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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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Mercedes und warf die Zigarette auf den Sitz.
    »Oops«, lächelte er und gab dem Dunklen mit einem Kopfnicken das Signal zum Aufbruch. Die beiden Männer gingen zu einem metallicgrauen BMW , setzten vom Hof zurück auf die Straße, ohne den Motor aufheulen zu lassen, und brausten davon.
    Ich riss die Tür auf. Die Zigarette glimmte auf dem Beifahrersitz. Sie hatte bereits ein kleines Loch in den Bezug gebrannt. Ich warf die Kippe auf den kiesbestreuten Hof und löschte den kokelnden Stoff mit der Hand.
    Mein Handy klingelte. Die Melodie durchschnitt die Stille mit brutaler Fröhlichkeit. Karpow ruft an , stand auf dem Display.
    »Grüß dich«, schnaufte ich.
    »Was macht die kämpferische Jugend? Hast du schon angefangen, dich auf den Schnee des kommenden Winters vorzubereiten? Rollskilauf, Jogging mit Skistöcken, Rudern und dergleichen«, redete Karpow drauflos.
    »Ach weißt du, ich trag keine Wettkämpfe mehr aus, ich lauf bloß noch mit einem x-beinigen starik um die Wette. Und der stammt aus dem hungernden Karelien, ist von Rachitis gezeichnet, und soweit ich mich erinnere, war sein größter Erfolg der dritte Platz im Parkskilauf von Petrozawodsk, in der Klasse Omas, sonstige Rentner und Tuberkulöse«, gab ich zurück. Ich malte mir aus, wie Karpow grinste und zufrieden das Gesicht verzog, das dem des Opernsängers Jorma Hynninen glich.
    »Ach ja, jetzt erinner’ ich mich. Das war der Wettkampf, den du abbrechen musstest, weil dir nach knapp dreihundert Metern die Puste ausging«, schlug Karpow zurück und mischte karelische Wörter unter sein fast korrektes Finnisch. »Na, gibt’s was Neues? Viktor, der Kapitalist, wird immer fetter, fährt im Mercedes, und die Armen müssen sich in den Graben werfen, barmherziger gospodin . Und die Liebe hat sich für immer in Vitjuchas und Marjuschkas Herzen eingenistet.«
    » Normalnyj «, quittierte ich die Frage. »Eine vorübergehende Tiefdruckphase in der Abteilung zwischenmenschliche Beziehungen. Und ein paar Feineinstellungen im Businessbereich. Nichts Weltbewegendes, aber es kann sein, dass ich Hilfe brauche. Zuverlässige Hilfe«, betonte ich.
    Karpow schwieg eine Weile. »Du weißt, ich helfe dir immer«, sagte er dann feierlich. Als er davon sprach, wie wir uns schon als Jungen gemeinsam durchgeschlagen hatten, musste ich schlucken. Karpow war nicht der Mutigste, aber er hatte in vielen brenzligen Situationen an meiner Seite gestanden oder sich zumindest hinter meinem Rücken versteckt.
    »Ich weiß«, bestätigte ich. »Aber sag mal, hast du irgendwas Richtiges zu bereden?«
    »Nein, ich wollte nur mal hören, was mit der Halle ist, da steht immerhin auch meine Ware drin. Wird es eng, wenn Aleksej jetzt mein Nachbar wird?«
    Die eine Hälfte der Halle füllten gebrauchte, leicht angestoßene oder sonstwie billig erstandene Kühltruhen und Elektroherde, die Karpow nach Karelien verfrachtete. Als Rückladung kamen Kiefernholz und Schlauchboote, Ersatzteile und Beiwagen für Motorräder und manchmal auch ein wenig Wodka und Zigaretten nach Finnland.
    Ich versicherte Karpow, dass friedliche Koexistenz, Zusammenarbeit, Freundschaft und gegenseitiger Beistand unverändert Bestand haben würden, auch wenn mein Bruder die Stelle des Kompagnons übernahm und ich in eine neue Halle zog.
    »Also auf bilateraler Basis, gemäß den Verhandlungen über Warenaustausch und dem Fünfjahresplan, zur Festigung der Schicksalsgemeinschaft unserer Völker im Kampf gegen den Faschismus«, kommentierte Karpow, und ich sah ihn förmlich vor mir, mit seiner gespielt feierlichen Miene. Ich beendete das Gespräch.
    Durch das Tor fuhr ich auf die Straße. Die Halle auf dem Nachbargrundstück beherbergte eine Kfz-Werkstatt. Das Firmenschild versprach fachmännische Ausführung sämtlicher Arbeiten, von den Bremsen über Unfallschäden und Lackarbeiten bis zu den elektrischen Anlagen, neben den normalen Inspektionen. Es war Sonntagabend, aber auf dem Hof waren noch Leute. Vor den Toren parkte ein alter roter Opel Vectra, dahinter standen drei im Hip-Hop-Stil gekleidete junge Schwarze in grellfarbigen, weiten Collegepullovern.
    Der Besitzer der Werkstatt hatte die Hände in die Seiten gestemmt und pumpte den Bizeps auf, sodass die kurzen Ärmel seines bunten Hemdes bis zum Platzen gefüllt waren. Er war ein großer Mann, dem Aussehen nach Kroate. Der schmale Haarstreifen auf seinem Scheitel wirkte wie eine Drahtbürste. Ich kannte ihn nur flüchtig. Vielleicht sollte Aleksej sich mit ihm
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