig gemacht haben wir ihn.«
    »Gut, Pnyrja. Machen wir eine ehrliche Rechnung auf. Du hast von mir die Brillantbrosche gekriegt und ich von dir Wassili. Wir sind quitt.«
    »Ja, das mit der Brosche hast du gut gemacht«, sagte Pnyrja. »Das muß der Neid dir lassen. Vor allem rechtzeitig. Drei Stunden nach uns war schon die Miliz da. Hör mal, wieso hast du deinen Malzew nicht von Anfang an auf diesen Gedanken gebracht?«
    »Am Anfang habe ich selber nichts begriffen.«
    »So? Spiel nicht das Dummchen. Du hast dich mit mir in Verbindung gesetzt, sobald du von Krassawtschenko erfahren hattest. Hättest du deinem Malzew nicht wenigstens einen kleinen Wink geben können?«
    »Meinst du denn, er hätte auf mich gehört?« sagte Warja spöttisch. »Es gab einen Moment, da hätte ich mich beinahe eingemischt. Als ich erfuhr, daß sie vorhatten, die Beljajewa in Kanada unter Drogen zu setzen und zu verhören, dachte ich, jetzt sind sie beide völlig übergeschnappt. Schließlich brauchte man nicht viel Grips, um zu kapieren: Wenn jemand wirklich die Erde tief aufgegraben hat, dann bestimmt nicht die Datschenbesitzer. Jedenfalls nicht als erste. Die Datschen sind dort erst nach dem Krieg gebaut worden. Vorher war dort eine Sowchose, Bauernhöfe. Die Bauern haben Häuser gebaut, Kartoffeln gelegt, jeden Quadratzentimetergenutzt. Man mußte die Leute suchen, die unmittelbar nach der Revolution auf Baturino gelebt haben.«
    »Aber immerhin haben sie doch herausgefunden, daß nach der Revolution das Haus eines Bauern namens Kusnezow auf dem Grundstück gestanden hat.«
    »Ja, eigentlich lief alles hervorragend«, stimmte Warja zu, »sie haben die ganze Familiengeschichte der Kusnezows zurückverfolgt. Nach dem Krieg ist die Familie nach Moskau gezogen. Der letzte Nachkomme der Kusnezows war ein Trinker, völlig heruntergekommen, und galt seit 1985 als vermißt. Da haben sie entschieden, das sei eine Sackgasse. Sie wollten handeln, nicht die Hoffnung aufgeben. Sie hatten so viele Informationen: das Porträt, das Tagebuch von Sonja Baturina, wo der Ort genau bezeichnet ist – und kamen trotzdem nicht weiter! Nicht zu fassen. Dann ist der kluge Pawel auf die Idee gekommen, alle folgenden Besitzer des Grundstücks durch Krassawtschenko überprüfen zu lassen. Ehrlich gesagt, ich hatte schon selbst fast die Hoffnung aufgegeben, daß sie die Brosche noch finden würden. Aber als ich dann erfuhr, daß der Vater von Butejko eine Kopie der Brosche angefertigt hat, begriff ich: Das ist keine Sackgasse, im Gegenteil, alles ist ganz einfach.«
    »Wieso einfach?« knurrte Pnyrja. »Ich für mein Teil verstehe nichts.«
    »Die beiden Malzews haben selbst einige Male davon gesprochen, wie schade es sei, daß ein so hervorragender Meister wie Wjatscheslaw Butejko keine Kopien mehr macht. Irgend etwas ist im Sommer 1985 mit ihm passiert. Er hat seine Stellung in dem Juwelierladen aufgegeben, er hat keine Aufträge mehr angenommen, alte Beziehungen abgebrochen, hat zurückgezogen und arm wie ein Bettler gelebt und Angst gehabt, über seinen früheren Beruf auch nur zu sprechen. Nimmt man dann dazu, daß im selben Jahr, 1985, derAlkoholiker Kusnezow, der einzige mögliche Besitzer der Brosche, spurlos verschwindet, muß man doch auf die Idee kommen, daß es da irgendeinen Zusammenhang gibt!«
    »Aber das hätte doch auch ein zufälliges Zusammentreffen sein können«, brummte Pnyrja.
    »Natürlich.«
    Pnyrja zog aus der Tasche seines Jacketts ein großes Lederetui, öffnete es und reichte es Warja.
    »Das ist sie, die Brosche mit dem ›Pawel‹. Sieh nur, wie wunderschön.«
    Warja warf einen gleichgültigen Blick auf die funkelnde Blüte mit den zitternden Blütenblättern aus Platin, auf den Diamanten, der geheimnisvoll im Halbdunkel leuchtete, und wandte sich ab.
    »Ich finde, sie unterscheidet sich überhaupt nicht von der Kopie. Als ich sie in der Sammlung von Malzew gesehen habe, habe ich lange nicht begriffen, warum sie sich so verrückt machen, wenn sie doch da ist, die Brosche mit dem ›Pawel‹. Erst später habe ich erfahren, daß sie nur eine Kopie hatten.«
    »Du mußt sie in die Hand nehmen, aufmerksamer betrachten. Ein einzigartiges Stück, es ist Unsummen wert.«
    »Verkaufst du sie? Oder willst du sie behalten?«
    »Erst mal bleibt sie hier. Warum verkaufen? Nur zu, hab keine Angst, du darfst sie dir sogar mal
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