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Rufmord

Rufmord

Titel: Rufmord
Autoren: Andre Minninger
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hatte sie nichts mehr zu befürchten, da die dritte Botschaft an Mr Anderson recht deutlich sein musste. Es sollte der letzte Anruf sein, deshalb konnten Sie ihn auch selbst übernehmen.«
    Die Psychologin nickte.
    »Doch damit sind Sie ins offene Messer gelaufen.«
    »Ich weiß, Bob, du hast meine Stimme erkannt, obwohl ich mir einbildete, sie am Münzfernsprecher oben im Flur geschickt verstellt zu haben«, gestand die Psychologin. »Aus diesem Grund hast du mich ja hier in der Klinik aufgesucht.«
    »Was Sie mir gegenüber vehement abgestritten haben, Mrs Franklin!«, erwiderte er aufgebracht. »Sie konnten es sich auch nicht verkneifen, mir mit Ihrer Tränen-Nummer auch noch ein schlechtes Gewissen zu machen.«
    »Blieb mir denn eine andere Wahl?«
    »Auf jeden Fall ergeben jetzt ›Mysterys‹ Äußerungen einen nachvollziehbaren Sinn«, schlussfolgerte Bob. »›Dreizehn, vierzehn, sieben, acht. Und wieder ist ein Joke vollbracht.‹ Als ich mich bei meinem ersten Besuch am Empfang nach Ihnen erkundigte, nannte die junge Frau einem anderen Besucher die Patientennummer einer gewissen Patricia Messway. Dreizehn, vierzehn, fünfundzwanzig. Bei den von Ihnen genannten Zahlen, Mrs Franklin, handelte es sich dann wohl um die Patientennummer von Mr Andersons Bruder. Und mit diesem Anruf wollten Sie mitteilen, dass Steven bereits neue Texte für den Moderator verfasste.«
    »So ist es.«
    »Da war das Shakespeare-Zitat schon deutlicher.« Immer wieder warf Peter einen ängstlichen Blick zum Paternoster. »Es besagte, dass Kevin Anderson in Wahrheit der Nachtigall seine Karriere zu verdanken hat. Wir haben nämlich in Erfahrung gebracht, dass seine Late-Night-Show anfangs ein großer Flop war und sich Kevin in dieser Zeit häufiger mit seinem Bruder traf und mit ihm über die Sendung diskutierte. Bis sich plötzlich das Konzept änderte – mit Stevens neu formulierten Texten.«
    »Und wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Nachtigall ständig unter Drogen zu stehen scheint, wie Sie es vorhin ausdrückten, Mrs Franklin, ergibt auch das Zitat aus Aschenputtel einen Sinn! ›Ruckediguh, ruckediguh. Der Joke ist der Clou. Dein Hirn ist zu klein, die Wahrheit liegt im Rausch allein.‹« Justus nahm das Medizinfläschchen in die Hände, und begutachtete es von allen Seiten. Dabei überlegte er fieberhaft. »Auch uns ist in der ›Prime-Time‹ aufgefallen, dass Mr Anderson den Löwenanteil seiner Moderation vom Blatt abliest. Aber selbst wenn diese Texte von seinem Bruder verfasst sind, sehe ich darin noch kein kriminelles Vergehen, für das sich eine Erpressung mit solch hohen Forderungen lohnt.«
    »Ihr seid ja bestens unterrichtet.« Die Psychologin schloss demonstrativ die Augen. »Und deshalb werde ich auch nichts mehr von mir geben, bis ihr mich endlich aus dieser Zelle herauslasst!«
    »Beantworten Sie uns nur noch die eine Frage«, beharrte Justus. »Anschließend werden wir dafür sorgen, dass Dr. Freeman und Mr Anderson für immer die Finger von Ihnen lassen und Sie in Zukunft Ihre Ruhe vor den beiden haben werden.«
    »Na schön.« Nervös bewegte sie dabei den Kopf hin und her.
    »Aus welchem Grund und auf welche Weise hat man der Nachtigall die Flügel gestutzt?«

Hinter Schloss und Riegel
    Die Zeiger auf Justus’ Armbanduhr standen auf zwanzig Uhr achtunddreißig. Noch immer ließen sich Kevin Anderson und Dr. Freeman nicht im Kellergeschoss blicken. Zu Mrs Franklins Entsetzen hatten die drei Detektive die Tür der Gummizelle wieder verriegelt und sie in dieser unbehaglichen Räumlichkeit allein gelassen.
    Peter hatte in der Zwischenzeit eine der Dutzend Türen mit seinem Dietrich geöffnet. In einer stickigen Kammer, in der alle erdenklichen Putzutensilien untergebracht waren, verharrten die Jungs bereits seit fünfzehn Minuten und behielten durch einen schmalen Spalt in der angelehnten Tür den Flur mit dem Paternoster im Auge.
    Plötzlich zuckten sie zusammen. In einer der Kabinen erschienen die beiden Männer. Sie entstiegen dem Paternoster und näherten sich entschlossen der Gummizelle.
    Dr. Freeman trug einen weißen Kittel. Der schwarze Vollbart verlieh seinem schmalen Gesicht etwas Dämonisches. Justus hätte es nicht gewundert, wenn dieser Stirn plötzlich zwei Teufelshörner entwachsen wären. Mit seinen großen, klobigen Händen entriegelte er die Zelle. Für die drei ??? war dies der Startschuss, in die Offensive zu gehen. Noch bevor Dr. Freeman die Tür geöffnet hatte, traten Justus, Bob und
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