Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
anzufassen, und das wusste ich auch. Ich an Ihrer Stelle würde mich zusammenschlagen.«
    »Hier wird überhaupt niemand zusammengeschlagen.« Delia trat einen Schritt vor und legte Travis eine Hand auf den Arm. »Was ist los mit dir, Liebling, bist du blind? Siehst du denn nicht, was zwischen den beiden ist? Lass den Jungen in Ruhe. Du weißt ganz genau, dass er sich nicht wehren würde, wenn du ihn verprügelst, und dass dir das gar keine Genugtuung wäre.«
    Nein, Travis war nicht blind. Beim Blick in Brians Augen erkannte er, dass sich sein, Travis’, Leben verändert hatte. Aus seinem kleinen Mädchen war unversehens eine Frau geworden. Die ebenso unglücklich über den Verlauf dieser ganzen Geschichte zu sein schien wie er selbst. »Was haben Sie vor?«
    »Ich kann in einer Stunde weg sein.«
    »Ach ja?«, fragte Travis in beißendem Ton.
    »Ja, Sir.« Zum ersten Mal in seinem Leben würde Brian nicht alles, was er brauchte, zusammenpacken und in seiner Reisetasche verstauen können. »Reivers ist fähig genug, um mich zu ersetzen, bis Sie einen neuen Trainer gefunden haben.«
    Sturer irischer Stolz, dachte Travis. Nun, im Umgang damit hatte er langjährige Erfahrungen. »Ich werde es Sie wissen lassen, wenn Sie gefeuert sind, Donnelly. Delia, haben wir eigentlich noch diese Schrotflinte im Haus?«
    »Selbstverständlich«, gab sie, ohne mit der Wimper zu zucken, zurück. Und versuchte, sich zu erinnern, wann sie auf den Mann, den sie geheiratet hatte, jemals stolzer gewesen war oder wann sie ihn mehr geliebt hatte. »Ich glaube, ich weiß auch, wo sie ist.«
    Mit einem Gefühl bittersüßer Belustigung beobachtete Travis, wie Brian alle Farbe aus dem Gesicht wich. »Gut zu wissen. Es freut mich immer wieder, dass meine Kinder Qualität erkennen und zu schätzen wissen.« Er ließ Brian los und wandte sich an Keeley: »Wir unterhalten uns später.«
    Während Keeley ihren Eltern nachschaute und sah, wie ihr Vater die Hand ihrer Mutter nahm, kamen ihr fast wieder die Tränen.
    »Ich habe um vieles gekämpft«, sagte sie leise, »für vieles gearbeitet und mir vieles gewünscht. Aber im Grunde wollte ich immer nur eins.« Sie drehte sich um, als Brian mit unsicheren Schritten zur Treppe ging und sich setzte. »Er wird nicht auf dich schießen, wenn du endlich aufhörst davonzulaufen, Brian.«
    Das machte ihm auch keine Angst, sondern die Schlussfolgerungen, die sich daraus ergaben. »Ich glaube, ihr seid alle ein bisschen durcheinander. Es war ein aufregender Tag.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich weiß, wer ich bin, Keeley. Ich bin der zweitälteste Sohn von Eltern, die es noch nicht ganz bis in die Mittelschicht geschafft haben und erst seit einer Generation der Armut entkommen sind. Mein Vater liebte den Alkohol und die Pferderennbahn ein bisschen zu sehr, und meine Mutter war fast immer todmüde. Über so etwas kommt man hinweg.
    Und ich weiß auch, wer ich bin«, fuhr er fort. »Ich bin ein verdammt guter Trainer für Rennpferde, den es nie länger als drei Jahre in einem Job gehalten hat. Obwohl es einem vielleicht Halt gibt. Aber ich wollte mich nie einsperren lassen.«
    »Und ich sperre dich ein.«
    Er schaute auf, die Augen blickten wachsam und erschöpft zugleich. »Du könntest es. Aber was würde dann aus dir?«
    Sie seufzte, dann ging sie zu ihm hinüber. »Ich weiß auch, wer ich bin, Brian. Ich bin die älteste Tochter von großartigen Eltern. Ich bin in einer liebevollen Umgebung aufgewachsen. Und ich hatte Privilegien.«
    Da er nichts sagte, hob sie eine Hand und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. »Und ich weiß auch, dass ich eine verdammt gute Reitlehrerin bin, die hier verwurzelt ist. Hier kann ich etwas bewirken, ich habe bereits etwas geschafft. Aber mir ist klar geworden, dass ich es nicht allein tun will. Ich will dich einsperren und dich nie wieder weglassen, Brian«, sagte sie leise, während sie sein Gesicht umfasste. »Ich hämmere schon seit Wochen an diesem verdammten Zaun herum. Seit mir klar geworden ist, dass ich dich liebe.«
    Er umschloss ihre Handgelenke, drückte sie kurz, bevor er sich eilig erhob. »Du bringst da etwas durcheinander.« Die Panik war wie ein Pfeil, der sich in sein Herz bohrte. »Ich habe dir gesagt, dass Sex die Dinge nur kompliziert macht.«
    »Ja, das hast du. Und woher soll ich den Unterschied zwischen Sex und Liebe kennen, wenn ich vor dir noch nie mit einem Mann zusammen war? Obwohl das außer Acht lässt, dass ich eine intelligente selbstbewusste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher