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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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halbwegs anständiges Auskommen haben. Du hast ja gesehen, wie hier alles verfällt. Zuerst wurden für die Sowchosen keine neuen Maschinen mehr angeschafft, dann hat man auch die alten nicht mehr gewartet, die Löhne nicht mehr bezahlt … Weil anderswo billiger produziert wurde. Und Industrie gibt es in dieser Gegend nicht, jedenfalls keine richtige. Alles geht bergab, und das ist traurig. Ich möchte nur, dass es hier Menschen und Arbeit gibt.«
    Er hatte meinen Vorschlag nicht abgelehnt.
    »Dann überschreiben wir Karpows Unternehmen auf dich. Er hat gute Leute beschäftigt. Ich glaube nicht, dass die dir Probleme machen werden. Und ich schicke dir noch einen Mann zur Unterstützung, einen gewissen Oleg Lesonen. Er kennt die Abläufe, und er war dabei, als wir über die Holzlieferung für Ikea verhandelt haben«, versprach ich. »Oleg ist ein rechtschaffener Mann, aber sein Rücken macht ihm Probleme, als Bauarbeiter ist er nicht mehr einsatzfähig. Er braucht einen neuen Job.«
    »Das ist ja wie früher bei den westkarelischen Stromwerken. Wenn ein Monteur vom Mast fiel und nicht mehr klettern konnte, hat man ihn zum Vorarbeiter gemacht«, stichelte Oka. »Aber das geht schon in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Du meinst es ja nur gut, mit allen.«
    Seine Worte klangen wohlwollend, und es war beinahe, als hätte auch er mir die Wange getätschelt.
    »Allerdings gibt es einen Gegendienst, den du für mich arrangieren könntest«, fügte Oka hinzu, winkte mich noch näher heran und dämpfte die Stimme. »Es dürfte machbar sein, über diesen Korhonen …Es gibt nämlich bei unserer Botschaft in Helsinki ein kleines Problem … Die haben Borschtsch und Schaschlik verwechselt.« Er suchte schamhaft nach einem passenden Vergleich. »Oder Diplomatie und Vergnügungsbusiness. Ach, zum Teufel, ein paar Idioten haben Botschaftswohnungen als Bordelle vermietet. In die Sache sind verschiedene Gauner und kleine Beamte verwickelt«, sagte er schließlich geradeheraus.
    »Wird erledigt, und zwar tatsächlich mit Korhonens Hilfe«, versprach ich. Es wunderte mich ein wenig, dass man Finnen heranziehen wollte, aber in den Botschaften gab es ja ständig irgendwelche Intrigen und Ränkeleien. Die Niederlage des einen war immer der Sieg eines anderen. Abteilungen und Sektionen und Einheiten wetteiferten miteinander und beobachteten sich misstrauisch.
    Der Gewinner bei diesem Spiel würde Korhonen sein. Er bekam die Chance, seinen Vorgesetzten zu beweisen, dass er immer noch fähig war, auf eigene Faust brisante Fälle aufzuspüren.
    Ich selbst hatte mir überlegt, Korhonen einen ausreichend großen Drogenfall zuzuschanzen, aus ganz und gar egoistischen Gründen. Die geschniegelten Businesszwillinge aus Sankt Petersburg hatten mich dermaßen geärgert, dass ich mich an dem Gedanken ergötzt hatte, ihnen eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Ich hatte mir die Szene ausgemalt: Korhonen hebt die Tür zu ihrer Zweizimmerwohnung in Helsinki aus den Angeln, brüllt so laut, dass Speicheltröpfchen auf den Seidenkrawatten der Bubis landen, und entdeckt in der Kommodenschublade einige Beutel mit weißem Pulver. Die Zwillinge schwören, sie hätten den Stoff nie gesehen, und Korhonen gibt gelangweilt zurück, den Satz hätte er schon oft gehört.
    »Die jungen Männer, die Karpow zu dir geschickt hat, waren dem Vernehmen nach Handlanger der Petersburger Kasse.« Oka tauchte zu meinen Gedanken hinab, als hätte er sie in einem Wasserbecken beobachtet. »Sie haben sich abwerben lassen. In Sankt Petersburg will man sie nicht mehr.«
    Kolja kam von Kaffeeduft umweht aus dem Haus. Er wiegelte brummend ab, als ich ihm für alles dankte, ging zum Wagen und stieg ein. Der Wolga schaukelte unter dem Gewicht des großen Mannes.
    Auch Oka verabschiedete sich. »Vielleicht sehen wir uns wieder, vielleicht nicht. Wenn du mich besuchen willst, komm auf der Straße, nicht durch die Wälder.«
    »Danke, Oktjabrin«, sagte ich und gab ihm die Hand.
    Oka stieg ein, schlug die Tür zu, drehte aber das Fenster herunter. »Aus deinem Mund klingt der Name ganz anständig«, sagte er und winkte.
    Korhonen saß in der Wohnküche am Tisch. »Nach Hause also«, sagte er und legte Wurst auf eine Scheibe Brot. »Das hat dieser Medwedkin jedenfalls erklärt. Manches habe ich nicht ganz verstanden, er hat zum Beispiel von einem schwarzen Mann geredet.«
    »Am späten Abend sind wir in Helsinki«, bestätigte ich. »Du kannst zu Hause und an deinem Arbeitsplatz
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