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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Leggings sind wieder in, und Springerstiefel auch«, bemerkte Kate.
    »Aber hoffentlich nicht dieses schreckliche Polyesterzeug«, rief Bernie entsetzt aus. »Das brauch ich nicht noch mal.«
    »Ich hab ein Bild von dir in Blümchenhose.« Aileen grinste.
    »Dieses schreckliche rostfarbene Ding?« Bernie schlug stöhnend die Hände vors Gesicht. »Dass Mam mich das hat kaufen lassen … Noch dazu in dem schicken Laden in Galway.«
    »Du hast die Hose damals heiß gefunden.«
    »Es war mir heiß in dem Kunststoffzeug«, sagte Bernie und fragte Aileen: »Welche Farben hat der Totenkopf?«

    »Weiß mit Silberfäden und Perlen für die Augen. Zuerst wollte ich Strass dafür verwenden, aber das war mir dann doch zu nuttig.«
    »Klingt nach viktorianischem Punk«, bemerkte Kate.
    »So hab ich das noch gar nicht gesehen.« Aileen schaute die junge Frau an, als nähme sie sie zum ersten Mal richtig wahr.
    »Ich wette, der Büstenhalter gefällt ihr«, sagte Moira. »Wegen dem Stil und weil er von dir ist.«
    »Ich hoffe nur, dass wir wieder eine Möglichkeit finden, miteinander zu reden«, meinte Aileen. »In nicht mehr allzu ferner Zukunft wird sie ganz weg sein.«
    »Nein, nicht ganz«, widersprach Oona.
    Aileen setzte sich auf den freien Platz neben Kate. Bernie nickte ihr anerkennend zu, doch Aileen schenkte ihr keine Beachtung. Ihr Gesichtsausdruck schien zu sagen: Irgendwo muss ich mich ja hinsetzen, oder?
    Kate hielt den Blick anfangs genau wie Aileen auf ihre Arbeit gerichtet, aber im Lauf des Vormittags schien sich ihre Anspannung zu lösen. Enge Freundinnen würden sie vermutlich nie werden, doch sie mussten sich ja auch nicht jedes Mal, wenn sie einander begegneten, in die Haare geraten.
    »Ailey«, sagte Bernie irgendwann. »Wir haben dich nicht vergessen: Jetzt bist du dran.«
    »Nein …«
    »Zu spät. Schon passiert.« Oona holte ein in Seidenpapier gewickeltes Päckchen hervor. »Na los, mach’s auf.«
    Aileen schnitt das Band durch und schlug das Papier auseinander, so dass die Unterwäsche mit Art-déco-Muster zum Vorschein kam. »Aber wie …?«

    Bernie lächelte. »Rourke hat mir den Slip und den Büstenhalter gegeben, die seiner Meinung nach ein bisschen mehr Pepp vertragen könnten. Wir dachten, der Stil passt zu dir.«
    »Mir fehlen die Worte«, flüsterte Aileen, Tränen in den Augen. »Danke, für alles.«
    Bis spät abends flogen ihre Finger. Die Frauen schienen Muster in allem zu entdecken, in Pferdemähnen, Schmetterlingsflügeln, Grashalmen, Efeublättern, Spinnweben, Regentropfen, Wellen, Lerchenfedern, den Falten ihrer Gesichter und ihren eigenen Händen. Dies war die Spitze ihrer Träume, ihrer Phantasie. Am Ende des Tages betrachteten sie ihre schwieligen Finger, verblüfft darüber, dass es ihnen gelungen war, solche Dinge zu schaffen. Die Fäden schienen die Frauen miteinander und mit der Welt draußen zu verbinden. »Das sind wir, nicht wahr?«, fragte Oona und berührte die Rückenlehne von Colleens Stuhl. »Alle.«

BILD EINUNDDREISSIG
    Markttag
    V om Fenster seines Cottages aus beobachtete der Pfarrer, wie die Besucher mit Bussen und Autos im Ort eintrafen und die Straße blockierten. Sie kamen nicht nur des St.-Brendan-Fests wegen, sondern wollten die Spitze sehen und mehr über die Frauen und das Dorf erfahren. Es war eine richtige Invasion. Fast wäre er hinuntergelaufen, um sie zu verscheuchen. Zwei Wochen zuvor, vor Colleens Tod, vor dem Verlust seiner Stellung, hätte er es sicher noch getan.
    An jenem Morgen hatte ein Vertreter des bischöflichen Ordinariats angerufen. »Pfarrer Byrne, Sie haben unsere Briefe erhalten?«
    Nicht das sonst übliche »Dominic«, nein, die förmliche Anrede. Es handelte sich also um etwas Ernstes.
    »Ja.«
    »Und auch gelesen?«
    »Ja.«
    »Aber nicht darauf reagiert.«
    »Es gab hier Wichtigeres für mich zu tun.«
    »Ist Ihnen klar, dass die Pfarrei aufgelöst und Glenmara künftig von einem Geistlichen versorgt wird, der mehrere Gemeinden betreut? Er wird nächste Woche da sein …«

    »Ja. Wenn Sie meine Dienste weiter benötigen …«
    »Wir dachten, wir hätten uns klar genug ausgedrückt: Die Gemeinde unterliegt der Konsolidierung, anders können wir sie nicht erhalten. Sie wird von jetzt an auf Teilzeitbasis betreut, Pfarrer Byrne. Sie braucht man anderswo.«
    Anderswo. Was das wohl hieß? »Verstehe.«
    »Es gibt eine Assistentenstelle in …«
    Eine Degradierung. Byrne hörte dem Mann am anderen Ende der Leitung nicht mehr zu und
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