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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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wieder im Lot«, untermalte Korhonen meine Gedanken.
    »Hör mal, Teppo«, sagte ich sanft. »Ich bin nicht undankbar und auch sonst kein Arschloch. Ich habe keineswegs vergessen, was du für mich getan hast, und ich weiß es zu schätzen. Aber diesmal kann ich dir nicht helfen. Weder aus deiner Midlife-Familienkrise noch aus deiner beruflichen Sackgasse und auch nicht bei dem religionsmoralischen Knoten, den du zerschlagen willst, indem du ein Standgericht hältst und alle Verbrecher umlegst. Ich versuche mich rein auf das Geschäftliche zu konzentrieren. Ich habe keine Informationen für dich.«
    »Hör mal, Viktor«, ahmte Korhonen mich nach. »Ich bin mit einer finnlandschwedischen Psychologin verheiratet. Wenn ich etwas Unverständliches hören möchte, bitte ich meine Alte, mir einen Vortrag über Freudianismen in der Sprache zu halten.«
    Er stand auf. An der Tür drehte er sich noch einmal um.
    »Kann sein, dass du demnächst wieder meine Hilfe brauchst, Kärppä. Ein kleiner Hinweis: Wir beobachten routinemäßig Aufträge und Anfragen an die Behörden. Gewisse Leute zeigen großes Interesse an deinen Firmen, beim Handelsregister sind alle möglichen Erkundigungen eingezogen worden. Also ruf rechtzeitig, wenn Onkel Teppo dich retten soll.«
    Er ging, ließ die Tür zuschlagen.
    Ich überlegte eine Weile, ob ich mit Korhonen über meine Sorgen hätte sprechen sollen. Immerhin hatten mich gerade zwei waschechte Ganoven aufgesucht. Ich wusste nur nicht, welche Verbrechen ich ihnen anhängen könnte.

3
    »Eine Million, eine Million …«, sang Aleksej beinahe schön und nur wenig tiefer als Alla Pugatschowa, dabei war er immerhin Bariton. »… eine Million Euro.« Ächzend hievte er die Registrierkasse auf den Tresen. »Ab jetzt singt die Maschine und das Geschäft brummt«, grinste er fröhlich.
    Ich dämpfte den Eifer meines Bruders nicht, denn ich hielt seine Geschäftsidee und sein Betriebsmodell für durchaus realisierbar. Aleksej war vor zwei Jahren nach Finnland gekommen. Er hatte seinen Posten als Ingenieur und die Anwendungen der Reibungslehre beim Forschungsinstitut der Sibneft in Moskau aufgegeben. Nun verkaufte er in einem Zubehörladen Öl in Vierliterkanistern statt in Millionen Barrels.
    Ich hatte ihn ein wenig zurechtstutzen müssen, meinen großen Bruder, aber nach dem ersten Rausch hatte Aljoscha sein Gleichgewicht wiedergefunden, hatte tagsüber im Laden gearbeitet und abends und an seinen freien Tagen für mich und meine Kumpane. Auch seine Frau Irina hatte dazu beigetragen, das Leben meines Bruders in vernünftige Bahnen zu lenken. Sie hatte zu guter Letzt ihren glänzenden Nussbaumschreibtisch und ihre weitläufige Verwandtschaft in der Umgebung von Rjazan aufgegeben und war ihrem Mann nachgereist.
    In Helsinki lackierte sich Irina die Nägel, färbte sich die Haare von Woche zu Woche röter und konzentrierte sich darauf, die Spitzendeckchen gerade und das Leben unter Kontrolle zu halten. Über die Stränge schlagen geht nicht mehr, sagte Aljoscha immer wieder, nicht klagend, sondern eher zufrieden.
    Ich hatte ihm einige meiner eigenen Geschäfte übertragen. Dann hatte ich ihm meine Hälfte der Industriehalle in Tattarisuo vermietet, wo er seinen eigenen Ersatzteilhandel eröffnen wollte. Die Lichtreklame war bereits fertig. Ganz zuoberst stand in großen Lettern Auto-Alex . Darunter versprach ein kleinerer Text in russischer Sprache Autobedarf aller Art und guten Service, und auf all diese Druckbuchstaben folgte in nachempfundener Handschrift Alexej Cornostayev JR .
    »Wie zum Teufel bist du auf X und C in deinem Namen verfallen? Und was soll der Junior? In meinem Pass steht als Vatersname jedenfalls Nikolai«, setzte ich meinem Bruder zu.
    »Schau, bei der Transliteration von einer Sprache in die andere eröffnen sich viele Möglichkeiten«, begann er, und ich wusste, dass er bei einem Satz mit so vielen Worten selbst unsicher war, was am Ende herauskam. »Dieser Fußballer, Eremenko, der schreibt sich auch Alexej. Und nennt sich Junior. Kornostajew sieht einfach zu bäurisch aus, und Kärppä erst recht. Marketing, Visionen, Branding, immaterielle Werte, das gehört zum modernen Business«, predigte Aleksej selbstzufrieden.
    »Aha. Dann lass uns mal die materiellen Werte an ihren Platz stellen. Sonst geht der ganze Sonntag für nichts und wieder nichts drauf«, drängte ich und stapelte Autowachs und Schwämme und Wildledertücher in die Regale.
    Aleksej reckte sich und starrte mich
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