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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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wird nicht reichen …«
    »Wir greifen sowieso zu weit vor«, meinte Bernie. »Lasst uns das Schritt für Schritt angehen. Es klappt, das weiß ich.«

    »Ich könnte aushelfen«, erbot sich Kate. »Ich habe ein bisschen Geld.« Sie dachte an das Haus ihrer Mutter, das sich verkaufen ließ, und an das bescheidene Erbe, das sie noch kaum angerührt hatte. Das würde reichen.
    »Das können wir nicht von dir verlangen«, winkte Bernie ab.
    »Meine Mutter hätte es gewollt.« Fast spürte sie Lu bei sich im Raum, schön und unversehrt, ohne die Narben, die der Krebs hinterlassen hatte, wie sie Kate, die Arme um sie gelegt, das Nähen beibrachte. So geht’s. »Sie hätte gern bei euch mitgemacht, und so kann sie es …«
    Zum Dank umarmten die Frauen sie; sogar Aileen legte eine Hand auf ihre Schulter.
     
    Sie wollten Kates Angebot nur annehmen, wenn sie sich Unterwäsche von ihnen entwerfen ließe, zu der sie keinen einzigen Stich selbst beitragen durfte. Das Stück, das sie fertigten, hatte etwas Magisches. Es trug die Farben des Lichts und der Sonne in sich, verwoben zu einem feinen, komplexen keltischen Muster, das die Geschichte ihres Lebens in Amerika und Irland erzählte, alles, was sie gewesen war und sein würde.
    Als Kate es anprobierte, spürte sie wieder die Gegenwart ihrer Mutter, zum letzten Mal.
    Nun endlich wusste sie, was sie tun würde.

BILD DREIUNDDREISSIG
    Abschlussarbeiten
    D ann werde ich wohl nach Irland fliegen müssen, was?«, sagte Ella am Telefon. Sie flog ungern, aber für Kate würde sie eine Ausnahme machen. »Du kommst nicht zurück. Das höre ich deiner Stimme an.«
    »Irgendwann schon.« Es tat Kate gut, endlich wieder mit ihrer Freundin zu reden, richtig zu reden. E-Mails boten eine schnelle und praktische Möglichkeit der Kommunikation, doch sie waren einfach nicht das Gleiche. Kate stellte sich Ella im Laden vor, den kleinen Schaukasten mit Modeschmuck und Accessoires vor sich – der Strasspfau, die Halsketten aus den vierziger Jahren, eine Schiaparelli-Brosche, ein Hattie-Carnegie-Armband, Tücher von Gucci und Hermès, Schätze aus der Blütezeit des Designs.
    »Aber nicht für ganz«, widersprach Ella. »Du hörst dich doch schon fast wie eine Irin an. Am Ende fängst du noch mit Gälisch an, und ich verstehe kein Wort mehr.«
    »Ich lerne.« Sie fragte Ella nicht wie sonst nach Ethan, weil sie kaum noch an ihn dachte und der Schmerz über seinen Verlust allmählich nachließ. »So vieles.«
    »Du fehlst mir«, sagte Ella. »Ohne dich ist es nicht mehr so wie früher. Alles ist voller Löcher.«

    »Alles?«
    »Die Pullover und Kleider.«
    »Ich bin dir also nur wegen meiner Nähkünste wichtig.«
    »Soweit ich das mitbekommen habe, beschäftigst du dich nicht mehr mit Näharbeiten. Wer hätte gedacht, dass eine schüchterne Person wie du mal Tangas und Slips entwerfen würde? Wann krieg ich übrigens ein Modell von dir? Das Internet ist voll von euch, den Spitzenklöpplerinnen von Glenmara. So nennen sie euch in den Nachrichten.«
    »Tatsächlich? Wir wussten, dass in London über uns berichtet wird, aber …«
    »Nein, auf der ganzen Welt, meine Liebe.«
    »Wer hat mal gesagt, dass jedem seine fünfzehn Minuten Ruhm zustehen?«
    »Ich hab das Gefühl, bei euch wird’s ein bisschen mehr«, meinte Ella. »Was hält dich an diesem Ort? Die Inspiration? Die Spitze?«
    Ja. Nein. Wie sollte Kate ihre Reise von einem Ort zum anderen, von ihrem alten zu ihrem neuen Ich beschreiben? »Komm mich einfach besuchen, dann stelle ich dir alle vor: Bernie, Oona, Moira, Aileen, Denny, Niall, William, Mrs. Flynn … und Sullivan.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht, dass es einen Sullivan in deinem Leben gibt«, sagte Ella. »Hat er zufällig einen passenden Freund?«
    »Möglicherweise.« Kate lachte.
    »Angeblich sind Iren sehr charmant.«
    »Langweilig sind sie jedenfalls nicht.«
    »Muss am irischen Regen liegen.«

    »Wahrscheinlich.« Kate dachte an den Tag ihrer Ankunft. »Wer weiß, vielleicht würde es dir hier ja auch gefallen.«
    »Meinst du? Beginnst du gerade eine umgekehrte Auswanderungsbewegung in die alte Heimat?«
    Ja.
    Vielleicht hält auf einer abgelegenen Straße ein Mann mit einem bunten Wagen, nimmt dich mit und bringt dich zu einem Dorf am Meer, in dem alles auf den Neuanfang wartet. Es muss nicht perfekt sein. Du musst nicht perfekt sein. Sei einfach nur du.
    Und dann nimmst du Nadel und Faden in die Hand und stellst fest, dass ein Zauber in ihnen steckt, wenn du es nur
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