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Die Vampir-Dschunke

Die Vampir-Dschunke

Titel: Die Vampir-Dschunke
Autoren: Jason Dark
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Es lag in der Nähe. Bevor der Commander es anhob, warf er seinem Stellvertreter an Bord einen schnellen Blick zu. Die beiden Männer versahen ihren Dienst seit einigen Jahren gemeinsam. Da konnte sich der eine auf den anderen verlassen, und als Jack Farlane jetzt das Gesicht des anderen sah, wurde er doch misstrauisch. Hurley war kein Mensch, der sich so leicht ins Bockshorn jagen ließ und auch für bestimmte Späße keinen Sinn hatte. Das traf hier ebenfalls zu. Sein Blick war skeptisch, wenn nicht unruhig. Die Lippen lagen fest aufeinander. Der Commander glaubte nicht, dass der Mann ihn auf den Arm nehmen wollte.
    Farlane konzentrierte sich auf den Nebel. Dieser schwebte über dem Wasser wie eine Wand, aber er war nicht so dicht, als dass er völlig undurchsichtig gewesen wäre.
    Noch etwas sah Farlane bei ihm als ungewöhnlich an. Der Nebel zeigte sich auf einer begrenzten Fläche. Er faserte nicht auseinander. Er stand so, als wäre er hingesetzt worden. Farlane erkannte, dass er gegen eine rechteckige Fläche schaute, was ihn verwunderte, denn als natürlich konnte er das nicht ansehen.
    Wenig später schaute er durch das Glas. Dabei hatte er das Gefühl, die graue Wand bis zum Greifen nahe an sich herangeholt zu haben. Erst jetzt stellte er fest, dass der Nebel nicht gleichmäßig verteilt war. In der Mitte, seinem Innern also, war er dunkler als an den Rändern.
    Hurley hielt sich mit einem weiteren Kommentar zurück. Er wollte zunächst den Kommentar seines Vorgesetzten ab warten.
    Doch Farlane stellte eine Frage. »Was können Sie mir noch für Informationen geben?«
    »Keine guten.«
    »Wieso?«
    »Es geht um den Nebel. Wir haben ihn auf unserem Schirm nicht gesehen. Er ist quasi nicht vorhanden.«
    »Unsinn!«
    »Es ist aber so, Sir.«
    Farlane wollte sich nicht aufregen. Allerdings erfasste ihn ein ungewöhnliches Gefühl. Was er da sah, passte nicht. Er hielt es auch nicht für ein Wetterphänomen, denn in dem Fall wäre der Nebel auf dem Schirm zu sehen gewesen. So aber sah Farlane ihn nur mit den eigenen Augen.
    Er konzentrierte sich und brauchte nicht lange zu schauen, bis er feststellte, dass der Nebel etwas beinhaltete, das nicht genau zu erkennen war, sich aber wegen seines dunkleren Umrisses vor dem helleren Untergrund abhob.
    » Was ist das, Hurley?«
    »Wenn ich das wüsste. Vielleicht ein fremdes Boot.«
    »Ein unbekanntes Boot im Nebel.«
    Hurley setzte auch sein Glas an die Augen. Dabei murmelte er: »Auf dem Schirm ist noch immer nichts zu sehen, aber es ist da, verdammt noch mal.«
    »Stimmt.«
    »Und es kommt auf uns zu.«
    Farlane nickte, ohne etwas zu sagen. Der Commander kam sich in diesem Fall überfordert vor. Das hatte er in all seinen Dienstjahren noch nicht erlebt.
    Dass sich etwas in der Nebelwand befand, stand für ihn fest. Es konnte nur ein Schiff sein, das den Nebel ausnutzte, um sich zu tarnen. Der dicke Dunst schien dem Schiff zu gehorchen – oder auch umgekehrt.
    Farlane versuchte, die Geschwindigkeit der Nebelwand abzuschätzen. Es war nicht ganz leicht für ihn. Hin und wieder schien das Schiff auf den Wellen zu tanzen, dann wiederum stand es für einen Moment still, bevor die Dünung es weiter trieb und der Kurs dabei nicht geändert wurde.
    Nach einer Weile setzte der Commander das Glas ab. Er strich sich über die Stirn, die etwas feucht geworden war. Nicht dass er die Nerven verlor, aber seltsam war dieses Gebilde schon, und vor allen Dingen für ihn unerklärlich.
    Hurley kratzte sich im Nacken. »Haben Sie die Lösung, Sir?«
    »Nein!« Farlane’s Stimme klang wütend. »Ich habe sie nicht, und ich weiß auch nicht, ob wir sie je bekommen werden.«
    »Darf ich was sagen?«
    »Bitte.«
    »Das deutet auf eine Kollision hin, Sir. Vorausgesetzt, wir bleiben auf dem Kurs. Es ist auch zu überlegen, ob wir Alarm geben sollen.«
    »Noch nicht. Wir ändern den Kurs.«
    »Sehr gut.«
    »Übernehmen Sie das, Hurley.«
    Commander Farlane wusste, dass er sich auf seinen Ersten Offizier verlassen konnte. Im Moment befanden sie sich als einzige Personen auf der Brücke. Die übrige Mannschaft war mit anderen Dingen beschäftigt.
    Vor hundert Jahren hatte der Steuermann noch an einem großen Rad drehen müssen. Darauf konnte er heute verzichten. Das übernahm eine Elektronik.
    Aber der Mensch musste diese natürlich überwachen. Beide Männer merkten, wie das Boot allmählich seinen Kurs änderte. Sie stampften mehr in Richtung Nordost durch das graue Wasser und würden, wenn
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