Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
Vom Netzwerk:
punktreife Leistung entgeht. Doch Waleri ergatterte alle Punkte für sich und ließ mich leer ausgehen. Er sprang plötzlich auf und rammte mir seine Schulter gegen die Brust, drückte mich an den Zaun, wie ein Eishockeyspieler den Gegner an die Bande checkt.
    Dann stürzte er sich auf das Ringerpaar. Er umfasste die Kalaschnikow, die zwischen den beiden herausragte, und schob den Lauf nach oben, bis er auf Korhonens Kopf zielte. Dann warf er mir einen Blick zu, lächelte, als biete er mir eine Lösung an. Schießen wir den Störenfried ab. Dann sind nur wir beide übrig, zwei alte Kameraden. Serjoscha ist auch einer von uns, ein guter Mann. Wir verhandeln, und wir einigen uns.
    Korhonen versuchte, die Waffe aus Karpows Griff zu lösen, doch Karpow schob seine kraftlos wedelnde Hand beiseite. Klong, klack, ich hörte das blecherne Geräusch, als die Sicherung in Dauerfeuerposition einrastete.
    »Hör auf, Waljuscha!«, brüllte ich. Ich zog meine Pistole aus dem Gürtel und rannte zu dem ächzenden Männerhaufen. Karpow schob das Sturmgewehr näher an Korhonens Kinn heran.
    »Nein, Waljuscha, nein«, rief ich wieder und drückte die Pistole gegen Karpows Knie, fest genug, dass er das Rohr spürte. Er reagierte darauf, indem er die Kalaschnikow mit seinem ganzen Gewicht gegen Korhonens Gesicht presste. Der Lauf bohrte sich in die Wange, Korhonens Mund öffnete sich schief, und seine Augen schielten auf das Korn.
    Karpow tastete blindlings nach dem Abzug, sein Daumen schlüpfte in den Bügel.
    Ich schoss zweimal.
    Ich wusste, dass Waleri Karpow nie mehr auf Skiern stehen, nicht mehr joggen, nie wieder ohne Krücke gehen würde.
    Alles rauschte an mir vorbei, als starrte ich betrunken auf einen verdreckten Fluss oder auf die klumpige Masse im Produktionsprozess irgendeiner Fabrik. Ich nahm unzusammenhängende Einzelheiten wahr, Steine auf dem Pfad und Baumwurzeln, eine wippende Bachstelze, ein Hufeisen an einem Gatter.
    Die Waffe hatte gezuckt wie ein kleines Tier, das zu fliehen versucht. Das Knallen der Schüsse betäubte mir die Ohren und erstickte in einem dumpfen Rauschen.
    Karpow rollte auf die Erde, wand sich vor Schmerz und schnappte nach Luft. Sergej erstarrte zuerst, stand dann betont langsam und mit erhobenen Händen auf, zeigte mit der Geste des Profis, dass der Kampf beendet war.
    Korhonen federte hoch und rannte ruhelos im Kreis. Er strich sich immer wieder Schmutz von der Hose, betastete seine aufgescheuerten Wangen, lachte und murmelte vor sich hin.
    Ich wollte weder Karpow noch die Überreste seines Knies sehen. Ich befahl Sergej, sein Hemd zu zerreißen und Karpow einen Druckverband anzulegen. Dann ging ich zurück zum Haus der alten Karpows. Korhonen folgte mir.
    Medwedkin und seine Söldner erwarteten uns. Sie hatten die Waffen gezogen, behielten Karpows Jeep und die dahinterhockenden Männer im Visier. Ich gab mir Mühe, so laut zu sprechen, dass mich alle hörten. Alles ist vorbei, rief ich, geht und bringt Karpow ins Krankenhaus, nach Sortavala oder Weißmeer-Kemi oder wohin ihr wollt.
    Lena und Nasti kamen aus dem Haus. Ich hätte es vorgezogen, ihnen nicht mehr zu begegnen.
    »Waleri hat einen Unfall gehabt«, sagte ich. Dann gab ich Lena einen Zettel mit den Kontaktdaten eines Bekannten in Usbekistan. Ich trug ihr auf, Karpow möglichst bald aus diesen Breitengraden fortzuschaffen, oder waren es Längengrade, egal, jedenfalls würden sie zehn Grad weiter östlich, in Taschkent, ein neues Leben beginnen können, ich würde Geld hinschicken. Eine einmalige Entschädigung wie bei einer Unfallversicherung, witzelte ich, doch niemand lachte. Ihr zieht dort hin und kommt nicht zurück, wiederholte ich zur Sicherheit.
    Lena nickte. Ich vergewisserte mich, dass sie meine Worte verstanden hatte und handlungsfähig war. Zu Nasti, die sich die Hände aufs Herz presste, konnte ich nur sagen, dass es mir leidtue und ich sehr traurig sei, dass ich aber auch für sie und Santeri sorgen würde. Sie würden in ihrem Dorf, in ihrem Haus bleiben können.
    Ich schaute nicht zurück, als ich zum Ufer ging, aufrecht und ungedeckt. Korhonen, Medwedkin und Sorokins Männer folgten im Seitenschritt, fielen abwechselnd zurück und knieten sich hin, um unseren Rückzug zu sichern.
    Im Boot ließ ich mich auf die Bank fallen und erklärte, in diesem Turnier sei jetzt der Wodkatag an der Reihe.
    »Du hast mir das Leben gerettet, Viktor«, sagte Korhonen, als wir auf der Mitte des Flusses waren. »Der verdammte Setukese hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher