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Rufmord

Rufmord

Titel: Rufmord
Autoren: Andre Minninger
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drei Wochen will ich meine Koffer packen und ›Best Hope‹ als rehabilitierter und freier Mensch verlassen.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Ich allein kann solch eine schwerwiegende Entscheidung nicht treffen. Das sollten Sie als Ärztin doch am besten wissen.«
    »Ganz recht«, stimmte die Psychologin zu. »Und daher werden Sie all Ihre Kontakte und Beziehungen nutzen, um mir diesen kleinen Freundschaftsdienst zu erweisen. Es bleibt Ihnen gar keine andere Wahl. Es sei denn, Sie räumen mich aus dem Weg. Doch dieses Risiko dürfte selbst Ihnen zu groß sein. Wer weiß, vielleicht habe ich irgendwo Aufzeichnungen hinterlegt, aus denen eindeutig Ihre kriminellen Machenschaften hervorgehen? Eine Frau in meiner Situation kann es sich schließlich nicht mehr erlauben, ohne eine Rückversicherung zu handeln.«
    »Eine eiskalte Erpressung«, gab Kevin Anderson gereizt von sich. »Wer garantiert uns denn, dass Sie nach Ihrer Freilassung keine Forderungen mehr stellen? Zweihundertfünfzigtausend Dollar sind schnell ausgegeben.«
    »Mir geht es um meine Freiheit. Das Geld spielt eine nebensächliche Rolle und ist nur dazu gedacht, meine Rückkehr ins bürgerliche Leben ein wenig zu erleichtern. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich in diesem Fall mit meinem Ehrenwort begnügen.« Die Psychologin stieß einen verächtlichen Laut aus. »Ich habe es gründlich satt, mit diesen Irren unter einem Dach zu leben. Ihre Anwesenheit bringt mich um. Und auch der Klinik-Fraß ist auf Dauer unerträglich. Ich will hier raus, und deshalb werde ich meine Chance nutzen. Ich gebe Ihnen drei Tage, meine Freilassung in die Wege zu leiten, Doktor, egal wie Sie es anstellen. Ansonsten liefere ich Sie beide bei der Polizei aus. Das ist keine leere Drohung, sondern mein voller Ernst. Haben wir uns da verstanden?«
    Dr. Freeman rang nach Luft und senkte die Stimme. »Sie scheinen sich Ihrer Sache sehr sicher zu sein.«
    »Allerdings. Und deshalb weiche ich auch keinen Schritt von meiner Forderung zurück. Desweiteren verlange ich für meinen restlichen Aufenthalt in dieser Klinik humanere Bedingungen und ein paar kleine Annehmlichkeiten, die mir die Abendstunden versüßen.«
    »Ich höre.«
    »Ab sofort werde ich mir die Hände nicht mehr schmutzig machen. Sprich: Garten- und Küchenarbeiten fallen von nun an nicht mehr in mein Ressort. Ferner wird der verordnete Mittagsschlaf augenblicklich von meiner Liste gestrichen, und auch das Personal wird mir zukünftig mehr Respekt entgegenbringen müssen.«
    »Das lässt sich einrichten«, lenkte Dr. Freeman großzügig ein. »Und was meinten Sie mit den ›versüßten Abendstunden‹?«
    »Jeden Abend eine Flasche Rotwein. ›Baron de Rothschild‹, Jahrgang fünfundvierzig. Dazu eine Karaffe und keinen Zahnputzbecher.«
    »Sie haben Geschmack.« Dr. Freeman gab sich zuversichtlich. »Ich bin mir sicher, dass wir eine gütliche Einigung erzielen werden, Mrs Franklin. Sie haben wohl Verständnis dafür, dass ich mir die ganze Sache noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen muss. Ihre Forderungen kommen, nun ja, wie soll ich sagen, etwas plötzlich.«
    »Drei Tage«, mahnte die Psychologin mit Nachdruck. »Und keine Stunde mehr. Und nun lassen Sie mich allein. Dieses Chaos, das Sie in meinem Zimmer angerichtet haben, hätten Sie sich sparen können. Es wird Stunden dauern, bis alles wieder an seinem Platz steht. Verschwinden Sie endlich!«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließen die beiden Männer das Zimmer der Psychologin.
    »Gehen wir in mein Büro, Kevin«, schlug Dr. Freeman dem Moderator vor.
    Justus, Peter und Bob wagten in ihrer Zentrale nicht zu atmen. Deutlich konnten sie hören, wie Dr. Freeman und Kevin Anderson den Paternoster betraten, schweigend ins Erdgeschoss hinabfuhren und sich wieder ins Büro zurückzogen.
    »Schenk mir noch einen ein, Percy. Das brauche ich jetzt.«
    Flaschen und Gläser klirrten erneut.
    »Was machen wir jetzt?« Hastig setzte der Moderator das Glas an die Lippen und trank in geräuschvollen Zügen.
    »Behalte die Nerven, Kevin. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser kalten Unverfrorenheit. Es wird höchste Zeit, unserer ›Diplom-Psychologin‹ eine spezielle Therapie zukommen zu lassen.«
    Der Moderator atmete erleichtert auf. »Für einen Moment dachte ich schon, du wolltest klein beigeben.«
    »Das hieße, sich freiwillig dem Henker auszuliefern.« Dr. Freeman grinste teuflisch. »Ihrem Gutachten zufolge hatte Mrs
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