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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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Geschäftsleute und in ehrbarer Absicht gekommen, und ich hatte mit meiner unhöflichen Bemerkung ein einträgliches Projekt verspielt.
    »Das heißt, der Morgen war nur bis jetzt gut«, fuhr der Dunkelhaarige fort. »Ich will nicht mehr Zeit vergeuden als unbedingt nötig. Also kurz und bündig: Wir möchten, dass du deine Firmen und deine Geschäftstätigkeit und sämtliche Gewinne, die sie dir eingebracht haben, uns überträgst … wir haben die Papiere schon vorbereitet.«
    Er nickte seinem blonden Genossen zu. Der holte eine kleine schwarze Mappe aus seiner schmalen Aktentasche, zog die Gummibänder über die Ecken und ließ mich säuberlich beschriftete Papiere sehen.
    »Ja. Wir möchten dieses Unternehmen … zurück. Du verstehst schon«, lächelte er.
    Auch ich lächelte. Hatte ich also doch recht gehabt. Die beiden waren Räuber.
    Der Dunkelhaarige holte ebenfalls saubere, ordentliche Bögen aus seiner schmalen Aktentasche. Er legte keine Eile an den Tag, als er den Stapel durchblätterte und sich vergewisserte, dass alle Unterlagen vorhanden und richtig geordnet waren. Dann las er in gleichmäßigem Tonfall die Besitztümer meiner Firmen ab. Der Kurswert der Börsenaktien und Fondsanteile entsprach auf den Cent genau dem gestrigen Stand, die Grundstücke waren nach dem jeweiligen Baurecht und die unvollendeten Bauprojekte nach dem Grad der Fertigstellung bewertet, Werkzeuge und Materialien mit Stückzahlen und laufenden Metern aufgelistet. Ich saß still da und hörte zu.
    »Und dann noch Sun-Rise Enterprises, registriert in Gibraltar … Ryschkow war ja der unmittelbare Besitzer, auch wenn er das Unterschriftsrecht delegiert hatte. Wir schlagen vor, dass du die Wohnungen, die dieses Unternehmen besitzt, direkt auf uns überschreibst oder zuerst auf deine finnischen Firmen. Wir hatten keine Zeit, diesen Teil komplett auszuarbeiten«, sagte mein dunkelhaariger Besucher entschuldigend.
    Sein blonder Partner fasste das Ganze noch einmal zusammen. »Du überträgst also deine gesamte Geschäftstätigkeit auf die von uns zu benennenden neuen Besitzer. Das Personal wird zu den bisherigen Bedingungen weiterbeschäftigt, die Damen aus der Vergnügungsbranche bleiben als Mieterinnen in den Wohnungen …«
    »Die Frauen arbeiten nicht für mich. Ich besitze lediglich die Wohnungen. Was die Mieterinnen dort tun, ist ihre Sache«, unterbrach ich ihn.
    »… nur der Besitzer wechselt. Beziehungsweise der ursprüngliche Besitzer kehrt zurück«, ergänzte der Dunkelhaarige den Satz des Blonden, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Nee, zum Teufel! Das ist doch Humbug«, protestierte ich. »Zugegeben: Nach Ryschkows Tod ist mir sein Eigentum zugefallen. Die Wohnungen sind Ryschkows Erbe. Ihr könnt sie haben, ich erstatte euch auch die Mieteinnahmen, mit Zinsen. Aber das Bauunternehmen und der Im- und Export und der sonstige Handel – das habe ich mir alles selbst aufgebaut. Damit hatte Ryschkow nichts zu tun. Der Mann hat in seinem ganzen Leben keinen Hammer angefasst, jedenfalls nicht beim Hausbau. Das hier habe ich mir hart erarbeitet. Und mit legalen Mitteln«, erklärte ich und deutete mit ausladender Geste in den Raum, in dem sich sämtliche Büromöbelstile von den 1960er-Jahren bis heute abgelagert hatten.
    »Viktor, übertreibe nicht, dramatisiere nicht«, mahnte der Dunkelhaarige. Der Blonde stützte sich auf meinen Schreibtisch und musterte mich von oben herab.
    »In Sankt Petersburg war bekannt, dass du dir Ryschkows Erbe unter den Nagel gerissen hast wie ein selbstherrlicher Bastard. Du hast dort Beziehungen zu hohen Leuten, das wissen wir. Vielleicht wurde dein Treiben deshalb toleriert. Oder man wollte abwarten, bis deine Firmen reif sind. Pflückreif, verstehst du? Wir brauchen Geschäftstätigkeit, und wir brauchen Firmen, die einige Jahre lang sauber gewesen sind. Finnland gehört zur EU , Estland ist inzwischen auch beigetreten – das ist unsere Version der Globalisierung. Wir belassen die Produktion hier und verlagern dich nach China«, gluckste der Blonde. Das Lachen wirkte fehl am Platz.
    »Entschuldige, Viktor, dein Business in allen Ehren, aber es geht hier wirklich nicht um ein Cornering bei Nokia. Wir reden hier von einem kleinen Unternehmen, nicht wichtig, aber im Prinzip wesentlich«, beschwichtigte er.
    »Um es klar und deutlich auszudrücken: Du hast keine Alternative, kein Einspruchsrecht, keine Möglichkeit, die Entscheidung anzufechten. Oder willst du die Polizei
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